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CALIGULA`S HORSE – Charcoal Grace

~ 2024 (InsideOutMusic/Sony Music) – Stil: Prog Metal ~


Nach drei langen Jahren haben CALIGULA’S HORSE die Geschehnisse der Gegenwart ausgiebig in neuen Kompositionen verarbeitet. Aus der Aussichtslosigkeit und Verzweiflung heraus entstanden, hoffen die Australier am Ende ihres sechsten Studioalbums dennoch auf eine bessere Zukunft.

Gleichwohl begibt sich die Progressive Metal-Band in die Tiefen des Lebens und ihrer Kompositionen. So wie sich eine vierteilige Suite in der Mitte des Werkes mit der schweren Thematik über 24 Minuten hinweg auseinandersetzt. Doch ´Charcoal Grace´ wird bereits, den Traditionen des Progressive Rock folgend, mit einer zehnminütigen Komposition eröffnet und mit einer zwölfminütigen beendet.

Die vier verbliebenen Bandmitglieder, Jim Gray am Lead-Gesang, Sam Vallen an der Gitarre, Dale Prinsse am Bass und Josh Griffin am Schlagzeug, nachdem Gitarrist Adam Goleby der Band den Rücken zugekehrt hat, präsentieren jedoch wieder einmal mit zahlreichen aufsteigenden Melodien eines ihrer intensivsten Werke.

Der Progressive Metal besitzt trotz äußerst atmosphärischer Momente weiterhin eine hohe Komplexität und seine geliebte Polyrhythmik. Die kraftvollen Riffs werden sogar von vermehrten Licks und Solo-Vorträgen durch die Klanglandschaften getragen. Das Progressive Metal-Quartett aus Brisbane bewegt sich diesmal schlichtweg in den Abgründen der Emotionen.

 

 

Die lange Eröffnungsnummer ´The World Breathes With Me´ glänzt sogleich mit allen Vorzügen der aktuellen Kompositionstechnik von CALIGULA’S HORSE. Erst wird nach der tröstenden Kraft in der Dunkelheit gesucht, samt rhythmischem Stolpern durch die Nacht, dann wird jeder kleine Funken Licht bejubelt. In der Single ´Golem´ verwandeln sie sogar ihren klassischen Bandsound in eine kraftvolle Hymne ohne Aufdringlichkeit.

Der Schwerpunkt des Werkes liegt allerdings auf den vier Liedern, die zusammen die vierteilige Suite ergeben, mit lodernden Riffs, erhebendem Falsettgesang sowie lauten und leisen Momentaufnahmen innerhalb der blühenden Landschaften. Der erste Teil ´Prey´ schürt bereits erste markante Lichtfeuer, der zweite Teil ´A World Without´ setzt auf harmonische Gesangseinlagen. Den Ruhepol der Suite bildet der dritte Teil ´Vigil´ mit sanften Klängen, wohingegen der letzte Teil ´Give Me Hell´ nochmals in aller Härte das Feuer mächtig entfacht.

Nach all diesen hippeligen Momenten folgen jedoch erst im Anschluss die himmelhochjauchzenden Melodien. Die balladeske und wunderbar treibende Komposition ´Sails´ suhlt sich in einer klassischen Progressive Rock-Melodienfolge und das fordernde ´Stormchaser´ fackelt in gewohnt melodischer Symbiose aus dem Schatten heraus alle Lichter stämmig ab. Eine nordische Gesangsmelodie eröffnet die finale Abschlussnummer ´Mute´, die dennoch über die volle Distanz ausgiebig ihre halsbrecherischen Erkundungsfahrten absolviert, überrascht in ihrem atmosphärischen Moment mit einem Flötensolo und kehrt am Ende zur Eröffnungsmelodie des Werkes zurück.

´Charcoal Grace´ verkörpert die Verarbeitung von drei düsteren Jahren, die CALIGULA’S HORSE hinter sich lassen können. Ihre Anhängerschaft muss und wird dieses Werk allerdings noch öfters lauschen.

(8,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/caligulashorseband/


Pic: Jack Venabes
(VÖ: 26.01.2024)