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PAT TRAVERS – The Art Of Time Travel

~ 2022 (Cleopatra) – Stil: Hard Rock ~


Pat Travers, kanadische Gitarrenlegende, hat nach drei Jahren ein neues Album veröffentlicht. Darauf ist mit der Singleauskopplung ´Ronnie´ auch gleich eine Hommage an eine andere Gitarrenlegende, den verstorbenen Ronnie Montrose, enthalten. Gemeinsam haben Pat und Ronnie, dass sie in Gitarren-Heroes Kreisen sich großer Beliebtheit erfreuen, aber nie ganz vorne in den ersten Reihen der Popularität standen. Obwohl Ronnie Montrose mit seinen Bands MONTROSE und GAMMA einigen Erfolg hatte. Und Pat Travers startete in den 70ern mit seinen bis heute beliebtesten Alben: ´Makin‘ Magic´, ´Heat In The Street´ oder dem nicht nur bei Insidern hoch angesehenen Live Album ´Live! Go For What You Know´, das es immerhin zu Platinstatus in den USA brachte.

Was gibt es auf ´The Art Of Time Travel´? Klar, jede Menge Gitarrensoli und Pats souligen Rock-Gesang. Keine Geschwindigkeitsrekorde, das war nie sein Ding, aber viele schnelle Läufe. ´No Worries At All´ ist so ein typischer mächtiger Pat Travers Song, kraftvoller Gesang, vorsichtig von Background Vocals unterstützt, und saubere Gitarrensoli. Mit solchen Gitarrensoli war Pat wie auch Ronnie Montrose, Frank Marino oder Robin Trower in den 70ern als Rockgitarrist an der Speerspitze der Guitar Heroes. Und dann versuchten alle über die Wave-, Metal-, Blues- und Grunge-Zeiten diesen Erfolg zu konservieren, mit mehr oder oft weniger Durchschlagskraft und Erfolg. Anfang der 90er versuchte Flitzefinger-Sammler Mike Varney Pat Travers auf seinem Blues Bureau Label mit ´Blues Tracks´ (steht noch bei mir im Regal) als Blues-Künstler zu promoten. Klar, ohne Erfolg. 

Aber zurück zu 2022. Auf ´Over And Over´ klingt Pat dann etwas müde, auch ´Push Yourself´ mit Bläserunterstützung ist etwas bemühter Soul Rock. Besser der über siebenminütige Hard Rock-Kracher ´Move On´, wo klar wird, warum viele – wie auch meine Person – den 70er Gitarrenhelden, die nach und nach aussterben, nachtrauern. Viel Gitarrenpower. ´Full Spectrum´ erinnert dann an die frühen CHICAGO. Fusions-Rock. Wie auch ´I Feel Good´, hier mit Soul-Feeling. ´Breaking Up In Lockdown´ behandelt seine Erfahrungen im – ja klar – Lockdown, hier mit Country-Einschlag. Die schöne Instrumental-Ballade ´Nathalie´ beendet das Album geschmackvoll und ist ein Höhepunkt.

Pat Travers ist ein Könner, das steht außer Frage. Die meisten Songs sind auch sehr gelungen. Seine Platte ist abwechslungsreich ohne den roten Faden zu verlieren. Kleine Durchhänger seien ihm verziehen, auch dass manches doch etwas obsolet klingt. Das Gesamtergebnis überzeugt.

(7,5 Punkte)