MeilensteineVergessene Juwelen

WOLFTOOTH – Valhalla

~ 2020 (Ripple Music) – Stil: Heavy Metal, Stoner Rock, Doom Metal ~


Als „Stoner Metal“ wird diese Band verkauft. Dies ist das zweite Album, mit dem Dritten sind sie in Europa bei „Napalm Records“ gelandet. Wäre mal ein Grund für mich, eine Scheibe dort zu kaufen. Aber sind WOLFTOOTH „Stoner Metal“? Das klingt nach einem Label für Musik, die in allen Belangen nicht Fisch und nicht Fleisch darstellt, sondern eher vegane Ersatzprodukte zwecks Selbstbetrugs der eigenen Gier. „Stoner Metal“, echt mal.

Hardrock der 70er ist sicher als Basisprotein in die Musik der Band aus Richmond / Illinois eingeflossen. Und die mit heller, aber nicht überhöhter Stimme gesungenen Melodien sind oft erdverbunden. Aber die Wucht der Riffs und ihre Klarheit sind eindeutig metallischen Ursprungs und das geht z.B. beim verspielten Knaller ´Fear For Eternity´ bis in semithrashige Gefilde.

WOLFTOOTH sind weder ganz Hardrock, noch ganz Heavy Metal, sondern vermischen die besten Elemente beider Welten. Und sie machen es auf eine erfrischend natürliche Weise, die sofort überzeugt. Stapfendes Tänzeln mit zweistimmigen Leadgitarren? Passt und rockt. Hymnische Refrains ohne Pathos? NWoBHM Spirit? Abgehparts mit wilden Soli? Ja, sollt Ihr alles bekommen. Sogar Passagen mit heldenhaft pompösen „Aaaahhhh“ Chören. Und alles in einem Song.

Soli sind zumeist nicht nur Quietschen und Gitarrenjaulen, sondern kleine Melodiebrücken über brodelnden Riffströmen. Rock und Metal ist das. Alte Schule mit neuer Lebenskraft. Sehr mitreißend und eindringlich.

Sicher sind die Songs hier alle an den Altvorderen orientiert und die Musiker haben bei den Besten ihr Lehrgeld bezahlt. Das mag sein. Aber der Genussfaktor und die emotionale Tiefe der kompakten Heavysongs sind machtvoll. Die Songs genau richtig vom Tempo und der Länge her, spielerisch auf dem Punkt und sehr lustvoll gezockt. Die Vertrautheit, welche die Musik ausdrückt, erweckt im Hörer auch das Gefühl, Teil dieser Klangmaschine zu sein, ein Teil der Familie.

Kompositorisch ist die CD (kein Vinyl? Ich böser Poser bin ja untrue…) ein Guss. Jeder Song spiegelt die Seele des Wolfszahns wieder. Natürlich sind Boogierock, cooles Highway Flair und eher Fransenjacke als schwarzes Leder mit Nieten Bestandteile dieser schönen Melange. Natürlich ist die Musik schon mal cool. Aber der Heavy Metal war ja auch nie ultimativ stromlinienförmig. Und wenn der Doomsound der 80er Helden sich zum Hardrock der 70er gesellt, dann bleibt die Musik trotzdem entschlossen, wird mit großer Klarheit vorangetrieben und tritt den Arsch durch.

Das ist die Musik, zu der Du high auf Amphetaminen feurige Sportwagen von Nevada nach Kalifornien über Highways, Landstraßen und Sandpisten donnerst, während die Polizei von drei Bundesstaaten nach Dir sucht bzw. Dich direkt jagt. So gut wie 1971 oder 1976, so gut wie Rock mit alter Seele noch immer sein kann.

2020 hab ich wirklich einige geile Sachen verpasst, das wird nachgeholt und WOLFTOOTH sind dabei.

(8,5 Punkte)

 

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