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INSULT – Reside Infernus

2025 (Metal on Metal Records) - Stil: Thrash

Ich hab mal wieder bei “Metal On Metal” neues Zeug gekauft. Ja, mit meinem in endlosen Security-Schichten verdienten eigenen Geld. Ich bin halt kein Freund von Digitalpromo und von coolen Underground Labels schenken lassen mag ich mir auch nichts. Und da ist immer die Frage, es waren ja Blindkäufe, kann ich mich auf Jowita und Simone und ihr Händchen für geilen klassischen Metal aller Kaliber verlassen? Yes, we can.

Hier sind Jase Stallard und Steve Grice, Bass und Schlagzeug respektive bei den kultigen alten ONSLAUGHT Platten mit Jase Howell, einem ehemaligen Roadie der Kultthrasher am Mikro und zwei mir bisher nicht aufgefallenen, aber gottlos geilen Gitarristen am Start. Es ist keine Überraschung, dass hier ganz klassischer Thrashmetal den Stil bestimmt. Beziehungsweise ein großer Anteil dessen.

Bass und Schlagzeug sind sehr solide. Alles ist hier sehr solide und wirkt meist Recht vertraut, was daran liegt, dass man nach 40 Jahren eben viele Grundideen übernimmt, welche die Genrenische immer ausmachten. Ich könnte hier auch aufhören zu schreiben, aber das täte den Jungs Unrecht. Hier stimmen Sound und Feeling und hier stimmen die Songs an sich durch ihre Frische.

Die Performance ist absolut machtvoll, kontrolliert entfesselt. Der Klang ist erdig und schmutzig, ganz der originale 80er Raumetal aus England. Die Kompositionen sind bewusst geradeaus gehalten, haben wenige Schnörkel, dafür eine absolut jeden Widerstand zermalmende Kraft. So sehr sich INSULT auch gegenüber Innovationen sperren, so einprägsam ist ihre Musik. Das sind Schlachtenhymnen einer neuen Heavy Metal-Ära.

Jase Howell schimpft meist mit etwas hellerer, sehr rauer Stimme, die für England und seine extremeren Bands typisch klingt. Aber dann kommt ein Song wie ´Holy War (Sea Of Tears)´ und Herr Howell singt ganz melodisch und intensiv. Der Song an sich ist auch sehr dunkel, episch mit klassischen Mid Tempo-Heavy Metal-Einlagen und solchen, die über einem rituell anmutenden Tänzeln des Schlagzeugs eine sehr mystische Atmosphäre erschaffen. Damit fällt er sogar ein wenig aus dem Rahmen.

Zur Hölle, diese Band und ihre Platte sind gerade wegen ihrem Geist alter Schule so geil. Einfach roh und aggressiv, wie Heavy Metal sein muss. Dabei sind Power Metal der 80er, gemässigter Thrash, Speedmetalansätze, der wuchtige Heavy Metal-Rock’n’Roll und sogar eine gewisse Punk- und Crust-Attitüde hier in einer explosiven Mischung gegeben.

Eine Speedhymne wie ´Broken Mind´ ist so absolut grandios und authentisch. Das Ding hätte sich 1985 locker auf vielen Klassikern des Genres befinden können. Treibend, schmissig, alles in seinem Weg zermalmend bringt es die Meute vor den Bühnen garantiert zum Ausrasten. Absoluter Hit mit düsterer Thematik, Depressionen und Selbstmord.

Zum Ende hin covern sich Jase Stallard und Steve Grice selbst, ´Onslaught (Power From Hell)´ ist selbsterklärend, ein 40 Jahre junger Thrashmetalevergreen und Kultsong. Und die neue Version ist der alten Variante mindestens ebenbürtig. Jase Howell geht durch wie eine tollwütige Bulldogge.

Als Fazit kann ich sagen, dass ich mich freue, über diese Thrashmetal-Helden gestolpert zu sein. Es muss nicht immer nie zuvor da gewesene Musik erklingen, es muss einfach eindringlich und mit Gefühl dem gerecht werden, was einstmals die Messlatte gesetzt hat. Und wenn die Songs, so wie hier, absolut knallen, dann leg ich auch für eine Platte mein Geld hin, die sich im Grunde schamlos alter Riffs und Strukturen bedient. Weil das halt nicht auffällt.

Für mich, für die Songs und die Ausrichtung, solide 8,5 Punkte.

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