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RHAPSODY OF FIRE – The Eight Mountain

~ 2019 (AFM Records) – Stil: Euro Power Metal ~


 

 

Die 90er waren nicht unbedingt die beste Zeit für traditionellen Heavy oder Power Metal. Crossover und New Metal überschwemmten den Markt, es kam sogar die Frage auf, ob der Metal tot sei. Nein, er war es nicht (s.a. hier), einige Hartgesottene hielten die Fahne hoch, hier seien HAMMERFALL, EDGUY oder RHAPSODY genannt. Vor allem letztgenannte haben dem Verfasser dieser Zeilen viel bedeutet. Diese Mischung aus Klassik und Metal war sehr beeindruckend, und noch heute finden sich ihre frühen Alben in Playlisten. Die ´Rain Of A Thousand Flames´ war der Auslöser, die Welt von GOBLIN zu erforschen. Später noch Christopher Lee als Sprecher für die Alben zu engagieren, war einer der größten Einfälle der Italiener.

Musikalisch mischten sie Euro-Metal mit barocken Elementen und Filmmusik. Darum erfanden RHAPSODY für sich die Schublade Hollywood Metal. Nach Management-Problemen und diversen Line-Up-Wechseln zerfiel die Band, so dass wir jetzt mehrere Ausgaben von RHAPSODY haben. Die Fortführung der Urformation – RHAPSODY OF FIRE – legt aktuell ´The Eight Mountain´ vor. Zum Start einer neuen Fantasy-Saga haben die Mannen um das letzte verbliebene Urmitglied, Keyboarder Alex Staropoli, aus dem Vollen geschöpft. Sänger Fabio Lione ist seit 2016 nicht mehr zugegen, Gitarrist Luca Turilli seit 2011.

Das obligatorische Intro ´Abyss Of Pain´ führt hinein in eine Welt aus bombastischem Power Metal mit Yngwie-Leads, fetten Chören, Orchesterwällen und den obligatorisch hohen Vocals. Und wenn schon Geigen geigen und Flöten flöten, darf im Opener ´Seven Heroic Deeds´ auch eine Hammond-Orgel orgeln. Alle von den früheren Alben bekannten Trademarks sind also wieder vorhanden. Auffällig ist, Sänger Giacomo Voli agiert aggressiver als sein Vorgänger Fabio Lione.

Selbst die lieblichen Töne bleiben nicht außen vor. ´Warrior Heart´ nennt sich die von Flöten begleitete erste Ballade. Spätestens an dieser Stelle macht sich der Einsatz des „Bulgarian National Symphony Orchestra“s, das die Erfahrung von mehr als 600 Filmsoundtracks mitbringt, bezahlt. Mit neuneinhalb Minuten ist ´March Against The Tyrant´ der erste der beiden Longtracks. Dieser beinhaltet im Kleinen alle Bausteine, die ein RHAPSODY OF FIRE-Album prägen. Auffallend seltener als früher sind Erzählpassagen im Hörspielmodus in den Songs eingebaut. Insgesamt liegt das Augenmerk etwas mehr auf der Musik als auf der Geschichte. Musikalische Zitate, die einst ein Stück wie ´Queen Of The Dark Horizons´ bereicherten, bleiben außen vor. Die zweite Ballade ´The Wind, The Rain And The Moon´ ist weniger lieblich als vielmehr traurig. Auf sie folgt zum Abschluss der Elfminüter ´Tales Of A Hero’s Fate´. Überraschend hier sind zu Beginn die fast schon schwarzmetallischen Vocals. Und obwohl 2015 verstorben, ist die Stimme von Christopher Lee noch ein (letztes?) Mal zu hören.

Mit ´The Eight Mountain´ ist RHAPSODY OF FIRE tatsächlich, und für viele Zweifler vielleicht überraschend, ein erhabenes und atmosphärisches Album gelungen, welches zumindest auszugsweise ab dem 1. März in Deutschland auch live zu erleben ist. Mag es auch Spötter geben, diese Band hat ihre Existenzberechtigung.

(Eight Mountains – Eight Points)

Mario Wolski

 

 

 

Sicher, RHAPSODY OF FIRE (und das ganze andere RHAPSODY-Gelumbs) sind in erster Linie Geschmackssache. Und ein Markt existiert für diesen Plastik-Metal, sonst wäre die Truppe schon längst in Vergessenheit geraden. Aber das ist so eine Band, die all die miesen Klischees in sich vereint.

Diese ganze überzogene, überproduzierte Metalpampe aus klassischen Elementen, Triggerdrums, Kinderlied-Melodien und Möchte-Gerne-MALSMSTEEN-Einlagen wirken wie am Reißbrett konstruiert. Klar, kann man das auch anderen Bands vorwerfen, aber in diesem Falle hat das schon Routine. Ich wette, wenn man denen den Stecker zieht, kommt nur noch heiße Luft.

Aufgeblasene Klassik-Einlagen, tausende Male schon verbraten…und ehrlich, ich will Metal hören und keinen Opernkram…vielleicht bin ich da engstirnig, aber dazu stehe ich. Wenn ich auf dem neuen Album nur `The Wind, The Rain And The Moon` höre, stellen sich die Nackenhaare vor Scham. Trigger-Hetz-Nummern wie `Clash Of Times`, `Master Of Peace` oder `Rain Of Fury` wären hintereinander, ohne Pause geschaltet, ein einziger langer Song. Unfassbar dieser gekünstelte Metalmatsch. Argh.

`March Against The Tyrant`- wenn da nicht 80 Prozent vom Band kommt dann….  Die Übergänge, man höre nur bei 4:36 Min.- umpf… Nee, so etwas will ich nicht hören. Wenn sich einer berufen fühlt, das als ernsthaften Heavy Metal zu betiteln, bitte, es herrscht Meinungsfreiheit, aber ernst nehmen kann man dann solche Menschen nicht mehr.

`The Eight Mountain` wird seine Käufer finden und es wird Menschen wie mich geben, die solch einen degenerierten Plastik-Kram hassen. Das nennt man dann zu akzeptierende Meinungsvielfalt. Ich persönlich akzeptiere allerdings solche Platten wie `The Eight Mountain` nicht.

(2 Punkte)

Jürgen Tschamler