PlattenkritikenPressfrisch

FAIRYTALE – Army Of Ghosts

~ 2023 (Pure Steel) – Stil: Heavy Metal ~


Manchmal liegt in der Kürze eben doch die Würze. Das scheint zumindest zu FAIRYTALE durchgedrungen zu sein. Der Fünfer um Sänger Carsten Hille kommt aus den Tiefen des Ruhrpotts. Seit 2000 sind sie unterwegs. ´Army Of Ghosts´ ist nach einer EP, einer Single und zwei Alben der fünfte und neueste Streich.

Wie der Name sagt, sie lieben Geschichten zu erzählen. Märchen waren schon ein Thema. Und heuer sind ein paar der liebsten Stories von Otto Normalmetaller am Start. Wie viele von uns, und da zähle ich mich jetzt nicht so richtig mit, können sich FAIRYTALE wohl für einen gut durchwachsenen Horrorstreifen erwärmen. Wie gesagt, da bin ich raus. Das ist mir oft ein wenig unappetitlich. So ist mir ´Horace P.´ erst mal kein Begriff. Bis, klaro, der Groschen fällt, er gehört in den Schocker „Shocker“, der mir vor allem in Erinnerung ist dank MEGADETHs Version von ´No More Mr. Nice Guy´. Dafür ist mir ´Elizabeth Dane´ doch ein Begriff. Allerdings ist „The Fog“ schon Folie für eine andere Band gewesen. Da aber zu LORD VIGOs ´Six Must Die´ ein weiter muskalischer Abstand besteht, kann ich hier ein klares Unentschieden geben. Weitere Filme die von FAIRYTALE zitiert werden sind zum Beispiel „House Of Wax“ oder „Re-Animator“.

Ein kurzes, aber zum Thema stimmiges Intro ist vor die acht Lieder gestellt. FAIRYTALE halten sich bei den Spielzeiten zurück, bis auf eine Ausnahme bleiben alle Tracks unter fünf Minuten. Stampfende und flotte Passagen wechseln sich ab. Dabei wird immer á Point musiziert, kein Fitzelchen zu viel gespielt, keine Note zu lang gehalten. Ganz Ruhrpott ist immer eine Portion Dreck zwischen den Zeilen. Dabei wird noch nicht einmal in Richtung Speed oder Thrash geschielt. Damit drückt der Haufen immer die richtigen Knöpfe, um bei mir Begeisterung auszulösen. Oder, anders gesagt, ganz märchenhaft, sie verzaubern mit einfachen aber effektiven Mitteln meine Ohren. So ist nach guten 41 Minuten schon Schluss. Aber das ist auch die optimale Spielzeit für diese Art Musik. Wie gesagt, in der Kürze liegt die Würze.

Fans gepflegten Teutonenstahls sollten hier mal ein Ohr riskieren. Das ist sicher kein Fehler. Sie bekommen nämlich die volle Ladung rostfreien Edelstahl, der noch heiß ist von der Schmiede. Und das in Qualitätsstufe 1A. Dafür dürfen sich FAIRYTALE acht handgeschmiedete Sterntaler ans Revers heften.

Und als nächstes? Wie wäre es mit Stories über echte Menschen aus der Geschichte? Vielleicht über Giacomo Casanova? Oder Wallensteins Wahrsager Seni, oder Gräfin Cosel? Oder sogar, ganz Ruhrpott, über Kaplan Hubert Dewald?

 

Line up:

Carsten Hille – vocals
Colin Büttner – guitars
Stefan Absorber – guitars
Hendrik Klahold – bass
Fabius Farkas – drums

https://www.facebook.com/fairytalemetal


(VÖ: 24.02.2023)