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IMMANUEL WILKINS – The 7th Hand

~ 2022 (Blue Note Records) – Stil: Jazz ~


Der im Stadtteil Upper Darby in Philadelphia aufgewachsene Altsaxophonist/Komponist Immanuel Wilkins führt seit mehreren Jahren seine eigene Formation an. 2022 präsentiert der zu diesem Zeitpunkt erst 24-jährige Musiker sein zweites Werk. Das Quartett unter seiner Führung besteht aus dem Pianisten Micah Thomas, dem Bassisten Daryl Johns und dem Schlagzeuger Kweku Sumbry. Mit ´The 7th Hand´ veröffentlicht er nach seinem 2020er Debüt ´Omega´ abermals eines der stärksten Jazzwerke des Jahres. Es ist mit sieben Liedern gespickt und findet seinen explosiven Höhepunkt im finalen, beinahe halbstündigen Improvisationsstück.

Doch der erste Höhepunkt ist bereits das siebenminütige Eröffnungsstück ´Emanation´, in dem Immanuel Wilkins seine außergewöhnlichen solistischen Fähigkeiten unter Beweis stellt, in Geschwindigkeit als auch Artikulation. Allerdings darf ebenso Micah Thomas sein Talent am Piano demonstrieren und zelebriert ein meisterhaftes Solo. Zudem trägt das Quartett den Song mit solch einer enormen Energie vor. Voller Leidenschaft bringt sich nahtlos, im direkten Anschluss in ´Don’t Break´ das FARAFINA KAN PERCUSSION ENSEMBLE ein, um mit afrikanischen Rhythmen die Ekstase vorzubereiten.

Etwas gedämpfter entwickelt sich jedoch der mittlere Teil des Werkes. Schlagzeuger Kweku Sumbry treibt das Quartett in der rauchigen Gospel-Ballade ´Fugitive Ritual, Selah´ mit seinem Besen voran. Indes fällt das bluesige ´Shadow´ noch minimalistischer aus, legt allerdings gleichzeitig wieder erstklassige Momente für den Pianisten Micah Thomas frei. Als berauschender Gegenpol zum Altsaxophon schließt sich dem Quartett in ´Witness´ die Gastflötistin Elena Pinderhughes der Christian Scotts Band an.

Unverzüglich lässt Immanuel Wilkins dennoch im siebenminütigen ´Lighthouse´ wieder alle Vernunft hinter sich und swingt sich ekstatisch durch die Melodiebögen, ehe unverhofft die 26 Minuten der improvisierten Live-Darbietung ´Lift´ anbrechen. Natürlich in allem Free und Avantgarde Jazz an Coltrane angelehnt, brennt das Quartett mit solch einem Energieschub nunmehr ein endloses Feuerwerk der Ekstase, des Lärms und des schieren Wahnsinns ab.

(9 Punkte)

 

Side A:

  1. Emanation
  2. Don’t Break

Side B:

  1. Fugitive Ritual, Selah
  2. Shadow

Side C:

  1. Witness
  2. Lighthouse

Side D:

  1. Lift

 

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