Livehaftig

SHIREGREEN

Indian Summer – Releasekonzert
~ 25.03.2022, Lokschuppen, Bebra ~


Wieder einmal ist Bebras Lokschuppen Schauplatz eines erstaunlichen Abends. Klaus Adamaschek und seine SHIREGREEN laden am Freitagabend zum Releasekonzert ihres mittlerweile 14. Albums ein und die Menschen aus nah und fern kommen zumindest so zahlreich, dass fast alle Sitzplätze an den in der Zwischenzeit zur Gewohnheit gewordenen kleinen Bistrotischen eingenommen sind.

Doch ehe das Quintett auf der Bühne erscheint, präsentiert es auf der Leinwand sein aktuelles Video zu ´Hundert Mann und ein Befehl´. Dem Song verhilft die aktuelle politische Lage urplötzlich und ungewollt zu einem erhöhten Bekanntheitsgrad mit hohen Klickzahlen. Dennoch starten SHIREGREEN ihren Konzertabend natürlich mit dem Titelsong und Eröffnungssong des neuen Werkes.

 

 

´Indian Summer´ ist die angekündigte Mischung aus Folk und Rock, die Sänger/Komponist Klaus Adamaschek mehrsprachig vorträgt, denn deutsche Lyrik ist auf dem an diesem Tag veröffentlichten Studioalbum eher unterrepräsentiert. Aber auch ein englischer Refrain lässt das Publikum mitgehen und im Anschluss begeistert applaudieren.

Obwohl es sich laut Klaus Adamaschek bei den neuen Songs um fröhlichere Lieder als zuletzt handeln soll, wohnt ihnen natürlich eine gewisse Wehmut und Melancholie inne, schließlich thematisieren sie nicht den kalendarischen „Indian Summer“ mit seinen prächtigen Farben der Natur, sondern schildern persönliche Erinnerungen aus dem Herbst des Lebens heraus.

 

 

´Yesterday When We Were Young´ etwa schrieb Klaus Adamaschek nachdem er einem alten Freund begegnet ist, dem ihre einst gemeinsamen Ideale und Aktivitäten heutzutage entbehrlich erscheinen. Da segelt Klaus Adamaschek halt alleine weiter durchs Leben und singt mit Sängerin Marisa Linß und Bassist Paul Adamaschek im Chorgesang „Sail on, sail on“.

Während sich in diesen Abendstunden Johannes Gunkel auf der linken Bühnenseite im Sitzen auf seiner E-Gitarre austobt, dreht Bassist Paul Adamaschek am rechten Bühnenrand verschmitzt lächelnd seine Runden. Marisa Linß tänzelt dazwischen an der Seite von Klaus Adamaschek umher. Und mit den jaulenden Gitarrenklängen zum Songausklang rocken SHIREGREEN in diesem Moment regelrecht den Lokschuppen.

Da kommt die Hymne auf das Fuldatal zum passenden Zeitpunkt. ´Don’t Put The Blame On The Moon´ entstand, so erzählt Klaus Adamaschek, als die Fulda mal wieder vom Hochwasser betroffen war und er nachts nicht schlafen konnte. Natürlich immer die Akustikgitarre umgehängt, jault Klaus Adamaschek keinesfalls den Mond an, sondern begeistert mit seiner Band den Saal, der SHIREGREEN heute in allerbester Akustik genießen darf.

Inzwischen ist es auch an der Zeit, alle Musiker vorzustellen. Also beginnt Klaus auf der linken Seite mit Gitarrist Johannes Gunkel, der seit drei Jahren zur Formation gehört und sich seine Zeit ansonsten als Musiklehrer in Bad Hersfeld vertreibt. Sohn und Bassist Paul Adamaschek auf der anderen Seite ist extra aus Essen eingeflogen, und hat seine Ehefrau Marisa Linß mitgebracht, die wegen ihrer Mezzosopran-Stimme schon vielerorts bewundert wurde. Am Schlagzeug sitzt erstmals Jonas Giger aus Immenhausen, Sohn des berühmten Peter Giger (ALBERT MANGELSDORFF QUINTETT, FAMILY OF PERCUSSION), und ist wohl ebenfalls gerne Musiklehrer.

 

 

Selbst aus dem nächsten Volltreffer, aus ´So viel gute Zeit´ schaut der melancholische Blick auf die vergangenen zwanzig Jahre freudig hervor, im Bewusstsein, dass es natürlich viele gute Tage gab. Und diese von Herzen kommende Wärme strahlen live alle Kompositionen aus. Ihre Bedeutung für Songwriter Klaus Adamaschek, da diese immer äußerst persönlich sind, ist jederzeit spürbar. Mit ´No Longer Alone´ tragen SHIREGREEN sogar das von Klaus Adamaschek geschriebene Hochzeitslied für seine Schwiegertochter Marisa Linß und seinen Sohn Paul Adamaschek vor, ohne dass beide an diesem Abend bei der Erwähnung von Marisa, „der Seelenvollen“, und Paul, „dem Zweifler“, erröten.

Dagegen entsprang ´No One Needs A Broken Heart´ einem Zwist auf der Reise durch Nevada. Aufgrund einer kleinen Irrfahrt keimte eine gewisse Uneinigkeit auf, doch auch solche Nichtigkeiten sollten den zwischenmenschlichen Seelenfrieden nicht stören, und Adamaschek bläst dazu kräftig in die Mundharmonika.

Bei diesem Release-Konzert kann Klaus Adamaschek auch endlich die Oden an seine beiden Gitarren spielen, die an seine schwarze Lieblingsgitarre für den täglichen Gebrauch, das fantastisch ausufernde ´Songs From The Heart (And An Old Black Guitar)´, sowie kurz vor dem Ende, die an seine rote Gitarre für unterwegs, ´My Red Guitar´. Da darf auch die E-Gitarre mitsingen, dass die Leute mitsingen mögen.

 

 

Und dann blicken doch alle zurück in das Jahr 1968. Klaus Adamaschek bekommt in diesem Jahr die Scheibe ´Lieder unserer Zeit in Licht und Schatten´ in die Hände, auf der auch Heidi Brühls Version von ´Hundert Mann und ein Befehl´ zu hören ist. Klaus Adamascheks Vater, der mit 15 Jahren in den Krieg ziehen muss, ist damals mehr als bewegt.

Das Lied selbst hatte auch schon Freddy Quinn gesungen und stammt ursprünglich von den US-Amerikanern Barry Sadler und Robert Moore, die mit dem Original ´The Ballad Of The Green Berets´ einen Lobgesang auf die US-Eliteeinheit angestimmt hatten. Doch SHIREGREEN machen aus der alten Nummer endgültig einen Anti-Kriegs-Song, der die Menschen gerade jetzt zu Tränen rührt, weil Kriege immer sinnlos waren und sind.

Vor der längeren Pause, in der die Zuschauer am Merchandise-Stand nicht nur Silberlinge samt Unterschrift gegen Bares erhalten, spielen SHIREGREEN noch einen kleinen Ohrwurm. Eigentlich als Begleitstück für eine Erlebnisreise durch den Westen der Vereinigten Staaten angedacht, ist ´Music, Miles And Miracles´ trotz der vorläufigen Absage dieses USA-Trips, aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben, ein schönes Stück Americana.

 

 

Nach der Unterbrechung kommen SHIREGREEN mit zwei Stücken zurück, für die die Zeit bei den ´References´, einem eigenständigen Tribut an die einstigen Helden, noch nicht reif war. Denn auch auf dem neuen Werk würdigt Klaus Adamaschek weiteren Vorbildern, sowohl Buffy Sainte-Marie als auch Kris Kristofferson. Daher werden heute ´The Story Of Buffy Sainte-Marie´ und ´When You Play Kristofferson´ euphorisch vorgestellt. Letztgenannter Song ist wohl an einem Abend erschaffen worden, als sich Klaus und Paul Adamaschek geliebten Kompositionen des US-amerikanischen Songwriters tränenreich hingaben.

Die emotionalen Momente wollen jedoch auch in der Folge nicht abreißen. Das nächste Lied behandelt die Hypothese oder schlicht den Moment ´Wenn meine Enkel mich einst fragen´ und wir begreifen, dass es auf der Welt bislang „nur um Kohle, um Reichtum und um Macht“ ging.

Um die Zuschauer wenigstens schnell aus dieser nachdenklichen und gedrückten Stimmung herauszuholen, packen SHIREGREEN ´Snowy Mountain Escapade´ aus, das Liebeslied über den gemeinsamen Urlaub von Klaus Adamaschek und seiner geliebten Angelika im Chalet in der Schweiz, als sie sich bei der dritten Schlittenabfahrt gemeinsam das jeweils linke Bein brachen.

 

 

Sodann erklingt auch schon der letzte Song des neuen Werkes und der scheinbar letzte des Abends. ´A Million Things To Change´ ist abermals der Blick in die eigene Vergangenheit, in der man letztlich doch so einiges ändern würde, und geht im Anschluss nochmal musikalisch in das wundervolle Titel- und heutige Eröffnungslied über.

Aber das Publikum lässt sich überhaupt nicht lange bitten und fordert selbstredend nach all den neuen Kompositionen eine Zugabe aus dem bisherigen Repertoire.

SHIREGREEN beglücken daher alle Anwesenden noch einmal mit ´Wir werden schon sehn´ von der 2020er ´Deutsch LAND Reise´ und dem wirklich allerletzten ´Last song´ aus dem 2013er ´The Stories I Could Tell´. Jetzt kennt das Publikum wirklich kein Halten mehr. Frenetisch werden SHIRGREEN in die Nacht entlassen.

 

 

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