Livehaftig

R.I.P. H.E.A.T Festival (2008 – 2023)

~ The Death Of Hard & Heavy ~


Hard & Heavy in Deutschland ist tot. Zumindest im Live-Sektor. Diese elende Schlampe Corona – aus welchem Loch oder Labor sie auch gekrochen sein mag – hat uns viele und vieles genommen und war der Anfang vom Ende in verschiedensten Bereichen. Sie mag uns zwar momentan am Arsch vorbeigehen, aber die Spätfolgen oder Nebenwirkungen werden wir immer wieder zu spüren bekommen.

Nun hat sie uns wohl mehr oder weniger direkt auch das H.E.A.T Festival genommen – das Mekka, der heilige Gral und Valhalla zugleich für den Hard & Heavy-Rocker. Es erkrankte bereits 2020, aber verlor über ’21 und ’22 nie die Hoffnung auf Genesung. Ja, es schmiedete sogar neue Pläne für den Frühling, obwohl es sich zuletzt im Winter so wohlgefühlt hatte. Doch nun verlor es den Kampf und verstarb völlig unerwartet, wie seine Väter Tom und Eddy bekanntgaben.

 

 

Das zehnjährige Stattfinden sollte sich 2019 zum letzten Male in den altehrwürdigen Hallen der legendären Rockfabrik zu Ludwigsburg zutragen, die ihrerseits für viele mehr war als nur eine geile Location. Zum Zeitpunkt der H.E.A.T Festivals wurde sie zur Heimat der Vertriebenen, zum großen Gemeinschaftswohnzimmer des Hardrockers.

Der Spirit der Gemeinschaft lag in der Luft, die Begeisterung für melodische Mucke ohne Growling und Schwerterklirren wurde geteilt von einer unbeugsamen Schar Relikten aus den 80ern bis hin zu Jungposern, die diese Musik mehr verstanden als mancher noch so true Metalhead. Gerüchten zufolge soll es auch Mädels geben, die mit Thrash, Metalcore und härterem so gar nichts am Hut haben. Oder beides hören.

Sogar einige Buben sollen diese seltsame Vielseitigkeit teilen. Noch unfassbarer: Einschlägig bekannte, beinharte Metaller wurden in der Rockfabrik beobachtet, als sie Zeugenaussagen zufolge abgingen wie die erste Reihe bei BEATLES Konzerten in den Sechzigern. Unvergesslich zum Beispiel der Moment – lediglich stellvertretend als einer von vielen – als ein netter, älterer Herr namens Robert Tepper nach wenigen Songs von der Publikumsreaktion sichtlich gerührt als auch angeheizt sein Jackett wegschmiss und die Rockfabrik spätestens mit ´No Easy Way Out´ in ein Tollhaus verwandelte. Oder eine Begegnung im Rauchergarten mit der PLASMATICS-Legende Jean Beauvoir. Ich war unwürdig und er total locker.

Auch als kleines, feines, kuscheliges Happening war das H.E.A.T Festival für den Hardrocker das, was NIGHT OF THE PROG für den Progrocker, ROCK OF AGES für den Classic-Rocker, KEEP IT TRUE für den Traditionsmetaller und ROCK HARD als auch BANG YOUR HEAD für Allroundmetaller ist.

 

 

In das Kondolenzbuch werden sich wohl Bands und Künstler wie ALIEN, AT VANCE, AXXIS, CATS IN SPACE, CHINA, CONEY HATCH, CRASHDIET, CRAZY LIXX, CRYSTAL BALL, DAN REED NETWORK, DARE, DEVICIOUS, ECLIPSE, FATE, FM, GUILD OF AGES, H.E.A.T, HARDLINE, HAREM SCAREM, HARTMANN, JADED HARD, JEAN BEAUVOIR, JESSICA WOLFF, KEE OF HEARTS, KEEL, KISSIN’ DYNAMITE, LETTER X, OHRENFEINDT, PINK CREAM 69, ROBERT TEPPER, SHAKRA, SINNER, STAN BUSH, SUBSIGNAL, THE POODLES, TREAT, TYKETTO, WIG WAM, WILDNESS und viele, viele andere eintragen, die über die Jahre die Ehre und das Vergnügen hatten, als alte Kultbands oder junge Fackelträger die Stage der Rockfabrik zu entern und für Begeisterungsstürme zu sorgen.

Schön war die Zeit. Unwiederbringlich vorbei, es sei denn, es finden sich irgendwann, irgendwo wieder ein paar Fans zusammen, die eine seltsame Idee vom Hard & Heavy Revival alter als auch neuer Bands haben. Wie das H.E.A.T-FESTIVAL Team um Tom & Eddy. Danke für diese Augenblicke der hardrockenden Glücksseligkeit. Auch im Namen meiner Frau. Zurück bleibt neben der Träne im Auge und dem Kloss im Hals eine Karte für 2020, die ich mir vielleicht als Erinnerung und Mahnung zur nächsten Ticketcollage dazupinne.

Karin trauert. Sie ist wie Conan. Sie kann nicht weinen. Deshalb weine ich für sie.