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ZERO HOUR – Agenda 21

~ 2022 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Prog Metal ~


ZERO HOUR waren eine dieser, vom öffentlichen Interesse her betrachtet, mächtig unterschätzten Progressive Metal-Formationen der Nullerjahre. Zumindest eines ihrer Meisterwerke, etwa ´The Towers Of Avarice´ aus 2001, sollte jeder kennen. Sie trugen ihren dichten und massiven Prog Metal fortwährend mit einer unglaublichen Finesse und Progressivität vor. Doch ihre Kompositionen besaßen Farbe und Intensität und wälzten sich trotz aller überbordenden instrumentalen Fähigkeiten nicht in Selbstherrlichkeit.

Nach sechs Studioalben wurde allerdings im Jahre 2008 das unerwartete und schmerzhafte Ende der von Jasun Tipton und seinem Bruder Troy gegründeten Band verkündet. ZERO HOUR stellten aufgrund einer Armverletzung von Troy Tipton erst einmal sämtliche Bandaktivitäten ein.

In der Zwischenzeit vertrieb sich Jasun Tipton mit A DYING PLANET seine Zeit, ehe es ihn doch eines Tages wieder in den Fingern juckte und er mit dem Sänger der ersten drei ZERO HOUR-Scheiben, Erik Rosvold, den Stein wieder ins Rollen brachte. Sie konnten Bassist Andreas Blomqvist (SEVENTH WONDER) und Schlagzeuger Roel van Helden (POWERWOLF, SUN CAGED, SUBSIGNAL), die sie in der Vergangenheit bei Live-Auftritten kennengelernt hatten, zur Vervollständigung der Formation erwärmen.

Bereits bei dem 14-minütigen Opener ´Democide´ könnte der Gourmet schnell den Schluss ziehen, dass ZERO HOUR keine anderthalb Dekaden verschwunden waren. Hart, dunkel und schwer schallt der Prog Metal aus den Boxen – ohne nach Djent oder gar der Moderne zu rufen („Damn you, damn you all. Damn you, you planned the fall.“). Vielmehr bittet das Quartett den Tech Metal abermals herein. Die Intensität dieser ersten Viertelstunde wird allein durch einen geringfügig besonneneren Abschnitt unterbrochen, denn ansonsten hauen ZERO HOUR auch immer wieder gerne, so auch im anschließenden ´Technocracy´ („The digital drug is the lobotomy. The digital drug.“) oder in ´Agenda 21´ („Shatter the lives of the common man, sever their hearts and bring the heartache. Master their minds do all we can, twist the truth until their will breaks.“), einschlagende Momente heraus. Während ´Memento Mori´ ein einziger kontemplativer Moment ist, drehen das dramatische ´Stigmata´ über neun („I’m reaching out.“) und das expressive ´Patient Zero´ über zehn Minuten („Human. Disease.“) nochmals auf.

Da auf dem Comeback ´Agenda 21´ die Emotionalität aller sechs Kompositionen unwahrscheinlich hoch ist, werden sogar Musikfreunde von ARK, BEYOND TWILIGHT, FATES WARNING, PSYCHOTIC WALTZ und REDEMPTION angesprochen, sowie in gefühlvolleren Momenten gar welche von SOUL CAGES, die melodischer gewordenen und dennoch gitarrentechnisch gewohnt komplizierten ZERO HOUR endlich zu entdecken.

100 Mal gehört, 100 Mal nix kapiert? Selbstverständlich 15-20 Mal gehört, 1, 2 … 6 Sachen kapiert („One by one and two by two … Two by two and three by three … Four by four and five by five … Six by six by six …“) und mit 8,5 Punkten für gut befunden.

 

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