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ARKHAM WITCH – Swords Against Death

~ 2022 (Metal On Metal Records) – Stil: Heavy Metal ~


Wenn es um coolen Underground Heavy Metal geht, ist das italienische Label „Metal On Metal“ eine der federführenden Plattenfirmen, neben „Cruz Del Sur“, ebenfalls Italien. Und „Metal On Metal“ bescheren uns 2022 das neue Werk der Briten ARKHAM WITCH, hervorgegangen aus den sagenumwobenen THE LAMP OF THOTH. Ich habe nicht nachgezählt, aber ein paar Scheiben hat das Trio schon auf dem Buckel. Immer schön frech, humorvoll, kauzig und hymnisch. Ein Blick auf das Backcover zeigt mir nun, dass ich der Zeit gnadenlos hinterherhänge, mit Ben ist ein Bassist dazugestoßen, der Sänger Simon den Wechsel zur zweiten Gitarre ermöglicht und mit Aldo zusammen baut Simon mächtig coole, packende Riffs über Emmas (Simons Frau) groovigen Drumfiguren auf. Wogende und treibende Rhythmen bilden den Unterbau der Songs, erdige aber hymnische Melodien bauen darauf einen Kultmetalpalast, durch den Simon Iff? lauthals krakehlend tobt. Sein Gesang ist emotional, nicht auf Technik getrimmt. Seine helle, freche, fast punkige Stimme lässt sich aber so von allen anderen unterscheiden.

Die Richtung dieser Platte ist straight, die Riffs mächtig heavy und an den richtigen Stellen mit schönen Melodien der Leadgitarre aufgepeppt. Auch wenn sie nie wirklich schnell werden, so haben sie Passagen beim Song ´Hammerblow´, die vom Riffing her an mittelschnelle Songabschnitte alter Thrashbands erinnern, die eben jenes bestialisch harte, präzise Riffing mit episch anmutenden Melodien verbanden. Das gibt dem Album Schwung, auch wenn ARKHAM WITCH immer am Thrash vorbeimarschieren. Sehr zackig aber.

Der Titelsong ist dann sogar eine echte Thrashnummer mit kultig schrägen „Ohohoho“ Chören, wildem, slammigem bis rasendem Drumming, verzerrten Bassläufen und biestigen Riffs, zwischen denen hier und da majestätische Gitarrenmelodien auftauchen.

Nach den ersten drei zwischen MANOWAR und MONTHY PYTHON den Acker begrasenden Songs hat ab ´Hammerblow´ der Bay Area-Thrash langsam das Szepter übernommen. Auch ´Reap Your Soul´ ist von Riffing und Ausdruck her Thrash, geht zwischendrin auch Mal richtig ab. Ich mache ungerne Namedropping, aber das Stück, von Paul oder Zetro geschrien, hätte auch auf einer EXODUS Platte um 1988 herum Platz gehabt. Dieses Riffing bringt mich fast um den Verstand, so brutal heavy ist es. Wenn Simon nicht singen würde, wäre das hier auf jeden Fall den alten 80er Helden würdig. Ausrutscher, mag man sich denken, denn der eingängige, zackige Hymnenheavymetal kommt wieder, aber die Riffs schrubben trotzdem thrashig Deine Wirbelsäule hoch und runter.

´Into The Fray´ hat aber einen goldig heroischen Refrain, der mich eher an Hamburg denn San Francisco denken lässt. Aber da sind so viele mystisch epische Elemente, die noch eine andere Richtung nehmen. Die Verbindung von kauzigem Britenfeeling, Bay Area Thrash und Teutonenhymne geht klar.

Sehr unterhaltsam, dieses Album. Sehr bildhaft erzählerisch auch. ARKHAM WITCH haben damit schon einen Vor- und Nachteil. Auch wenn Riffs und Melodien natürlich nicht neu erfunden worden sind, der Zusammenbau gibt den Stücken Einzigartigkeit. Aber da kommt dieser Kauzfaktor ins Spiel, denn der gemeine Metaller braucht es selbst im Underground griffig. Und bei ARKHAM WITCH sind scharfe Kanten und spitze Ecken überall. Zumindest an Eingängigkeit und nachhaltig wirkenden Songs mit viel Abwechslung mangelt es den Lovecraft Jüngern nicht.

Der Klang ist auch roh genug, das tighte Zusammenspiel der Instrumente gut in Szene zu setzten. Alles klingt echt und lebendig. Punkt für ARKHAM WITCH. Sie haben alles, was mir bei vielen Epic Metal Platten der letzten 20 Jahre fehlte. Eine coole, rotzig freche Singstimme, aus hunderten Stimmen herauszuerkennen, einen Hang zur überbordenden Heroik, die aber mehr an „Ritter der Kokosnuss“ erinnert, denn an „Braveheart“. Sie haben vor allem Songs, die so schwelgerische sein können, dass man sich förmlich hineinlegen will, die auch thrashen und donnern, wie eine Horde Bay Area Sickos im Ruthie’s Inn 1985. Die Musik bleibt frisch.

Nicht ganz in meinen TOP 5, aber bei der Menge an übergenialen Alben 2022 ist das eh alles Makulatur, weil ich mindestens 25 Top 5 Alben gekauft habe.

Modern Metal wird zumindest hier nicht betrieben und das ist auch gut so. Ich bin alt und kauzig, sagt meine Frau immer, also hör ich auch solche Musik. ARKHAM WITCH sind große Liebe für mich.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/ArkhamWitch