Livehaftig

A Farewell To Monkeys

HELL PATRÖL – BOOMERANG – TOXIK SHOKK – HAMMER KING

~ 09.03.2019, Das Haus, Ludwigshafen ~


Ein Abend der Abschiede – ein Abend der Emotionen.

Nicht nur Hille, der verstorbene Kopf der legendären SENSLES, soll nochmals gefeiert werden, weitere Abschiede stehen im Raum. Getrauert wird jedoch nicht, Party heißt das Motto des Abends.

Mit einem Riff von JUDAS PRIEST startet der Abend. Diesem Song haben die Heidelberger Speedster ihren Namen entlehnt. Here They Are: HELL PATRÖL!!! Sie spielen nach dem Motto, Speed as Speed can. Die Köpfe werden von Beginn an geschüttelt, die mehr oder weniger vorhandenen Haare fliegen. Ich für meine Person finde, ein paar Variationen der Geschwindigkeit würden nicht schaden. Im Großen und Ganzen wird der Meute vor der Bühne ordentlich eingeheizt.

Eine Ansage wird Hille gewidmet, mit dem die höllischen Buben lange den Proberaum teilten: ´Speed Demons Rise´ würde wie eine „Mischung aus Europahymne und VENOM“ klingen. Wenn man so will, hatte er nicht ganz unrecht. Danach folgte leider auch schon die erste Abschiedserklärung, denn Christian an der Gitarre muss zum Juli die Band aus beruflichen Gründen aufgeben. Ich bin sicher, es gibt noch ein Abschiedskonzert. Und dann darf gerne wieder die Bühne zerlegt werden. Mit ´Front Row Speedbanging Madness´ und ´Millenial Speed Metal´ ist der erste Auftritt des Abends schon vorbei.

 

 

Aus Frankenthal finden BOOMERANG den Weg ins Haus. Nach der vollen Portion Speed liegt hier eine willkommene Abwechslung vor. Es gibt mehr Tempovarianz, mehr Melodie, eine starke Sängerin, kurz einen perfekten Auftritt. Mit Valeska Kober haben sie tatsächlich einen guten Fang gemacht. Vermutlich ist das ihr erster oder zweiter Auftritt mit der Band, weder ist ihr Nervosität anzumerken noch Unsicherheiten. Schön, dass es heute nicht nur um Abschiede geht…

Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, mir sind die Herrschaften mit Dame komplett neu. Mit ihrem flotten, manchmal leicht angeproggten Power Metal eher amerikanischer Schule, vermögen sie mich in ihren Bann zu ziehen. Die Stimmen von Valeska und Gitarrist Thomas Fahrnbach harmonieren wunderbar. Und da Valli richtig überzeugt, stößt auch jeder Spruch zur Frauenquote ins Leere.

 

Hiernach rödeln sich TOXIK SHOKK durch ihr bekanntes Set. Thrash ist angesagt. Zeit für Circle Pit und ähnlichen Radau. Wer mich kennt weiß, Thrash ist eher nicht meine Baustelle, aber was hier passiert, kann nur mitreißen. Als dann noch Domaniac, der Sänger von HELL PATRÖL neben mir steht, gibt es kein Halten mehr. Die Temperatur im Raum steigt jetzt merklich noch weiter, wo soll das noch hinführen?

Die Setlist ist eigentlich bekannt, zu Gehör gebracht wird das komplette Programm mit Höhepunkten wie ´Gas Food Murder´, ´Streets Of Blood´ oder ´Story Of Our Life´ mit seinem groovigen Zwischenpart. ´Dream On´ wird wieder als 80er Jahre Nummer angekündigt, und mit´Dr. Frankenmosh´ kommt Besuch auf die Bühne.

 

 

Hier folgt tatsächlich ein richtiger Abschied. Wie angekündigt ist dies Zottels letzter Auftritt mit diesem sympathischen und chaotischen Haufen. Gesundheitliche Gründe machen es nötig, dass er den Gesang und die Band an den Nagel hängen muss. Sehr emotional sind die nächsten Minuten, mit Spruchbändern, Abschiedsgeschenk, Sprechchören und langem, sehr langem Applaus. Selbst bei den hartgesottensten Recken sind Tränen in den Augenwinkeln zu sehen. Auch von mir ein:

DANKE ZOTTEL!

 

Ich erspare mir und Euch jetzt jedes vermeintlich lustige Wortspiel mit Hammer, King und Glory. Bei den Klängen von ´Hocus Pocus´ weiß jeder, was jetzt folgt: Eine ordentliche Portion Heavy Metal. Im Vergleich zum Soloauftritt in Mainz Anfang Januar wurde die Setlist ein wenig gekürzt, dennoch sind ganz sicher alle auf ihre Kosten gekommen. So soll Heavy Metal sein, Pathos, Melodie und Mitsingrefrains. „Olala“-Spiele sorgen für Stimmung. Alles bleibt beim Alten, die Meute feiert jedes Wort, jeden Satz, jedes Lied. Und dass die Worte Hammer, King und Glory recht inflationär genutzt werden, gehört zum Bild. Ich will hier aber noch einmal folgendes sagen, diese Band besteht aus vier wirklich hervorragenden Musikern, die ihr Metier beherrschen und wissen, was sie tun. Gern hätten sie noch länger spielen dürfen, aber als sie ihr Set beenden ist es schon nach Mitternacht.

 

 

Alle, Publikum, wie Musiker, sind ausgelaugt. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit im Raum erreichen, auch in Folge erhöhten Schweißaustritts, tropische Dimensionen. Der Zeitpunkt für die letzten Hallos, Biere, Autogramme und Fotos ist gekommen. Alles freuen sich schon auf die nächsten Events. Das war sicher nicht das letzte Mal, dass wir alle hier zusammengekommen sind…

Für mich war angenehm, dass jede der auftretenden Bands ihr eigenes Profil zeigen konnte, eigentlich sah bei jedem Auftritt (von meinem Sohn abgesehen) die Front Row anders aus. Dennoch haben alle wunderbar zusammen gefeiert. Darauf, und alle vier Bands, und auf Hille ein dreifaches

CHEERIO!