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WILD STEEL – Age Of Steel

~ 2023 (Elevate Records) – Stil: Symphonic Metal ~


Manchmal ist es so, man entdeckt eine Band, ein kleines Label. Was man sieht gefällt. Also schaut man ab und an und in unregelmäßigen Abständen, was da so Neues passiert. „Elevate Records“ zum Beispiel haben mich schon mit CELTIC HILLS erfreut, oder den Chilenen ESPADA. Neulich las ich dann in den E-Mails von diesem Album hier. Wenn das Interesse geweckt ist…

Nun ist ´Age Of Steel´ schon seit einer Weile bei mir daheim. Und läuft auch mit gewisser Häufigkeit. Nicht oft genug, um es wirklich zu würdigen, aber dennoch gerne immer wieder.

Die im ligurischen Savona beheimatete Band ist das Baby des Sängers Andrea de Stefanis, der auch unter dem Pseudonym WILD STEEL bekannt ist. Dies Album hat er mit ein paar befreundeten Musikern eingespielt, zudem gibt es gesangliche Verstärkung durch eine gewisse Lizzy Red. Googelt man ihren Namen landet man allerdings eher auf einschlägigen 18+ Seiten, denn man etwas musikalisches entdeckt. ´Age Of Steel´ ist mittlerweile das dritte Album, das seit 2006 unter dem Banner WILD STEEL erscheint.

Ganz italienisch und ganz stilecht haben wir es mit einem Konzeptalbum zu tun. Diesmal aber kämpft man nicht mit Drachen. Hier wird eine weit entfernte dystopische Zukunft vorgestellt. Weit in der Zukunft, im Jahre 7707, das Leben ist voll automatisiert, die Menschlichkeit verloren gegangen. Nur eine Kämpferin stellt sich gegen diese Zustände und kämpft gegen die Armee von Cyber-Soldaten. Das klingt genauso klischeebeladen, als wenn die Kämpferin gegen mächtige Magier antreten müsste.

Auf elf, meist kurz und bündig gehaltenen Stücken erzählen WILD STEEL ihre Story. Musikalisch macht das tatsächlich mehr her, als die Inhaltsangabe eben. Ja, das Ganze klingt ein wenig italienisch. Man findet viel Melodie, manchmal rettet man sich gerade eben am Kitsch vorbei. Ein paar sinfonische Keyboards ergänzen die Gitarrenarbeit. Unweigerlich erinnert man sich an RHAPSODY. Allerdings ist auf ´Age Of Steel´ der Hollywood-Faktor sparsam eingesetzt und dem Hörer wird übermäßiger Genuss von Zuckerguss erspart.

Dafür gibt es ein paar wirklich hörenswerte Songs. Das neoklassische ´Queen Of Spades´ etwa, wo mit HELLOWEEN- und STRATOVARIUS-Versatzstücken hantiert wird. Der Titelsong ist ein kraftvoll vorwärts treibender Speedster. Die melancholische Schiene fährt ´Live Again´. Das abschließende ´Odyssey´ könnte auch auf einem AOR-Album stehen.

Die ganze Scheibe ist schon, typisch italienisch, ein wenig schlagerig. Aber, Hand aufs Herz, wenn die ollen Kamellen von Albano & Romina Power laufen, neigen wir da nicht auch zum Mitsingen? Diese Melodik, diese Eingängigkeit mit Metal zu verbinden, dabei nicht jedes Schmalztöpfchen am Wegesrand aufs Brot zu schmieren ist auch eine Kunst. Die gelingt WILD STEEL doch ziemlich gut. Manchmal mag ich einfach auch mal diese Musik. Wenn ich merke, sie kommt von Herzen, sie wirkt echt. So wie eben hier.

(7,5 Punkte)

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