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THIN LIZZY – Live And Dangerous At Hammersmith 14 Nov 1976

~ 2023 (Universal Music Recordings) – Stil: Hard Rock ~


Record Store Day. Bei mir nicht sehr beliebt. Denn anders als intendiert, geht es da vor allem um das große Business von großen Plattenfirmen. Die kleinen Läden bekommen zu einem hohen Einkaufspreis kleine Auflagen der beliebten Platten und der Frust bei der Kundin / dem Kunden ist vorprogrammiert. Ich habe mich sogar ins Getümmel (war überschaubar) begeben und nach Stunden mein persönliches Exemplar gesichert.

Nach der sensationellen Deluxe Box von ´Live And Dangerous´, die sofort ausverkauft war, ist hier das erste der sieben zusätzlich veröffentlichten Konzerte auf Vinyl erhältlich. Zum ersten Mal natürlich. Und leider nur in einer Auflage von 1.600. Das erste Konzert der drei Hammersmith-Auftritte vom 14.11.1976. Ich hatte zwar schon bei der Box jeden Auftritt abgefeiert, dennoch hier noch einmal eine Zusammenfassung. Die Kraft und Energie des Konzertes ist unpoliert spürbar. Die Band war auf der 37. Station der ´Johnny The Fox-Tour´ und super eingespielt. Es beginnt mit dem klassischen Opener ´Jailbreak´, ein starkes ´Massacre´ folgt und eine bejubelte Version von ´Emerald´.

Brian „Robbo“ Robertson und Scott Gorham sind mächtig in Fahrt und ihr Zusammenspiel ist perfekt. Der Sound ist selbstverständlich etwas rauer als bei der offiziellen ´Live And Dangerous´-CD. Es folgt einer meiner absoluten Lieblings-Songs, die mächtige Gangsterstory ´Johnny´ vom ´Johnny The Fox´ – Album.

Dann kommt das nicht sehr oft gespielte ´It’s Only Money´ von ´Nightlife´ mit teilweise gedoppeltem Gesang von Philip Lynott und Brian Robertson. Ein klarer, weiterer Höhepunkt ist die fast zehn Minuten lange Version von ´Still In Love With You´ mit zwei großartigen Soli von Brian Robertson und Scott Gorham. Historisch die textliche Integration von Songzeilen von ´Old Flame´ vom ´Johnny The Fox´- Album und vom auf ´Black Rose´ veröffentlichten ´With Love´ und von ´Black Rose´ selbst. Philip Lynott experimentierte sehr gerne mit seinen Lyrics und hat hier einige Liedzeilen integriert, die erst 1979 veröffentlicht wurden.

 

 

Die nächsten Songs sind sehr ähnlich wie die auf ´Live And Dangerous´ genutzten Versionen vom folgenden Konzert in Hammersmith. ´Warriors´ ist magisch und bei ´Sha La La´ gibt es ein etwas längeres Drumsolo von Brian Downey, ´Baby Drives Me Crazy´ wie immer mit witzigen spontanen Ansagen vom sensationellen Entertainer Philip Lynott.

Insgesamt steht das Konzert von der Qualität nicht weit hinter dem offiziellen ´Live And Dangerous´- Album und ist mit den selten gespielten Songs ein historisches Dokument und lässt den Quatsch mit den polierten und neu eingespielten Aufnahmen, den Producer Tony Visconti in die Welt setzte, verblassen. Welchen Sinn es macht, eines der auf der CD-Box veröffentlichten sieben Konzerte zu veröffentlichen, darüber kann man diskutieren. Vielleicht ein Test für weitere Veröffentlichungen oder einfach ein Beitrag für das Marketing des wenig sinnvollen Record Store Day (siehe oben). Die Internethändler freuen sich schon auf die große Kasse. Und der LIZZY-Supporter freut sich über zwei Vinyl-Scheibchen mehr und hofft auf Wiederholung.

Ohne Wertung, aber unschlagbar. Zulegen, die Preise steigen.