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GÜNTER WERNO’S ANIMA ONE – Symphonic Concert No. 1

~ 2023 (Frontiers) – Stil: Classic Rock Crossover ~


Ein Waldhof-Fan würde wohl nie zugeben, dass was Gutes aus Kaiserslautern kommt. Da ich aber mit Ballsport wenig am Hut habe, kann ich guten Gewissens sagen, aus der Westpfalz kommen ein paar wirklich spannende Bands. So erinnere ich mich an meine ersten akustischen Begegnungen mit SUPERIOR (Bochum, Zeche, mit ANGRAs André Matos als „Aushilfe“). Der Hinweis zu DISPYRIA darf hier auch nicht fehlen. Heute sind es etwa LORD VIGO. Und nicht fehlen darf der Name VANDEN PLAS, um deren mittlerweile Ex-Keyboarder Günter Werno es hier geht.

Um VANDEN PLAS war es selten ruhig. Neben ihrer „normalen“ Musik haben sie auch immer schon fürs Theater gearbeitet. Bei der ganzen Beschäftigung war tatsächlich auch noch Zeit für dieses Mammutprojekt. Dabei ist es erst einmal nichts Neues, dieses Crossover aus Rock und Klassik. Vorreiter war sicher JON LORD mit seinem ´Concerto For Group And Orchestra´. Jetzt kommt Günter Werno und legt aber auch ein anderes Augenmerk als weiland der DEEP PURPLE-Ableger. Jon Lord hat ein Konzert verfasst, das den einzelnen Instrumenten der Rockband jeweils einen Satz widmet. Günter geht anders vor. Er legt Wert auf das stimmige Gesamtbild. So entstand eine Sinfonie ohne übermäßige Solo-Sperenzchen.

Der Klassiker JON LORDs hat natürlich seinen Teil beigetragen zur Entstehung. Als 2019 VANDEN PLAS das Concerto erfolgreich in Kaiserslautern aufführten, kam der Veranstalter mit der Idee, ob Günter nicht selbst eine Sinfonie schreiben wolle. Diese entstand als Auftragswerk der Stadt Kaiserslautern. Im Mai 2022 fand die Uraufführung in der Fruchthalle statt. Dabei wurde dies Werk für die Ewigkeit auf Band gebannt.

Musikalisch ist ´Anima One´ über alle Zweifel (zumindest meinerseits) erhaben. Günter versteht es, seine Band und das Orchester zu verquicken, ohne dass es wie Stückwerk wirkt. Gewollt ist ja nicht gleich gekonnt, aber man hört das Händchen für die Gesamtwirkung. So kommen seine Liebe zu Melodien, aber auch die zu proggigem Rock und Metal immer wieder zum Tragen. Er hat auch keine Angst, im zweiten Satz mit wilden Dissonanzen zu spielen. Und das wunderbare Duett in Satz 3, gesungen von VANDEN PLAS-Sänger Andy Kuntz im Duett mit Astrid Vossberg, kann auf jedem Bandalbum bestehen.

Dass es klangliche Unterschiede gibt, ist wohl technischen Dingen zu danken. Während die orchestralen Parts mit viel Hall und Raumklang kommen, hört man, dass die Band eher am Mischpult mitgeschnitten wurde. Dadurch klingt die Band etwas weniger warm, vielleicht auch steriler. Im Zusammenhang aber ergänzen sich die Wärme des Orchesters und der trockene Klang vor allem der E-Gitarre und der Drums. Das macht das Endergebnis doch sehr stimmig.

Mir liegt jetzt leider nur die akustische Variante des Albums vor. Das Ganze dürfte aber in der optischen Ausführung der DVD noch hinreißender wirken. Wer dabei war, für den dürfte das das beste Erinnerungsstück überhaupt sein. Mir geht es da leider, wie so oft. Ich habe erst im Nachgang davon erfahren. Gern wäre ich Zeuge gewesen. Aber ich bin auch durch die Konserve überzeugt.

Das hier ist etwas Großes.