Livehaftig

SANHEDRIN, STALLION

~ 4.05.2022, 7er Club, Mannheim ~


„Der Untergrund lebt“- bedingt. Sonst hätten sich ein paar mehr Nasen am Mittwochabend aus dem Sofa gehievt und wären mal kurz in den 7er Club zu Mannheim gekommen, um eine der besten neueren Bands der USA abzufeiern: SANHEDRIN.

Im Vorprogramm spielen die deutschen STALLION mit ihrem speedigen Metal auf und sind ein guter Anheizer. Aktives Stage Acting, sprich bangen, rennen und energisch Verausgaben sind hier angesagt. Optisch total Eighties, so auch die Mucke. Man arbeitet sich weitgehend durch alle Veröffentlichungen und zeigt so, dass man sich von Album zu Album weiterentwickelt hat, ohne die grundsätzliche Struktur zu ändern. Songs der Anfangstage weisen etwas schlichtere Riffs auf, während man die neueren Stücke an einer deutlich markanteren Rasanz erkennt.

Gesanglich ist die Band zwar gut aufgestellt, aber manchmal hat man das Gefühl, dass etwas mehr Stimmvolumen nicht schlecht wäre. Nach dem Rap-Intro steigen sie mit ´Waking The Demons´ sowie ´Down And Out´ ein und fordern zum kollektiven Bangen geradezu heraus. Nummern wie ´Underground Society´, ´No Mercy´´, ´Rise And Ride´ sind diesbezüglich zweckdienlich. Kurzum, STALLION marschieren knappe 60 Minuten nach vorne los und  bringen die Anwesenden auf Betriebstemperatur.

Neben TOWER aktuell eine der allerstärksten Bands aus New York mit Frauenpower am Mikro: SANHEDRIN haben mit ´Lights On´ gerade ihr drittes Album über „Metal Blade“ veröffentlicht und noch einmal, nach zwei großartigen Vorgängern, einen qualitativen Schritt nach vorne machen können. ´A Funeral For The World´ (2017) sowie ´The Poisoner´ (2019) schlugen im Untergrund ziemlich ein, so ist der Deal mit „Metal Blade“ mehr als gerechtfertigt.

Dass es für eine gewaltige Gitarrenpower keine zwei, keine drei Gitarren braucht, zeigen SANHEDRIN an diesem Abend eindringlich. Mit einem glasklaren Sound und einer unfassbaren Power arbeitet sich das Trio durch seine Alben. Während Gitarrist Jeremy Sosville mit Hut optisch eher einen Freak abgibt, dominiert Frontfrau/Bassistin Eric Stoltz mit drückenden Basseinlagen und einer gewaltigen Stimme die Bühne. Ihre Bühnenpräsenz ist enorm, aber diese energisch, unglaublich voluminöse Stimme jagt einem Schauer über den Rücken und rundet den unkonventionellen Stil perfekt ab. Die Melange aus Metal, Hard Rock und vereinzelten Retro Rock-Elementen lebt von einem cleveren Songwriting, welches einige Alleinstellungsmerkmale aufweist.

Während bei STALLION auf der Bühne Hektik war, wirken SANHEDRIN eher entspannt und bewegungsarmer, was selbstverständlich bei einer Trio-Besetzung ist. Atomsphäre und Emotionen sind in jedem Moment des Auftrittes präsent. Mit ´Correction´ vom neuen Album steigen sie ein und bringen vom neuen Album noch Songs wie ´Lights On´, ´Lost At Sea´ sowie ´Scythian Women´ unter, die die musikalische Bandbreite der Amis perfekt abbilden. Weitere Höhepunkt gibt es mit ´A Funeral For The World´, ´Die Trying´ oder ´The Getaway´. Die Power, die von dem Trio ausgeht, ist schlecht in Worte zu packen. Aber eines wird an diesem Abend schnell klar, wer nicht dabei ist, hat definitiv etwas verpasst. Denn in dieser Form sind SANHEDRIN eine absolute Powermaschine.

 


Fotos: Jürgen Tschamler