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SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR – The?Truth

~ 2024 (Progressive Promotion Records) – Stil: Progressive Rock ~


SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR veröffentlichen in diesen Tagen ihr sechstes Studioalbum. Allerdings steht zugleich die Vollendung ihrer Trilogie an, die 2011 mit ´The?Book´ begann, 2019 mit ´The?Lie´ fortgeschrieben wurde und jetzt mit ´The?Truth´ endet.

Die deutsche Progressive Rock-Formation um die Stammbesetzung Marek Arnold (Keyboards, Saxophons, Seaboard, u.a. ARTROCK PROJECT, TOXIC SMILE, CYRIL, UPF, DAMANEK), Ulf Reinhardt (Drums, Percussions), Robert Brenner (Bass) und Martin Fankhänel (Gitarren) setzt dabei natürlich weiterhin im Sinne einer Rock Oper und des eigens ersonnenen Konzeptes auf eine große Anzahl an Mitmusikern, insbesondere auf zwölf Sänger, die die einzelnen Charaktere des Storybooks umsetzen.

Die konzeptionelle Geschichte um den Protagonisten Samuel und seinen Vater ist besonders mit Peter Jones (TIGER MOTH TALES, CAMEL) als Vater, Larry B. (TOXIC SMILE) als Großvater, Manuel Schmid (STERN COMBO MEISSEN) als The Acolyte, Elisabeth Markstein (ALPHAVILLE) als Shelena und dem jahrelangen Stammsänger Lars Köhler (auch THE LATERISER) als Samuel prominent besetzt.

Dementsprechend sind die zehn einzelnen Kompositionen auch nur vage Absteckungen, fließt doch die Musik, dem Konzept geschuldet, in einer rasanten Berg-und-Talfahrt zwischen Artrock und Progressive Metal durch die 71 Minuten des Werkes auf das Finale zu.

In bester Traumtheater-Manier explodieren die ersten Sekunden und öffnen die Schleuse, um dem Zuhörer den Blick auf die Geschichte freizugeben. Dramatisch spielt das Klavier seine Melodie auf und das Mellotron schwebt dazu im Hintergrund. Vater und Mutter, Samuel und The Acolyte führen die Story gesanglich fort, der Großvater sogar kurz mit Growls (hier durch Micha Heinzig), ehe ein mehrstimmiger Gesangsvortrag den ersten Song ´Revelations´ zum Höhepunkt führt.

Percussions leiten hernach das fünfzehnminütige ´Africa´ ein. Shelena tritt zu Glockenschlägen in den lieblichsten Tönen ins Rampenlicht. Artpop trifft hier auf Weltmusik, natürlich mit Saxophon-Untermalung. Doch die Komposition braust nicht nur gesanglich, sondern auch instrumental immer progmetallischer auf, bevor ein großer Chorgesang im Sinne der späten Siebzigerjahre beglückend ins Soundbild rückt, gefolgt von einem Rap-Gesang, der jedoch nicht ABBA zu „take a chance on me“ zitiert.

Zu progmetallischen Abfahrten schmachten noch Evangeline (gesungen von Anne Trautmann) und die Mutter (gesungen von Jana-Christina Pöche) am Mikrofon sowie Missa (gesungen von Amelie Hofmann) zum Klavierspiel. Zwischen sinfonischem Prog Rock und Metal wechselt ´Hearing Voices´. Dazu erhebt sich der wunderbare Wechselgesang zwischen Samuel auf der einen sowie Evangeline und Caro (gesungen durch Carolin Koss) auf der anderen Seite, samt einem geradezu fröhlich hüpfenden Rhythmus auf der einen sowie einem Heavy-Sound auf der anderen Seite.

Das Gespräch zwischen Vater und Großvater in ´Alpha & Omega III´ verläuft zu sanften sinfonischen Klängen, die erst mit einem emotionalen Gitarrensolo und Anrufungen auf Hindi aufgescheucht werden. Schnell drehen sich dagegen die Gitarren zu den Sirenen im hektisch wirbelnden Prog Metal von ´The Arrest´. Sanfter Gesang von Evangeline und der Mutter leiten ´Hallucinations´ ein, doch der Song entfaltet sich immer schneller und lässt sogar die Gitarre jubilieren, ohne den himmlischen Gesang zu kurz kommen zu lassen.

Samuel singt in ´Hearts On Strings´ wie Stuart Nicholson sowie Missa, Caro und Evangeline zu Flötenklängen und Saxofon wie in den himmlischsten Sphären. Die Instrumente feiern jedoch selbst ohne Gesang noch ausgiebig die Melodienfolge. Denn mittlerweile beginnen die Melodien nur noch in ganzer Größe zu schwingen, wenn Caro und Samuel bei ´When You Get To See Me´ zu kraftvollen Klängen ans Mikrofon treten und Missa und Noah sich im puren Schönklang den Weg nach vorne bahnen.

Eine südländische Akustikgitarre führt ´Hear My Voice´ ein, doch der Schein trügt. Prog Metal breitet sich zum Gesang von Samuel und die himmlischen Klangfolgen zum Spiel des Klaviers aus. Schweren Schrittes bewegt sich der Protagonist Samuel im siebenminütigen Schlusspunkt ´A Dream That Stayed´ auf das große Finale zu. Schließlich singt die Besetzung in diesem groß auf: „Don’t walk away, stay, oh please stay, know, heaven is inside, you and me.“

SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR gelingt ein glorreicher Abschluss ihrer „?“-Trilogie. Sie setzen ein Mahnmal gegen religiösen Fanatismus, der uns mittlerweile sogar tagtäglich auf den Straßen begegnet.

(8,5 Punkte)

 

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