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YUSEF LATEEF – Eastern Sounds

~ 1962/2024 (Craft Recordings) – Stil: Jazz ~


Der US-amerikanische Multi-Instrumentalist Yusef Lateef, geboren als William Huddlestone, war für sein Tenorsaxophonspiel berühmt, doch selbst sein Können an Flöte, Oboe und Fagott war mehr als beachtlich. Der Jazzmusiker schenkte als einer der ersten Künstler dem „Westen“ mit der Verwendung von chinesischen Holzflöten, Arghul, Koto, Rabab, Shehnai, Schofar oder Xun ein Gefühl von der Musik des „Ostens“.

Bereits mit 18 Jahren, als er die High School verlassen hatte, begann er eine professionelle Karriere. Zuerst spielte der erfahrene Saxophonist das Altsaxophon, ehe er nach einem Jahr auf das Tenorsaxophon umsattelte. Mit 30 Jahren begann er, Komposition und Flöte zu studieren, mit 37 Jahren als Bandleader aufzunehmen.

Er war in den Fünfzigerjahren eine herausragende Persönlichkeit der Detroiter Jazzszene. Außerhalb dieser trat er jahrelang mit der Dizzy Gillespie Big Band und dem Cannonball Adderley Sextett auf, ebenso mit Charles Mingus, Elvin Jones, Donald Byrd, Paul Chambers und Kenny Burrell.

Seine Alben ´Jazz Mood´ (1957) oder ´Cry! – Tender´ (1959) waren bereits erste Bravourleistungen, doch mit ´Eastern Sounds´ (1962) nahm er einen der großen Jazz-Klassiker auf.

Dieses wegweisende Jazz-Werk verleiht der Verbindung des Hardbop mit nahöstlichen Quellen eine neue Form. Yusef Lateef erweist sich als sträflich übersehener Schöpfer neuer Klänge, der selbst John Coltrane für solche Sounds erwärmte.

´Eastern Sounds´ ist allerdings nicht sein erstes Werk mit Musik des Nahen Ostens, die findet sich bereits vier Jahre zuvor auf ´Prayer To The East´. Das bahnbrechende und avantgardistische Werk ist allerdings ´Eastern Sounds´ mit seiner warmen und leidenschaftlichen Atmosphäre, seinen verschiedenen Schwingungen und mit erlesenen Feinheiten oder direkten östlichen Einflüssen.

Eingespielt am 5. September 1961 in den „Van Gelder Studios“, Englewood Cliffs, von Yusef Lateef (Flöte, Oboe, Tenorsaxophon, Xun), Barry Harris (Piano), Ernie Farrow (Bass, Rabab) und Lex Humphries (Drums), beschert es dem Jazz einen klaren Blick gen Osten.

Die Klänge des Ostens beginnen mit ´The Plum Blossom´. Yusef Lateef spielt die chinesische Kugelflöte, eine Tonpfeife mit nur fünf Tönen, während Bassist Ernie Farrow den Rhythmus auf dem indischen Rabab vorgibt. Zwischendurch holt das Klavierspiel von Barry Harris den Zuhörer wieder aus der fernen Illusion in die Realität, doch der einzigartige Klang der Kugelflöte kehrt nochmals zurück.

Noch stärker strebt das Quintett mit ´Blues For The Orient´ und einem eigentlichen Standard-Blues swingend in die Realität, gleichwohl setzt Yusef Lateef eine im Jazz nicht übliche Oboe für die überraschende Wendung innerhalb der Komposition ein. Barry Harris verblüfft allerdings erneut mit einem erfrischenden Piano-Solo.

Hernach springen die Percussions von Lex Humphries in ´Ching Miau´ freudig im Quadrat, solange Yusef Lateef kräftig sein Tenorsaxophon bläst. Zur Entspannung schlägt allerdings der Meister des Tenorsaxophons zum Abschluss der A-Seite in ´Don’t Blame Me´ einen sanfteren Ton an.

Außerdem integriert Yusef Lateef eigene Interpretationen von Liedern der Hollywood-Filme „Spartacus“ und „Das Gewand“. Die Melodie von ´Love Theme From Spartacus´ spielt Barry Harris am Piano zum Groove der Percussions von Lex Humphries, Yusef Lateef unterstützt sie freilich noch mit seiner Oboe. Die Melodie von ´Love Theme Fom The Robe´ tragen Yusef Lateef auf der Flöte und Barry Harris am Piano vor.

Der mit einer stolpernden Melodienfolge ausgekleidete Evergreen ist all dessen ungeachtet ´Snafu´, obwohl dieser energiereiche Song auch leichte Anklänge an den Latin-Klassiker ´Tequilla´ besitzt. Geheimnisvoll und in hypnotischer Entrückung präsentiert sich außerdem die sanfte Ballade ´Purple Flower´. Die letzten avantgardistischen Töne offenbart ´The Three Faces Of Balal´ zum Abschluss der B-Seite und schließt nochmals im Rhythmus der Rabab den Kreis.

(Klassiker)

 

 

´Eastern Sounds´ erscheint in der von „Craft Recordings“ wiederbelebten Reihe „Original Jazz Classics“ auf schwarzem Vinyl, in einer rein analogen AAA-Version frisch aufgelegt, natürlich auf 180g-Vinyl in einem Tip-on Jacket und mit einem coolen OBI-Streifen für den Sammler. Das bei RTI produzierte Vinyl wurde durch Kevin Gray von den Original-Masterbändern erstklassig gemastert.

 

 

Yusef Lateef – Flöte, Oboe, Tenorsaxophon, Xun
Barry Harris – Piano
Ernie Farrow – Bass, Rabaab
Lex Humphries – Drums

 

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