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SAVAGE – Savage

~ 2022 (Eigenproduktion) – Stil: Metal ~


Ich wollte gerade 1984 schreiben, so alt und original klingt diese süddeutsche Band. Großraum Mittelfranken, eine gute Gegend für kraftvollen Heavy Metal, zumindest im doomigen Sinne. Anfang des Jahrtausends, sprich vor 20 Jahren. Ich muss zugeben, ich bin seit meinem „Hellion“-Abgang sowas von raus. Aber egal, meine Vermutung wird schon stimmen.

Der Name ist für Metalinsider und NWoBHM-Fanatiker sicher ein knallrotes Tuch, da SAVAGE aus England schon in den ganz frühen 80ern eine absolute Legendenplatte veröffentlicht haben, zudem immer noch aktiv sind. Das stört die Jungs aus Mittelfranken nicht.

Sie machen auch Musik, die dezent anders klingt, wie die der Briten, wobei Heavy Metal als Grundlage schon stimmt. 80er Heavy Metal mit knackigen Riffs, schnurgeraden Aufbauten, melodischem, frechem Gesang. Letzterer ist jetzt keine technische Meisterleistung der Kehle von Frontmann Pawel, der auch noch die Gitarre spielt, aber Charisma und Leidenschaft versprüht diese Stimme.

Pawel, Bassist Kevin und Drummer Tommy sehen mit ihren hochtoupierten Prachtlocken etwas dolle amerikanisch aus, wobei bodenständiger als die üblichen Verdächtigen aus Kalifornien. Das ist heuer seltener, aber viele junge Metalheads stehen wieder drauf. Ich als alter Headbanger begrüße diese Entwicklung. Ebenso wie ich das Songwriting von SAVAGE begrüße.

Fünf Stücke, zwanzig Minuten, Vinyl only. Pawel spielt markante, schlichte und doch gerade dadurch eindringliche Riffs und wenn er dann soliert, dampft und brodelt die Luft förmlich. Er sorgt immer für soviel Melodie als nötig in den Soloeskapaden und lässt diese stets integralen Bestandteil des einzelnen Songs sein. Keine Egotrips und Selbstdarstellungen, sondern songdienliche Ausschmückungen.

SAVAGE ist Musik, bei der man im amerikanischen Muscle Car die Seitenscheiben runterkurbeln und mit voll aufgedrehter Anlage die Freiheit der Landstraße spüren will. Leider in Deutschland nicht machbar, da beim Zustand vieler Schlaglochpisten hier Lack, Reifen und Stoßdämpfer leiden würden. Fragt Mal meinen Ex Drummer.

Fünf Hymnen für die Ewigkeit stehen also auf der Mini-LP und der einzig negative Punkt ist, dass die Metalgemeinde hierauf 38 Jahre warten musste, weil mehr 1984 gar nicht mehr geht.

Die groben W.A.S.P. treffen auf MÖTLEY CRÜE Vergleiche kann man notgedrungen gelten lassen, aber da ist immer ein ganz eigener Dreh im Sound des Trios. Auch wenn z.B. das HOLY DEATH TRIO aus den USA komplett anders spielt, die killergeilen WAR CLOUD ebenso, der Spirit ist ihnen allen gleich. Keine Innovationen, umso mehr Leidenschaft, coole Riffs und peitschende Soli, welche die Sinne an- und Träume befeuern, straighte und umso packender wirkende Songs.

Ich finde auch den Sound echt knallig, sauber und doch heavy und intensiv.

Top EP, halt viel zu kurz. Ah, der zweite Kritikpunkt. Hiervon hätte ich gerne eine 10 Song LP. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Ich gebe dieser EP satte 9 Punkte für die fünf Songs und wünsche mir, dass SAVAGE dann beim vollen Album nochmal so richtig aufdrehen. Absolutes Goldstück und strengstens limitiert, direkt bei der Band zu bekommen.

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Savagegloryriders@gmail.com