~ 2023 (Experience Hendrix L.L.C./Legacy Recordings/Sony Music) – Stil: Rock ~
Die JIMI HENDRIX EXPERIENCE gründete ihr US-amerikanischer Namensgeber 1966 mit den britischen Musikern Mitch Mitchell und Noel Redding in London. Nachdem sie zehn Monate durch Europa getourt waren, erhielten sie nicht nur Beifall von den Musikerkollegen Paul McCartney, Eric Clapton und Jeff Beck, sondern konnten auch drei Singles in den UK-Top-Ten platzieren.
Dagegen schnitten die ersten zwei Singles in den für Jimi Hendrix heimischen USA eher mau ab. ´Purple Haze´ erreichte nur Platz 65 und ´Hey Joe´ fand sich überhaupt nicht in den Charts wieder. Trotzdem konnten sie 1967 durch ein Empfehlungsschreiben von Paul McCartney auf dem US-amerikanischen „Monterey Pop Festival“ auftreten.
Die JIMI HENDRIX EXPERIENCE spielte in der Folge zur Steigerung ihrer Popularität fünfmal im „Fillmore“ von San Francisco und ging mit den Teenie-Helden THE MONKEES auf US-Tournee. Diese brachen sie jedoch ab und trösteten sich mit der Einladung, am 18. August 1967 auf der Freilichtbühne „Hollywood Bowl“ vor über 17.000 Zuschauern für die MAMAS AND THE PAPAS eröffnen zu können.
Der Auftritt fand somit fünf Tage vor dem US-Release ihres Debütalbums ´Are You Experienced´ vor einem großen, noch mit der JIMI HENDRIX EXPERIENCE gänzlich unvertrauten Publikum statt. Diesen hatten sie diesmal dem Bandleader von THE MAMAS AND THE PAPAS und Co-Produzent des „Monterey Pop Festival“, John Phillips, zu verdanken. Die Veranstaltung im „Hollywood Bowl“ geriet zu einem der letzten Auftritte der MAMAS und der PAPAS, die Verehrung der JIMI HENDRIX EXPERIENCE nahm hingegen von nun an immens zu.
Das letzte noch lebende Mitglied von THE MAMAS AND THE PAPAS, Michelle Phillips, erinnert sich sogar noch an die erste Live-Begegnung mit der JIMI HENDRIX EXPERIENCE auf dem „Monterey Pop Festival“: „Wir hatten noch nie von ihm gehört“, plaudert sie aus dem Nähkästchen, „und hatten keine Ahnung, was uns erwartet. Und als er loslegte, war ich wie versteinert. So etwas hatte ich noch nie erlebt, ich hatte noch nie jemanden gesehen, der sein Instrument so behandelte. Er schüttete Feuerzeugbenzin über seine Gitarre und zündete sie an – ich war echt geschockt. Es war mein erster Kontakt mit dieser Art von Rock and Roll-Theater.“
Ebenso überrascht war Gitarrist/Singer-Songwriter Brian Ray, der u.a. mit Paul McCartney, Willy DeVille und Etta James zusammengearbeitet hatte und sich am 18. August 1967 in der „Hollywood Bowl“ unter den Zuschauern befand: „Die Fans waren wegen THE MAMAS AND THE PAPAS gekommen. Von Jimi Hendrix hatten sie noch nie gehört und mir ging es genauso. Die beiden Acts hätten gegenteiliger nicht sein können – hier kommt dieser Typ, er hat nur zwei Musiker dabei, alle haben Afros und tragen diese ausgefallenen bunten Theater-Klamotten. Dann wird es trotz brachialer Lautstärke musikalisch und vor allem sehr physisch. Jimi spielt die Gitarre unter seinem Bein, dann hinter dem Rücken und dann scheint er das Instrument zu vögeln – es war völlig irre. Als wären auf der Bühne alle Spielarten des Menschseins zu sehen – Schönheit und Anmut, Sexualität, Gewalt und Zärtlichkeit versammelten sich in dieser Band und strömten aus diesem Gitarristen. Ich würde nicht behaupten, dass das Publikum meine Empfindungen teilte. Während meine Schwester und ich komplett durchdrehten, gab es ringsherum eher leisen Applaus, als müssten die Leute erst einordnen, was sie da erlebten.“
Dieses wildfremde und durchgehend zurückhaltende Publikum wollte die JIMI HENDRIX EXPERIENCE dennoch mit einigen Fremdkompositionen auf ihre Seite ziehen und begann ihren Set mit einem zu diesem Zeitpunkt längst nicht allgemein bekannten ´Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band´ der BEATLES und einem heißen ´Killing Floor´ von Howlin’ Wolf. Zwischendurch fügten sie noch den überschießenden ´Catfish Blues´ von Muddy Waters ein und beendeten den Set mit drei weiteren Songs, darunter ´Like A Rolling Stone´ von Bob Dylan, also noch vor der späteren und legendären Bearbeitung von ´All Along The Watchtower´, und ein gewollt hässliches ´Wild Thing´ der TROGGS. Von ihrem eigenen Songmaterial stellten sie dem Publikum ´The Wind Cries Mary´, die abgefahrene ´Foxey Lady´, ´Fire´ und das bestimmt nicht tonarme ´Purple Haze´ vor.
Dieser historisch besonders wertvolle Auftritt der JIMI HENDRIX EXPERIENCE wurde überraschenderweise bislang als Mitschnitt weder offiziell noch inoffiziell unter die große Anzahl der heutigen Jimi Hendrix-Anbeter gebracht. Die ersten zu erstehenden Tonträger dieser nicht voluminösen „Zweispur-Liveaufnahme“ sind via „Legacy Recordings“ aktuell ein Silberling und eine nummerierte, 150g schwere Schallplatte. Für Sammler unverzichtbar.
Jimi Hendrix – Gitarre, Leadgesang; Mitch Mitchel – Drums; Noel Redding – Bass
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