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CARONTE – Circle

~ 2022 (Ván Records) – Stil: Occult Doom ~


CARONTE, das ist für viele ja zuerst einmal die unverkennbare und dominante Stimme von Dorian Bones, und dann eine drogengeschwängert abgedrehte, doch immer absolut stimmige Melange aus okkultem Doom, Psychedelic Rock, einem gewissen Punk- und Rock’n’Roll-Vibe, sowie einigen Stoner-Einsprengseln – eben Heavy Acid Doom Metal”, wie sie es selbst nennen. Was macht es nun mit dem Trademarksound der Italiener, wenn Andere als Dorian singen? Und zwar bei vier Songs jeweils eine andere Band?

Wie sich schnell herausstellt, ist die Frage falsch gestellt, denn es geht bei ´Circle´ nicht um reine Gesangseinlagen, sondern um echte Kooperationen mit vier Bands, die den Bones-Gebrüdern als solche im Geiste nahestehen. Man kennt sich gut, kommt aus derselben Szene, ist mehrfach auf dem Sommersonnwend-Festival der einen aufgetreten und hat mit den anderen den Tourbus geteilt, aber vor allem teilt man den spirituellen Zugang zum Musikmachen und eben auch die theatralische Aufführung derselben. Und da CARONTE nun zum zehnten Mal gemeinsam die Sonne umrundet haben, feiern sie dies eben mit ihren liebsten Brüdern, und zwar ein ganzes Jahr lang: zu jeder Sonnwende und Tagundnachtgleiche kam eine Single heraus, ´Circle´ schließt nun den Kreis, indem es alle vier Songs zusammenfasst.

Das Jahresrad beginnt sich im Juni 2021 im Schein des Scheiterhaufens auf der Neudegg-Alm zu drehen, wie es Tradition ist, mit den ehemals dortigen Gastgebern und leider mittlerweile nicht mehr existenten OUR SURVIVAL DEPENDS ON US (´Black Flames Of Maion´), das nächste Kapitel ist die Herbstäquinox Mabon mit den Landsleuten von FIDES INVERSA (´Cauldron Of Ecstatic Loneliness´), SCHAMMASCH feiern Jul mit ´Solar Void Of Yule´ und der Kreis schließt sich an Ostara mit KING DUDE (´Flowers of Lucifer´). Und wenn man ´Circle´ ohne diesen Hintergrund zu kennen durchhört, wundert man sich zwar über fremde Stimmen und neue Stilistik, hört jedoch eindeutig eine CARONTE-Platte. Die gleichzeitig OSDOU- und KING DUDE-Songs enthält, und zudem noch Aspekte der beiden anderen Bands in ganz neuem Licht erstrahlen lässt. Es ist, als seien die Bones in die Haut der anderen Bands geschlüpft und hätten als Zwitterwesen die eigenen wie die fremden Stärken in Songs gegossen, die gemeinsam grösser sind als die einzelnen Bands – wie könnte man geschätzten Kollegen einen größeren Tribut zollen? Allein das und der erhebliche Aufwand hinter dem Projekt macht aus ´Circle´ eine Preziose für alle, die sich ebenfalls der Szene, aus der diese vier Songs hervorgegangen sind, zugehörig fühlen.

Musikalisch sind OSDOU am nächsten an CARONTEs eigenem Sound, das stampfend-gemächliche Tempo passt zu den Österreichern genauso gut, und deren verschiedene Stimmen ergeben zusammen mit Dorian gänsehauterzeugende, mächtige Basschöre, generell ist hier sofort klar wie gut sich beide Bands seit ewig kennen. ´Cauldron Of Ecstatic Loneliness´ bringt majestätischen Black Metal ins Spiel, FIDES INVERSAs furioses Spiel übernehmen CARONTE natürlich nicht, doch ihre dämonische Atmosphäre und ihre stolze Art, Geschichten voller Dissonanz und Spannung zu erzählen werden gerade von Tonys schneidender, immer wieder in mäandernde Soli ausbrechender Gitarre großartig übernommen.

Und dann SCHAMMASCH. Für CSR haben sich die Italiener besonders ins Zeug gelegt, ihm den flirrenden Teppich für seinen Gesang auszubreiten, ´Solar Void Of Yule´ begeistert damit, dass sich beide Seiten (und vor allem beide Sänger, die Duette sind einzigartig!) so weit entgegengekommen wie nur möglich, ohne die eigenen Trademarks zu verleugnen. So hat CSR noch nie gesungen, und es steht ihm sehr gut – eine echte Symbiose, die mit ihrer Vielschichtigkeit begeistert und gleichzeitig zeigt, wieviel Rock’n’Roll-Lässigkeit doch in den sonst eher intellektuell agierenden Schweizern steckt.

Ein buntes Sträußchen Nachtschattengewächse für den Bocksbeinigen macht die Sache rund, KING DUDEs Beitrag ist nur stellenweise mehr Italowestern als Americana, zwei Crooner treffen sich auf ein Ständchen und schließen damit eine Hommage an Freundschaft und künstlerischen Austausch so stil- wie gehaltvoll ab.

Mit ´Circle´ gelingt den Jungs aus Parma der Zirkelschluss zu den Kollegen scheinbar mühelos, passen ambitionierte Idee und anspruchsvolle Ausführung bestens zusammen und zeigen, wie stilistisch verwandte Künstler im Kern doch dasselbe wollen. Dafür gibt es

9 freudig heulende Thelema-Wölfe.

 

 

 

https://carontevanrecords.bandcamp.com/

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