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VELVET VIPER – Nothing Compares To Metal

~ 2023 (Massacre Records) – Stil: Heavy Metal ~


Die Tochter des fliegenden Holländers fliegt weiter durch die Lüfte der Fantasy und des Heavy Metal. Denn ´Nothing Compares To Metal´ lautet auf dem sechsten Album von VELVET VIPER, dem vierten seit des erneuten Zusammenschlusses unter diesem Bandnamen vor sechs Jahren das eindeutige Motto.

Abermals setzt Ausnahmesängerin Jutta Weinhold nicht nur auf Grünen Tee, sondern auf klassische und poetische Texte voller Mystik. Gemeinsam mit Gitarrist Holger Marx hat sie wieder einiges entzückendes Liedgut komponiert, dass ihre Anhängerschaft seit den legendären Tagen der Tochter des fliegenden Holländers, seit ZED YAGO wieder in Wallung bringen wird.

Die Lieder nehmen sich alle Zeit der Welt, um die notwendige Dramatik in aller Breite auszuspielen. Dass die Songs, mit Bassist Johannes Horas Möllers und Schlagzeuger Micha Fromm in direkter Annäherung zu ihrem natürlichen Live-Sound eingespielt wurden, erhöht nochmals den Wert der neuesten Scheibe von VELVET VIPER.

 

 

Dennoch würden auch VELVET VIPER gerne die Zeit ein bisschen zurückdrehen und schmettern mit einem pumpenden Bass und mit reißenden Gitarren ein sich immer wieder steigerndes ´Nothing Compares To Metal´ auf die Menschheit. Erst wird der Titel mehrfach in die Menge geknallt, um dann gemeinsam lauthals skandierend das Rad der Zeit zurückzudrehen.

Das Quartett ist derart im Live-Rausch, dass sie bereits zu Beginn und immer wieder im Verlauf des flotten Draufgängers ´Invisible Danger´ die „Ohoho“-Chöre anstimmen und beiliegend einen essentiellen Ratschlag mit auf den Weg geben: „None but ourselves can set us free.“

Anschließend schwingen VELVET VIPER in das siebenminütige ´Urd Wardande Skula´ mächtig schleppend hinein, um über die Weltenesche Yggdrasil zu singen, bieten allerdings auch hier dankenswerterweise nochmals eine skandierende, mitsingbare Steigerung an. Mit „Heja eja, heja eja“-Rufen aus dem Hintergrund reiht sich ´Blood On The Moon´ umgehend in den Reigen der künftigen Live-Favoriten ein und bietet darüber hinaus eine hochgezogene Bridge und einen kraftvollen Refrain über die Geburt der Werwölfe an.

Des Weiteren angelt sich ´Speak Truth To Power´ über sein anfängliches Midtempo und einiges Gitarrensolieren hinüber auf das leidenschaftliche Musikschlachtfeld. Da kommt der Galopp in der Bridge des nächsten heroischen Songs namens ´Sorcerer’s Apprentice´ gerade zur rechten Zeit, ehe das Schlagzeug der Band den Weg in die richtige Richtung klopft.

Erstklassige Gitarrenläufe weisen ´Heroic Hearts´ den Kurs und biegen wie bei ´New World Child´ auch mal kurz teutonisch ab. Die Chance zum Mitsingen ermöglicht hingegen wieder ´Rise From The Fallen´, während ´The 4th Part´ in mystischer Weise die Kraft des Heavy Metal bezeugt. Wunderbar theatralisch, wie einst in den Siebzigerjahren, ertönt zum Finale die auf Deutsch gesungene Komposition ´Es kommt die Zeit´ über einen späten Abschnitt des Verstehens im Leben.

„Nothing compares to metal – unbending, unbroken, an untamed root,“ singen VELVET VIPER im Jahre 2023 mit voller Überzeugung, obwohl gerade die Metal-Szene in den letzten Jahren offenbart hat, dass ihr der rebellische Geist des Rock’n’Roll längst verloren gegangen ist. Die ewige Tochter des fliegenden Holländers und VELVET VIPER sind sich freilich treu geblieben und veröffentlichen ein weiteres Grosswerk ihrer Karriere.

(8,5 Punkte)

 

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Pic: Christoph Speidel
(VÖ: 21.07.2023)