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LANCER – Tempest

~ 2023 (Fireflash Records) – Stil: Power Metal / Classic Metal ~


Eine weitere Band, die den Metal-Banner hochhält als hätte es die letzten 25 Jahre nicht gegeben. LANCER aus Schweden veröffentlichen mit ´Tempest´ ihr viertes Album, sechs Jahre nach dem Album ´Mastery´. Und sie legen mit dem Opener ´Purest Power´ dem Titel entsprechend gleich los. Ist der thrashige Beginn noch eher komplex, so geht es immer mehr Richtung Power Metal. Alle Songs sind meist zwischen vier und fünf Minuten lang und durchaus anspruchsvoll aufgebaut.

´Fan The Flames´ hat dann mehr Wiedererkennungswert. Und Sänger Jack L. Stroem erinnert in seinen besten Augenblicken an Legenden wie Rick Mythiasin von STEEL PROPHET (die Band hat auch musikalisch ihre Spuren bei LANCER hinterlassen) oder Michael Olivieri der einstmals mächtigen LEATHERWOLF. Insgesamt ein starker Song. Bei ´Entity´ können die Melodien nicht immer mit dem hohen technischen instrumentalen Vermögen mithalten, auch wenn Breaks immer wieder die Spannung aufrechterhalten. Bei ´Out Of The Sun´ sind auch progressive Elemente hörbar und melodischer Speed Metal, wie ihn einst zu Beginn die Kiske-HELLOWEEN zelebriert haben, etwas klischeehaft, aber gut im Ohr.

Ein Höhepunkt ist der etwas ruhigere Titelsong, der dann auch für die weitere notwendige Abwechslung sorgen kann. Es folgt mit ´Blind Faith´ der für mich beste Song, der wieder Schnittmengen zu Klassikern von STEEL PROPHET aufzeigt. Ein sehr konsequenter Song und trotz meiner Assoziationen kann sich die Band hier richtig musikalisch „freischwimmen“. Leider können die anschließenden, wenn auch nicht schwachen, Titel qualitativ nicht an die beiden Songs unmittelbar anschließen.

Auf der CD gibt es noch zwei Bonus-Tracks, die mir digital nicht vorliegen. Insgesamt muss man LANCER ein hohes musikalisches und technisches Niveau attestieren. Die Band ist eingespielt. Und wenn das Songwriting stimmt, wie bei ´Fan The Flames´, ´Tempest´ und ´Blind Faith´ wird jeder Metal-Fan sein Vergnügen an der Band haben. Vor allem heißt hier Retro nicht nur Kopieren und Erinnern, sondern die Band kann durchaus eigene Elemente in die klassischen Metal-Strukturen integrieren.

Neben dem guten Gesang fällt die instrumentale starke Mannschaftsleistung auf, die Per-Owe “Ewo” Solvelius und Fredrik Kelemen an den Gitarren und die starke Rhythmus Sektion – Bassist Emil Öberg und Drummer Pontus Andrén – über das ganze Album erbringen.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 11.08.2023)