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OZZY OSBOURNE – Patient Number 9

~ 2022 (Epic/ Sony Music) – Stil: Metal ~


Ozzy Osbourne wurde zwar bereits mehrfach angezählt, doch momentan sprüht er musikalisch betrachtet vor Lebenslust. Nachdem schon ´Ordinary Man´ aus dem Jahre 2020 die keinesfalls mitreißenden Werke der Dekade zuvor vergessen ließ, legt der äußerst arbeitshungrige Prince Of Darkness mit seinem dreizehnten Studioalbum sogar nochmal nach.

Das bewährte Rezept, eine Produktion mit Andrew Watt und eine regelrechte All-Star-Band mit Gaststars an der Gitarre, wurde auch für ´Patient Number 9´ beibehalten. Am Bass durften sich Robert Trujillo (METALLICA), Duff McKagan (ex-GUNS N‘ ROSES) und Chris Chaney (JANE’S ADDICTION), am Schlagzeug Chad Smith (RED HOT CHILI PEPPERS) und der kürzlich verstorbene Taylor Hawkins (FOO FIGHTERS) austoben.

Eine erste und frische Infusion erhält der alte Hardrock mit einem fantastisch aufgelegten Jeff Beck an der Gitarre und einem Ozzy, der die Pillen lieber nicht schluckt, um nicht als ´Patient Number 9´ für verrückt erklärt zu werden. Schließlich ist der Prince Of Darkness scheinbar ´Immortal´ und erhält bei der entsprechenden Beweisführung Unterstützung durch Mike McCready (PEARL JAM).

In der Kindheit ungeliebt, hört er noch heute die Schreie seiner Mutter, während ihn sein Vater wie ein ´Parasite´ bis in den Schlaf verfolgt. Die kräftige und fidele Gitarre spielt dabei der gute alte Zakk Wylde. In der gegenwärtigen, einer dunklen Welt voller Konfusion helfen daher nur noch die magischen Finger von BLACK SABBATH-Kompagnon Tony Iommi an den Gitarrensaiten, der ohne Geezer und Bill, aber mit Ozzy in ´No Escape From Now´ immerhin versucht, alte Magie heraufzubeschwören. Mit der Bluesharp probieren es die beiden abermals heavy in ´Degradation Rules´ zu dem Schwerpunkt Erstickung, Masturbation und Erniedrigungsregeln.

Sogar Mr. Slowhand Eric Clapton besitzt in diesen Tagen das Feingefühl, um ´One Of Those Days´ zu veredeln. Für die Unterhaltung der Massen ist hingegen ´A Thousand Shades´ mit Jeff Beck prädestiniert, auch wenn sich alles um die tote Vergangenheit und eine ungewisse Zukunft dreht.  Den ´Mr. Darkness´ begleitet nochmals Zakk Wylde ebenso wie ein besinnliches ´Nothing Feels Right´ und ein Heavy ´Evil Shuffle´ im Helium-Sabb-Style.

Gleichwohl ist die Hoffnung groß, dass der Prince Of Darkness nicht so schnell wie seine Queen ´Dead And Gone´ ist, obwohl er wohl im echten Leben eine Unmenge an Pillen gegen Parkinson, Nervenschmerzen oder Verstopfung schlucken muss. Doch ´God Only Knows´, jedoch ohne die BEACH BOYS, aber mit Dave Navarro (JANE’S ADDICTION).

Dann setzt sich Ozzy mit der Slidegitarre und Mundharmonika vor Gott und gibt sich kurzerhand dem Blues, dem ´Darkside Blues´ hin. Ein angezählter Boxer tänzelt freilich anders auf der Show-Bühne. Denn die Kompositionen sind mit klaren Gedankengängen zur Gegenwart gespickt: „A circus of madmen running the show, where are we heading, nobody knows.“

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/ozzyosbourne


Pic: Ross Halfin