~ 2023 (Ripple Music) – Stil: Desert Rock ~
Ene, mene, miste, es RIPPLEt in der Kiste. Oder auf meinem Plattenspieler. Mit dem zweiten Album der schwedischen Heavyrocker TIDAL WAVE kommt eines meiner liebsten US Labels (halt teilweise schwierig und teuer in Deutschland zu bekommen) sehr früh in 2023 mit einem Highlight aus dem Quark.
Dabei wird von aggressiverem Stonerrock über sphärischen Psychedelic Groove bis hin zu rückwärts gewandten Hardrockelementen ein Arsenal an artähnlichen Stilelementen aufgefahren, wie es nicht erst seit gestern bei vielen dreadgelockteb Jungrockern und Batikshirts tragenden Altrockern sämtlicher Desert Feste und Freak Valleys dieser Erde beliebt ist.
Die guten KYUSS gab es schon vor 30 Jahren und wenn sich dann noch Einflüsse aus dem wuchtig doomigeren Seattle Style Heavy Rock um 1990 / 91 herum, manche nennen es Grunge, mit schleppenden, aber bewegenden Songs, verschachtelten Bassläufen und weggeflogenem Gesang auf brodelnden Gitarren auftreten, geht der Retroalarm Stufe 3 los.
Vorteil bei TIDAL WAVE ist, dass sie nicht nur aus dem prall gefüllten Topf der Inspiration naschen, sondern diese mit über 30 Jahren Reifezeit schon klassisch zu nennenden Elemente zu Songs verbauen, die einerseits vertraut wirken und so einer geistigen Überbelastung solcher Musikfreunde wie mir durch gefühlt unnütze Kaputtverbesserungen und Zerstörungsinnovationen entgegenwirken, andererseits immer frisch und mit eigener Note die Sinne kitzeln. Die zermalmenden Riffs, brodelnd heißen Leads, der beschwörende Gesang, die entschlossenen Rhythmen, das alles ergibt Genussmusik, die Dich schlicht wegbeamt und einem bekennenden Neohippiehasser wie mir sogar eine Brücke zurück zu den Dopeheads (ist was Persönliches und gehört auch nicht weiter ausgeführt) baut.
Die Atmosphäre ist meist so intensiv und stickig, wie in einer Räucherhöhle, die so verrucht und doch so voller Verführung steckt, dass man sich ihrer Magie kaum entziehen kann. Riffs, Gesangsmelodien und donnernde Rhythmen treffen Dich wie eine Partikelexplosion. Diese Platte ist ein schierer Sonnensturm an intensiver Klangkunst und sucht im modernen Acid Rock nach würdigen Kontrahenten.
Vor 20 Jahren etwa hatten die Amis NOVADRIVER auf „Small Stone Records“ einen ähnlich gewaltigen, intensiven Heavy Space Rock mit erdig sleazigem Element am Start. Danach kam zwar Gutes, aber kaum etwas von diesem Kaliber. Hymnen, ich sage Euch, Hymnen schreiben sie. Ich bin gespannt, wohin sie mich führen, aber ich lasse mich erstmal auch gerne verführen und hoffe auf baldige Konzerte in Deutschland.
(9 Punkte)
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