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LARRY McCRAY – Blues Without You

~ 2022 (KTBA) – Stil: Blues (Rock) ~


Der amerikanische Blues-Sänger und Gitarrist Larry McCray, der sich dem traditionellen Blues zugehörig fühlt, veröffentlicht das Album ´Blues Without You´ nach sieben Jahren Pause über das Blues Label von Joe Bonamassa, der auch gleich mit Josh Smith produziert hat. Und klar, Workaholic Joe Bonamassa spielt als Gast mit wie auch weitere Gäste wie Warren Haynes, Joanna Connor und Reese Wynans.

´Arkansas´ startet ohne großes Intro gleich klassisch mit Blues-Bariton und Gitarre sowie Orgel und Bläser im Hintergrund. Larry mag keine Experimente, sondern hält sich eng an den Blues-Kontext, mag aber gerne einen überschaubaren „Big Band Sound“ lieber als den sparsamen, reinen Blues. ´Without Love It Doesn’t Matter´ hat starken Boogie-Einschlag.  Bei ´Down To The Bottom´ wird auch einmal ein großer Chor und massive Violinen integriert, was bei diesem gefühlvollen Titel auch sehr gut passt. Da darf die Gitarre von Gast Warren Haynes im Solo richtig heulen, was zu einem starken Abgang eines exzellenten Titels führt.

Die Platte ist angenehm „laidback“ ohne zu routiniert oder gar einschläfernd zu wirken. ´Breaking News´ integriert Soul und Pop ohne auf das Radio (spielt das noch solche Musik?) zu schielen. Auch mit 62 Jahren kann man Larrys Musik noch entdecken, wie das Joe Bonamassa – der aufrechte Blues-Kämpfer vor dem Herrn – gemacht hat. Larry ist – wie so viele Blues-Musiker – ein Spätentwickler und wurde erst Anfang der 90er Jahre plattenmäßig aktiv.

´Roadhouse Blues´ hat nichts mit THE DOORS zu tun, sondern ist ein absolut klassischer Blues mit offensiver Gitarre, wo Larry die Gitarre auch mal richtig brennen lässt. Das kann er nämlich auch, hätte vielleicht aus meiner subjektiven Sicht öfters sein können. ´Drinkin‘ Liquor And Chasin‘ Women´ gibt Joanna Connor, die selbst schon lange im Blues-Geschäft ist, Raum für eine musikalische Kooperation. Deutlich ist, dass Larry so viel Präsenz besitzt, dass die Gäste immer Gäste bleiben und ihm nie das Ruder aus der Hand nehmen. Selbst Joe Bonamassa gelingt es auf dem etwas zu langen ´Mr. Easy´ nicht, Larry die Show zu stehlen.

´Blues Without You (For Paul)´ zeigt, dass Larry auch ein sehr starker Sänger ist und nicht nur ein exzellenter Gitarrist. ´Put Your Dreams ToBed´ hat wieder einen leichten Soul-Einschlag, ´I Play The Blues´ zum Schluss ist akustisch unterlegt und sehr gefühlvoll gesungen. An Abwechslung im fest vorgegebenen Blues-Rahmen mangelt es also nicht.

Wie sagt man so schön: solide und unspektakulär, aber deshalb vielleicht gerade nicht so schnell abnutzbar. Auf jeden Fall muss Larry niemanden von seiner Authentizität überzeugen, er ist durch und durch Blues-Musiker. Der eine oder andere Kick fehlt mir über die 12 Songs hinweg vielleicht, um die Platte ganz vorne zu sehen, aber die vorhandene musikalische Substanz macht eine gute Wertung unumgänglich. Und ich gebe die Punkte auch gerne.

(7,5 Punkte)