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BEAST IN BLACK – From Hell With Love

~ 2019 (Nuclear Blast) – Stil: Pop ~


Der Albumtitel des zweiten BEAST IN BLACK-Albums ´From Hell With Love´ sagt bereits alles aus: Sie – BEAST IN BLACK – kommen aus der Hölle und kleiden sich mit Liebestötern – passend hierzu empfiehlt der über den Wolken schwebende Jogginghosen-Verächter rosa Plüsch-Sandalen und viele rosa Puschel-Bommeln. Doch mit welchen Puscheln Mastermind Anton Kabanen nachts ins Bett steigt, wollen wir nicht wissen. Denn der ex-BATTLE BEAST-Gitarrist/Sänger geht jetzt lieber mit Glitzerkleid in die Disco als auf das Battlefield des Heavy Metal. Wer diese Musik allerdings als erstklassig und obendrein sogar als Metal ansieht, hat sich in der für ihn falschen Szene verlaufen. Dies hat sich auch Sänger Yannis Papadopoulos, der im Augenblick von seinen glorreichen Gesangsvorträgen bei WARDRUM oder UNTIL RAIN zehrt, aber das gleiche Lebensschicksal fristet wie ein Tommy Karevik bei KAMELOT. Die pure Puschel-Verschwendung eines Talents.

From Russia with Love? From Paris with Love? From Sarah with Love. Sobald Ihr also in diesen Tagen mit rosa Seidenhandschuhen Sarah in die Dorfdisko fahrt, wählt Ihr passenderweise aus Eurer Playlist zur Stimmungsaufhellung ´Cry Out For A Hero´. Dann erlebt Ihr in den emotionalen Gesangsmomenten einen berstenden Gesang als Mischung aus Brian Johnson und Eric Adams. Nur: Ein rauer Gesang bedingt längst keinen Heavy Metal, und Udo Dirkschneider verläuft sich selten in der Plastik-Disco. Die Synths, die gerne den Synth-Pop erlebt hätten, und die Beats des Titelsongs, die nie in den Beat-Schuppen gekommen wären, promoten poppigen Melodic Rock. Das ist noch nicht mal Melodic Rock, wer will also von Heavy Metal reden? Zu Tech-Drums aus den Achtzigerjahren, die fortwährend die Bommeln anpuffen, singt ein sich so schimpfender Chor gewollt nach RONDO VENEZIANO, dennoch unter jedwedem Niveau der Domspatzen, denen keiner in die Kronjuwelen kneifen darf.

Für eine Metal-Boygroup fehlen BEAST IN BLACK freilich die ganz großen Melodien. Sie spielen flockig wie die modernen Boygroups des Schlagers auf, die diesem ein neues Gesicht verpassen sollen. Ob der Heavy Metal das Gesicht der Nicht-Metal-Band BEAST IN BLACK benötigt, entscheidet am Ende der Käufer oder für den Mainstream-Burschen der Blick auf das Wacken-Billing. Vielleicht haben wir es bei BEAST IN BLACK ebenso nur mit einer der schwer beliebten Coverkapellen zu tun (siehe hier), denn ´Sweet True Lies´ ist ein schlimm bommelndes BON JOVI-Rip-off. Sänger Yannis Papadopoulos kann infolgedessen gar keine eigene Linie finden. Erst singt er „Baby, Baby, tell me“, dann singt er in ´This Is War´ zu einer Schunkel-Melodie [sic] „this is war“. Lächerlicher geht es nicht. Doch, mit SKYLARK-Fanfaren aus dem Barbie-Haus und mehr „Ohohoooo“s als sie RHAPSODY je verkünden konnten in ´Repentless´. Zudem steht Wippen und Wogen zur Panflöte aus ´Oceandeep´ als weiterer Horror-Programmpunkt an. Hören sich eigentlich BULLET in der Disco anstatt PANIC am frühen Morgen wie der ´True Believer´ an? Mir schwant Schauderhaftes.

Natürlich darf ich das alles wunderbar und super-toll finden, ich kann ja auch zu NSYNC und den SPICE GIRLS headbangen, ich muss es aber nicht. Die Ausführungen der Formation könnte man genauso als annähernd gut bezeichnen, würde dem Songmaterial nicht von Lied zu Lied die Luft ausgehen. Außerdem hat Musik sehr wohl etwas mit Gefühlen und Emotionen zu tun, hier dagegen fühlt Mann/Frau rein gar nichts, nichts berührt. Bei solch einer Talent- und Zeitverschwendung darf sich kein Rezensent neutral verhalten.

Wieso stehen BEAST IN BLACK eigentlich in den Metal-Archives? Die Qualitätskontrolle hat schwer nachgelassen. Was ist da los? Nun gut, unter dem Stichwort Crossover könnt Ihr diese Mischung aus Hardrock, Pop und Disco-Glam vielleicht Eurer kleinen Nichte verkaufen, jeder Metaller wird Euch jedoch bei Erwähnung des Namens BEAST IN BLACK in Verbindung mit Heavy Metal in Zukunft seine Nietenarmbänder in den Weichteilen spüren lassen.

(1 Punkt)