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GRANT GREEN – I Want To Hold Your Hand

~ 1966/2023 (Blue Note) – Stil: Jazz ~


Der US-amerikanische Jazz-Musiker Grant Green erhielt erst nach seinem Tode den ihm zustehenden Respekt und die Anerkennung für sein außergewöhnlich klares Gitarrenspiel. Zumeist ohne die Technik in den Vordergrund zu rücken oder ohne Akkorde zu spielen, konzentrierte sich der in St. Louis geborene Künstler gradlinig auf jeden einzelnen Ton. Seine Lehren bezog er aus dem Blues und bewunderte den Saxofonisten Charlie Parker.

Seine ersten Studioaufnahmen meisterte Grant Green mit 28 Jahren, spielte einträchtig mit Schlagzeuger Elvin Jones und alsbald in der Tourband von Lou Donaldson. Letzterer vermittelte ihn auch zu „Blue Note“, so dass Grant Green in der ersten Hälfte der Sechzigerjahre zum Hausgitarristen mit den meisten Plattenaufnahmen des legendären Labels wurde. Dabei entstanden Sternstunden wie ´Grant’s First Stand´ (1961), ´Oleo´ (1962), ´Matador´ (1964) und insbesondere ´Idle Moments´ (1965).

Gerne trat Grant Green in der Trio-Besetzung Gitarre-Orgel-Schlagzeug auf, spielte mit den Organisten Sam Lazar, Big John Patton und Larry Young oder Berühmtheiten wie Hank Mobley, Herbie Hancock, McCoy Tyner, Elvin Jones, Stanley Turrentine und Yusef Lateef. Am 31. März 1965 spielte Grant Green (Gitarre) in den „Van Gelder Studios“, Englewood Cliffs, New Jersey, im Quartett mit Hank Mobley (Tenorsaxophon), Larry Young (Orgel) und Elvin Jones (Schlagzeug).

Zum dritten Mal kamen Grant Green, Larry Young und Elvin Jones zu einer Session im Studio zusammen, die zwar romantischer als ihre Vorgänger, aber auch eindeutig zu ihrer schönsten geriet. Der Grund hierfür könnte der Beitrag von Hank Mobley und die äußerst ansprechende Songauswahl gewesen sein.

 

 

Mit dem Album ´I Want To Hold Your Hand´ wollte Grant Green einige kulturpopuläre Lieder in einem interessanten Jazz-Arrangement präsentieren, einige kommerzielle Lieder einspielen, ohne die eigene Glaubwürdigkeit zu verlieren. Obwohl romantische Balladen und Bossa Nova nicht gerade die ganze Welt in Aufruhr versetzte, zeigte sich das Spiel des einen gegenüber dem anderen des Quartetts sehr aktiv und in der Darbietung seiner solistischen Künste immer noch recht schöpferisch denkend.

Beginnend mit einer durch Gitarre, Saxofon und Orgel sehr souveränen und siebenminütigen Jazz-Adaption der John Lennon/Paul McCartney-Komposition ´I Want To Hold Your Hand´, dem ersten Nummer-eins-Hit der BEATLES in den Vereinigten Staaten, über den erst vom Tenorsaxofon, dann von flinken Gitarrensaiten und einem Schlagzeug-Solo vorangetriebenen Jazz-Standard ´Speak Low´, die einst im Broadway-Musical „One Touch Of Venus“ integrierte und immer noch populäre Kurt Weill-Komposition, über den beliebten, zumeist von Saiten und Tasten forcierten Standard ´Stella By Starlight´ von Victor Young, bekannt aus dem Film „The Uninvited“ sowie den frühen Versionen von Charlie Parker und Stan Getz, und den berühmten Bossa Nova ´Corcovado´ von Antônio Carlos Jobim, den Tony Bennett auf Englisch als ´Quiet Nights´ erstmals gefeiert einsang, mit schummrigen Orgelklängen zu Gitarrensaiten oder Tenorsaxofon, bis zu den populären Songs ´This Could Be The Start Of Something´ von Steve Allen zur Aufmunterung bzw. Aufrüttelung und dem Faszinosum ´At Long Last Love´ von Cole Porter aus dem Musical „You Never Know“ ist die Welt nach diesem 41-minütigen Genuss ein klein wenig lebenswerter.

(Klassiker)

 

 

´I Want To Hold Your Hand´ erscheint in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe, in einer schwer zu übertreffenden Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering durch Kevin Gray von den Original-Analogbändern, eine flache und extrem leise 180g-Vinyl-Pressung durch RTI und ein mega-dickes, glänzendes Gatefold-Cover.

 

 

Grant Green – Gitarre
Hank Mobley – Tenorsaxophon
Larry Young – Orgel
Elvin Jones – Drums

 

https://www.facebook.com/grantgreenmusic/