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MANIGANCE – Le Bal Des Ombres

~ 2022 (Verycords) – Stil: Heavy Metal~


Zuletzt waren vor allem die jungen Bands unseres Nachbarlandes zu hören. Die jungen Bands der 3. Generation, etwa EXISTANCE oder HERZEL, sind es vor allem die zuletzt Furore machten. Dabei hängten sie den Hammer schon ziemlich hoch. Aber auch die ganz alten wie SORTILÈGE scheinen sich noch einmal aufzubäumen. Nun kommen auch noch MANIGANCE wieder über den Rhein, die es auch schon seit 1995 gibt. Ihr Debüt ´Ange Ou Demon´ 2002 hat damals auch den Weg zu mir gefunden. Irgendwie ganz gut, aber in den Jahren danach habe ich sie doch wieder aus den Augen verloren. Aus den Augen, aus dem Sinn. 20 Jahre mussten ins Land gehen und viel Wasser die Rhône herunterlaufen, ehe sie für mich wieder aus den Schatten traten. 

In diesen zwanzig Jahren ist auch in der Band einiges passiert. Von den Gründungsmitgliedern sind gerade noch zwei dabei. François Merle an der Gitarre, der zuvor bei den KILLERS aktiv war, tatsächlich auch ohne Unterbrechung. Bassist Stéphane Lacoude hingegen pausierte sogar um die 14 Jahre, während denen er Teil von ARSENIC war. 

In der Geschichte der Malerei gab es immer wieder Bilder, die monochrom gearbeitet waren. Diese Grisaillen waren oft in Grautönen gehalten, um Reliefs vorzutäuschen. Manches mal aber auch wurden erdige Brauntöne genutzt, die als Umbra bekannt sind. Umbra wird aber auch genutzt, wenn Künstler schattige Stellen gestalten. Die Schatten, die auf diesem Ball hier tanzen sind aber keineswegs monochrom. Im Gegenteil, es geht bei MANIGANCE doch recht bunt zu.

 

 

Das Intro ´Odyssee´, das elektronische Sounds mixt mit Motiven von ´Carmina Burana´ und karibischen Piraten, das hätte ich nicht gebraucht. Danach aber geht es mit ´Sans Froid´ zur Sache. Und, Überraschung, wenn ich es nicht besser wüsste, man hört es kaum, das Mikro gehört neuerdings einer Dame. Und Carine Pinto (nicht Pinot, auch wenn der schattendunkel ist) macht einen richtig guten Job. Ganz ehrlich, mir wurde es erst richtig klar, als ich die aktuelle Besetzung gelesen habe. Schließlich gibt es auch Herren, die in diesen hohen Lagen zu singen vermögen. Aber, ist es am Ende nicht egal, ob da Männlein oder Weiblein zugange ist? Wenn mitreißend und überzeugend gesungen ist, ganz sicher.

Noch immer passen MANIGANCE in eine Reihe neben STRATOVARIUS oder SYMPHONY X, schaffen es aber, diesen Stil leicht progressiven Metal recht eigenständig zu intonieren. Auch wenn zu Beginn von ´Huis Clos´ Euro-Dance angetäuscht wird, kurz nur. Dann fegen schwere Gitarren eines kraftvollen Stampfers diesen Eindruck hinweg. Groß die Freude eines Tschaikowski-Fans hingegen, als er die Spieluhr entdeckt, die im Titeltrack den Schwanensee anspielt. Mit ´Au Portes De Loubli´ gibt es auch die obligatorische Ballade, die aber powervoll und energisch genug aus den Kopfhörern schallt.

Insgesamt kann man zusammenfassen, hier treffen Riffs mit Schmackes wie Kopfnüsse auf Niederkniechorüsse. Melodien wie in ´Envers Et Contre Tout´, die beim ersten Hören schon glauben lassen, man trifft hier auf alte Freunde. Lasst uns also die Becher heben mit dem Pinot aus den Weinbergen der Nouvelle-Aquitaine auf die Zukunft von MANIGANCE. Lasst uns tanzen auf dem Ball der Schatten. Was irgendwie lustig ist, weil musikalisch ist hier mehr Licht als Schatten. Andererseits braucht es viel Licht, um Schatten zu erzeugen. Entweder das Licht der Sonne oder das von 

9 hell brennenden Fackeln

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(VÖ: 18.03.2022)