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THE BROS. LANDRETH – Come Morning

~ 2022 (Birthday Cake Records/The Orchard) ~ Stil: Americana ~


THE BROS. LANDRETH sind zwei Brüder, die seit 2012 gemeinsame Sache machen und ein Jahr später ihr Debüt ´Let It Lie´ veröffentlichen konnten: zum einen Joey Landreth an allen Gitarren und mit seiner souligen Gesangsstimme ebenfalls am Mikrofon anzutreffen sowie David Landreth am Bass und immer im Backgroundgesang aktiv. Das Markenzeichen von THE BROS. LANDRETH sind bekanntlich Slide-Gitarren und Harmoniegesang, auch auf ihrem neuesten, ihrem dritten Album ´Come Morning´, das Joey Landreth erstmals als Produzent, in Kooperation mit Murray Pulver, betreut hat.

Die Brüder aus Winnipeg verarbeiten seit der Gründung von THE BROS. LANDRETH ihren eigenen Schmerz. Daher erscheint auch die Hoffnung als der Leitgedanke von ´Come Morning´ äußerst plausibel. Sowohl Joey Landreth als auch David Landreth sind durch die gewöhnliche Hölle eines Künstlers gewandert, beide sind mittlerweile trocken und haben dem Alkohol abgeschworen. Und so kommt nach den vergangenen Frustjahren ´Come Morning´ für das Brüderpaar abermals einem Neuanfang gleich. Sie verarbeiten ihren tief sitzenden Schmerz und blicken gleichwohl hoffnungsvoll in die Zukunft.

 

 

´Come Morning´ trägt mit einigen wunderbaren Harmoniegesängen das Licht in die Dunkelheit. Der mehrstimmige Gesang kennt allerdings auch versteckte Gospel-, schließlich kann sich Joey Landreth für Kirchenmusik begeistern, oder Pop-Elemente, wenn sich der Gesang im anheimelnden Akustikgitarrensong ´Stay´ zu Beginn des Werkes in die Höhen begibt („There’s something in the way you are. Something in the way you light this place.“). Sein Slidespiel geht hingegen auf Southern Rock und Country zurück, während sein Gesang natürlich inmitten des Rock, Soul und Blues aufblüht.

Der Gesang in ´What In The World´ dürfte jeden 80s-Aficionado in Verzückung versetzen, derweil die Gitarre zum Singen ansetzt. Im innehaltenden ´You Don’t Know Me´ greift jedoch auch einmal Joe Pisapia zur Pedal Steel. Mit Synthesizer und Wurlitzer schwebt ein ´Drive All Night´ dagegen beinahe schon im Yacht Rock davon („Oh, but if your hand finds mine, I can drive all night, the sun will come up tomorrow.“), ehe zum Höhepunkt der mehrstimmige Gesang ansetzt: „When there is darkness, honey you shine. Give me all your lovin’, it’s mine all mine, if we live forever, there won’t be enough time, give me all your lovin’, I’ll give you mine all mine.“

Die Stärken des Harmoniegesangs können insbesondere in ´After The Rain´ nochmals bewundert werden. Eine Steigerung kann diese Vorstellung nur mit dem Backgroundgesang von Gastsänger Leith Ross in ´Don’t Feel Like Cryin’´ erfahren: „But I don’t feel like crying anymore, when I think about you walking through that door, tears coming falling like before, I don’t feel like crying.“ Dass sie dabei als Liebhaber von LITTLE FEAT und STEELY DAN schon dem Country und Folk Rock sowie dem Roots Rock zugerechnet wurden, kann THE BROS. LANDRETH nicht mehr belasten. Sie sehen sich schlicht im Americana heimisch.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/thebroslandreth


Pic: BnB-Studios
(VÖ: 13.05.2022)