Livehaftig

SODOM – HELLRIPPER – BONDED

28. Dezember 2024, Halle02, Heidelberg

„Thrash-Finale 2024!“


Leider hatte ich 2023 die SODOM-Show in der Heidelberger „Halle02“ verpasst, eigentlich ungemein schade, da sich das Konzertprogramm in unserer Region in den vergangenen Jahren ja nicht gerade vorteilhaft entwickelt hatte. Der Schwimmbad Musikclub schloss bereits 2015 endgültig seine Tore und hatte schon viele Jahre lang lediglich von seinen legendären Zeiten gelebt, und auch der „Karlstorbahnhof“ bringt für meinen Geschmack nur höchst selten etwas Vernünftiges auf die Bühne.

Ein so hochkarätiges Package, wie das der ´Evil Obsession´-Tour, hat meiner Ansicht nach dann auch eindeutig eine Würdigung verdient, und selbst Minustemperaturen konnten mich drei Tage vor Jahreswechsel von meinem Vorhaben nicht abhalten.

Das letzte Album des Dortmunder Thrash Metal-Quintetts BONDED hatte ich sogar hier besprochen, und die Combo um die beiden Axtmänner Bernd „Bernemann“ Kost (ehemals SODOM) und Marco Stützer, Drummer Markus Freiwald (ex-SODOM und KREATOR) sowie Bassist Marc Hauschild (zuvor TAURON), ließ auch live absolut nichts anbrennen, und verblüffte mit seinen knorrigen Riffs und den Speed Granaten ganz im Stile der Acts, in denen sie sich bereits bewiesen hatten.

Die schottischen HELLRIPPER um Mastermind James McBain boten nach einer kurzen Umbaupause ein wahres Traumkonzert, angeführt von ihrem energiegeladenen Blackened Speed-Metal, der das Publikum restlos begeisterte.

Der junge McBain hat sich dabei mit Musikern wie dem Gitarristen Joseph Quinlan (DESERT HERETIC), dem Bassisten Clark Core (ex-RATS OF REALITY) und dem Schlagzeuger Max Southall (VATICINAL RITES) umgeben, um die Stücke auch live auf perfekte Art und Weise zu verteidigen.

Die Auswahl an Songs reicht von ihren drei Studioalben bis hin zur ´Black Arts & Alchemy´ EP von 2019 und enthält außerdem einen Song ihrer Compilation ´Complete And Total Fucking Mayhem´.

Frontmann McBain peitscht dann fortwährend voran, mit seinen wie in schottischen Whiskey getränkten, punkigen Riffs, und die Energie seines galoppierenden, geschwärzten Thrashs ist vollends elektrisierend.

Vom aktuellen, großartigen Longplayer ´Warlocks Grim & Withered Hags´ werden ´Goat Vomit Nightmare´ und ´The Nuckelavee´ präsentiert, wobei bei den Stücken auch eindeutig traditionelle Heavy Metal-Anklänge zu verzeichnen sind.

HELLRIPPERs geschickte Verflechtung von Black, Thrash und Old School Metal mit Crust-Punk ist aber vor allem eine Hommage an Veteranen wie BATHORY, SLAYER, VENOM oder METALLICA, und die Band strahlt live von allen Seiten Charisma aus und verteidigt mit einer Mischung aus Schwarz und Geschwindigkeit, die ihre thrashige Aggressivität mit dem dreckigen Rock von MOTÖRHEAD verbindet.

Die Zuschauer feiern die schwarze Horde zu jeder Zeit mit einer donnernden Energie und zeigen sich in völliger Harmonie mit der Musik, während HELLRIPPER weitere schnelle und wütende Songs wie ´All Hail The Goat´, ´The Affair Of The Poisons´oder ´Bastard Of Hades´darbietet.

Ihre Vorstellung war jedenfalls derart mitreißend und perfekt, und ich kann mir gut vorstellen, dass das Publikum auf dem Heimweg voller Komplimente durch die eiskalten Straßen Heidelbergs gestolpert ist.

Einziger, kleiner Wehrmutstropfen war jedoch, dass das Banner von BONDED nicht ersetzt oder abgehängt wurde, hier hätte man doch den Bandnamen zumindest mit einem schwarzen Tuch überdecken können.

Den Gelsenkirchener Thrash-Evergreen um Tom Angelripper kenne ich nun bereits seit den Anfangstagen, und es ist schon höchst beeindruckend wie der mittlerweile schon 61-jährige Bandleader, seine schweißgetränkten Speed-Attacken da nach wie vor von der Bühne schießt.

Heute wird vor allem die Wiederveröffentlichung von SODOMs Geniestreich ´Tapping The Vein´ gebührend gefeiert, und der damalige Gitarrist Andy Brings kommt für fünf der Songs auf die Bühne, ein spezieller Gimmick, der durch einen unglücklichen Vorfall jedoch überschattet wird.

Ein Zuschauer hatte sich beim Stage Diving nämlich so schwer verletzt, dass das Konzert für etwa eine halbe Stunde unterbrochen wurde. Es war schon ein ziemlicher Schrecken, aber wie Angelripper uns später beruhigte, schwebte der Mensch zumindest nicht in Lebensgefahr.

SODOM eröffneten jedenfalls ihr reguläres Set dann überraschenderweise mit ´Shellfire Defense´ vom ´Better Off Dead´-Album, gefolgt von der punkigen Raserei von ´Get What You Deserve´.

Die gestandene Oldschool-Thrash-Riege um Angelripper, Yorck Segat, Frank „Blackfire“ Gosdzik und Toni Merkel präsentiert sich jedenfalls einmal mehr als bis in die Haarspitzen motiviert und top aufeinander abgestimmt, die langjährige gemeinsame Spielpraxis merkt man der aktuellen Formation über die gesamten rund 90 Minuten Spieldauer deutlich an.

Die Thrash-Teutonen spielen dabei auch viel älteres Material aus ihren Anfangsjahren, das live immer noch umwerfend klingt, wie etwa ´Blasphemer´ vom Debüt oder ´Nuclear Winter´ von ihrem ´Persecution Mania´-Meisterwerk.

Das Finale-Triple startet dann mit einem Gedenken an die Kriegsopfer und ´Remember The Fallen´, das speziell durch die denkwürdigen Soli von Blackfire besticht, und das Set wird schließlich mit einem weiteren ungeheuren Kraftaufwand und der Kombi von ´Ausgebombt´ und ´Bombenhagel´ furios beendet. Nicht nur in lyrischer, sondern auch in musikalischer Hinsicht ergänzen sich diese beiden Songs ganz hervorragend.

Ein perfekter Gig, abgesehen von dem bereits genannten Zwischenfall, bei dem die Sodom & Gomorra-Atmosphäre, mit viel Moshing, großen Pits, Schweiß und Körperlichkeit, höchst präsent war. Einen besseren Ausklang für 2024 hätte es nicht geben können.

SODOM Setlist

Shellfire Defense
Get What You Deserve
Exhibition Bout
City Of God
Nuclear Winter
Agent Orange
Blasphemer
Peacemaker’s Law
Heartbeat
Body Parts (w/ Andy Brings)
Skinned Alive (w/ Andy Brings)
One Step Over The Line (w/ Andy Brings)
The Crippler (w/ Andy Brings)
Wachturm (w/ Andy Brings)
Conqueror
Tired And Red
Remember The Fallen
Ausgebombt
Bombenhagel

https://facebook.com/sodomized

 

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