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PROTECTOR – Excessive Outburst Of Depravity

~ 2022 (High Roller Records) Stil:  Teutonic Thrash / Death Metal ~


PROTECTOR aus Wolfsburg haben deutsche Metal-Geschichte geschrieben. Sie waren meist noch einen Tick härter und gnadenloser als die reichlich vorhandene Konkurrenz. Vielleicht haben sie deshalb die Popularität vieler anderer deutscher Bands, vor allem außerhalb Deutschlands, nicht erreicht – ähnlich wie vielleicht LIVING DEATH. Dazu kamen in der Vergangenheit häufige Besetzungswechsel, abgesagte Tourneen und eine ordentliche Portion Chaos. 1993 war erst einmal folgerichtig Schluss. Die Gründungsmitglieder waren auch schon fast alle in sämtliche Winde verstreut. Alben wie das Debüt ´Golem´ oder ´A Shredding Of Skin´ blieben aber in Erinnerung als Höhepunkte deutscher Krachmacherei.

Jetzt gibt es (einmal mehr) über „High Roller Records“, die eigentlich vor allem mit hochwertigen Wiederveröffentlichungen von absoluten Metal-Klassikern Alt- und Neubanger arm machen, neues Material der seit der Wiedervereinigung 2011 in Schweden angesiedelten Band.

 

 

Der Opener macht gleich deutlich, dass die jetzt deutsch-schwedischen PROTECTOR keine Ambitionen haben, anders als schon immer zu klingen. Gnadenloser Thrash mit den charakteristischen kraftvollen monotonen Vocals von Gründungsmitglied Martin Missy. Recht schnell, aber immer wieder durchbrochen durch melodische Gitarrenparts. Auch ´Pandemic Misery´, Titel Nr. 2, baut auf einem gewaltigen Riff auf, die Vocals gehen stärker Richtung klassischen Death Metal, doppelstimmige Gitarrenharmonien sorgen zwischendrin wieder für Abwechslung. ´Referat IV B 4´ ist ein gewaltiger Headbanger, immer mitten auf die Zwölf des metallischen Hirns schlagend. Wahnsinnig viel Energie.

Eher getragen und fast schon melodisch beginnt ´Infinite Tyranny´, aber nur bis die Geschwindigkeit beim ersten Break deutlich erhöht wird. Auch nix mit Verschnaufpause. Ein Höhepunkt des Albums. Klasse! ´Perpetual Blood Oath´ klingt wie aus der 80er Zeitmaschine. Ein ordentlicher Schlag in die Magengrube mit Riffs wie aus dem Lehrbuch. Schon der nächste Höhepunkt, unterbrochen von einem Gitarrensolo in SLAYER-Manier. ´Cleithrophobia´ hält dieses Niveau und legt in puncto Härte fast noch zu. Patrick W. Engel hat die Aufnahmen gemixt und gemastered, Produzent war der Schwede Robert Pehrsson. Aufgenommen wurde in Stockholm. Die Produktion ist auch tadellos.

Das hohe Energieniveau wird bis zum Schluss durchgehalten. Danach wische ich mir erst einmal den Angstschweiß von der Headbanger-Stirn. Wirklich hart und kompromisslos. Keine Füller, auch vom Songwriting auf hohem Niveau. Was PROTECTOR das Leben vielleicht schwermacht, ist diese Kompromisslosigkeit und diese starke teutonische Note, die aber eigentlich auf mindestens der halben Welt äußerst beliebt ist. DESTRUCTION sind gerade in den USA livetechnisch unterwegs und zumindest Ausschnitte auf Instagram lassen die immer noch vorhandene Begeisterung für den teutonischen Thrash erkennen. Thrash-Puristen wird PROTECTOR und ´Excessive Outburst Of Depravity´ dringend empfohlen! Gibt es erst einmal nur auf CD und Kassette, da der Vinyl-Hype die Pressmaschinen an die Kapazitätsgrenzen bringt.

(8 hart verdiente Teutonen-Schweden Punkte)


(VÖ: 1.07.2022)