PlattenkritikenPressfrisch

WITCHUNTER – Metal Dream

~ 2022 (Dying Victims Productions) – Stil: Heavy Metal ~


Eine kurze ´Pre(Hell)ude´ und los geht es. Der am Anfang stehende Titelsong galoppiert direkt durch die Gehörgänge in Bauch und Beine. Das Riffing. der Bass, ein wenig wecken WITCHUNTER den Gedanken an NIGHT DEMON. Während ich das Album höre fehlt mir erst einmal jede Info zur Band. So unbeleckt kann ich einfach nur genießen. Und kann feststellen, die Jungs gehen very Oldschool zur Sache. Da wird mächtig aufs Gas gedrückt. Das macht echt Laune. Auch weil jeder Ton sitzt. Es ist schon spannend, dass es das Label aus dem Ruhrpott immer wieder schafft, überall auf der Welt Bands aufzugabeln, die mit Elan und Können überzeugen. Da wird mir auch nicht bange, dass Festivals und Clubs mal die Acts ausgehen, wenn die Alten abtreten.

WITCHUNTER haben sich dem klassischen „alten“ Metal verschrieben. Der schleppende Stampfer ´Black Horror´ drückt machtvoll im Gebälk. Richtig gut kommt dann der episch angehauchte Soloteil. Voller Speed rast die ´Rolling Queen´ durch die Boxen. Sie kommt einem vor wie die kleine Schwester des ´Speed King´. Auf einem Sampler mit obskuren Singles der NWoBHM würde sich ´Devil Preacher´ ausgenommen gut machen. In ´Cromson Skies´ überzeugt vor allem der Chorus. Eine stimmungsvolle Einleitung startet das rasante ´Legion´. Neben den urbritischen Grundton tritt hier eine Prise RIOT.

Und dann wird es spacig. Denn solche Klänge finden sich im instrumentalen ´Space Ritual´. Die Ideen, die hier verbraten wurden, sind bei anderen der Treibstoff für einen kompletten Longplayer. WITCHUNTER fliegen damit in gerade viereinhalb Minuten zum Mars und wieder nach Hause. Obwohl erst eine Ballade vorgetäuscht wurde, ´Restless´ ist nichts weniger. Vielmehr bekommt man eine ruhelos treibende Granate, die melodisch auch in den AOR passen würde und mit einem Prog-Break gewürzt wurde. Am Ende beweisen WITCHUNTER, sie können auch Rock’n’Roll. ´Hold Back The Flame´ klingt, als hätten STATUS QUO den Heavy Metal für sich entdeckt. Damit haben die Jungs die beste Nummer zum Rausschmeißer gemacht. Auch live macht das sicher Laune, gerade damit in die Nacht und auf den Heimweg geschickt zu werden.

Diese Scheibe ist so überzeugend, eigentlich ist es fast egal, wer dahintersteckt. Aber, ganz dumm will ja keiner sterben. Also gönne ich mir einen kurzen Blick auf die Bandcamp-Seite des Labels. Die gibt es ja schon seit 2007. Zuhause irgendwo in den italienischen Abruzzen stehen schon ein Demo, 2 Splits und zwei Alben zu Buche. Daher kommt also dies sichere Zusammenspiel. Trotzdem haben sich die fünf Herren ihren jugendlichen Elan bewahrt. ´Metal Dream´ macht einfach gnadenlos Spaß. Jetzt brauchen wir die Truppe nur mal noch auf der Bühne.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/witchunterofficial


(VÖ: 18.11.2022)