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SVARTANATT – Last Days On Earth

~ 2023 (The Sign Records) – Stil: Hard Rock / Classic Rock ~


SVARTANATT – nicht gerade einprägsamer Namen für einen Mitteleuropäer wie mich – bauen auf dem klassischen Rock der 60er und 70er-Jahre auf. Der ist in Schweden ja immer wieder bei Bands sehr populär. Mit ´Svartanatt´ 2016 und dem Nachfolger ´Starry Eagle Eyes´ konnten die Schweden schon zwei ansprechende Longplayer veröffentlichen, ´Last Days On Earth´ beginnt mit dem starken Opener ´Demons In The Night´, der passgenau zum Albumtitel schroff und pessimistisch klingt. Sänger Jani Lehtinens ist mit seiner guten Stimme ein Fixpunkt, aber auch die Gitarrenriffs und die meist präsente Orgel tragen zum Sound bei.

´Mad Stranger´ baut sich langsam auf und kulminiert zum Schluss zu einem reißenden Fluss. ´The Crows´ erinnert durch seine progressive Note an HAWKWIND und dank der forschen Orgeltöne auch ein wenig an DEEP PURPLE. Nicht die schlechtesten Reminiszenzen für eine Band, die die alten Rock-Klassiker hochhält. Der Song endet eigentlich zu schnell, gerne hätte ich noch ein paar Wendungen mehr gehört. ´Child Of The Devil´ borgt zu Anfang ein wenig das Riff von ´American Woman´ von GUESS WHO. Dynamischer Hard Rock auf der Höhe der Zeit, heißt hier: der 70er Jahre. SVARTANATT versuchen erst gar nicht, sich an modernen musikalischen Hörgewohnheiten zu orientieren. Warum auch? Wenn man es so gut hinbringt, die Vergangenheit in unsere Zeit zu transferieren. Der Mittelteil ist irgendwo zwischen BIRTH CONTROL und britischem Macho Hard Rock angelegt.

´Children Of The Sun´ ist eine schöne Halbballade, die sich ganz auf den Gesang von Jani und sehnsuchtsvollen Rock der Vergangenheit verlässt. Das Gitarrensolo knarzt entsprechend. ´I’m Ready´ ist dann eher ein Boogie-Rocker der einfacheren Strickart. Nicht alles kann glänzen. Dafür sind das melancholische ´Time Is On Your Side´ und das zum Schluss mit Trompete veredelte dramatische ´Where I Belong´ wieder auf der Habenseite.

„Living Backwards“ oder gar „Living in the past“? Das ist der Band egal. Sie folgt einfach ihrem musikalischen Trieb und kümmert sich nicht um Schubladen oder eine Anpassung an die Neuzeit. Das geht nicht immer musikalisch auf. In diesem Fall macht die Platte aber gerade deshalb Spaß. Mit Martin Borgh und Hans Olsson Brookes hat die Band auch zwei Fachleute mit dem Mix, der Produktion und dem Mastering beauftragt, die einen passenden Sound kreiert haben. Und hier ist der Beweis: Apokalyptische Themen waren schon in den 70er Jahren populär, man denke nur an die pessimistischen Science Fiction. ´Last Days On Earth´ ist leider über die Jahrzehnte noch immer passend zum nihilistischen Treiben der Menschheit. Schöne Platte und trauriges Coverartwork. Für ewig Gestrige und heutige Hörerinnen und Hörer, die gerne zurück blicken.

(8 Punkte)

 

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