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GOODBYE JUNE – See Where The Night Goes

~ 2022 (Earache) – Stil: Blues Rock/Hard Rock ~


Seit 2015 sind die Tennessee-Musiker am Start. Anlass zur Gründung war wohl die Beerdigung vom bei einem Verkehrsunfall gestorbenen Bruder des Gitarristen Tyler Baker. Neben Baker waren die Cousins Sänger Landon Milbourn und Gitarrist Brandon Qualkenbush an der Gründung angesichts dieses traurigen Anlasses beteiligt. Schlagzeuger und Bassisten wurden ergänzt. Drei Alben folgten, hier liegt nunmehr das vierte vor.

Man glaubt bei Landon Milbourn sofort den seligen Bon Scott zu hören. Oder ist es doch Brian Johnson? Nein, da singt Landon zu gut dafür (kleiner Scherz). Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen den beiden Hard Rock-Ikonen. Und die Band klingt auch etwas nach dem klassischen Rock von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL oder harten AEROSMITH (die gab’s wirklich früher einmal). Ein bisserl Südstaatenmusik à la ZZ TOP ist auch zugemischt. Aber die Stimme ist frappierend ähnlich der alten AC/DC und auch die Gitarren sind teilweise nicht so weit von den Young Brüdern entfernt. Alles klingt sehr erdig und authentisch.

Nicht alles ist superstark, ein paar Songs wie ´Take A Ride´ klingen doch „etwas billig“ im Aufbau. Da nervt dann der Refrain. Aber die positiven Eindrücke überwiegen eindeutig, wie beim melodischen ´Stand And Deliver´ mit Pianoeinlage, dem gelungenen Säufersong ´I’m Back´ oder dem rauen Opener ´Step Aside´. ´Everlasting Love´ bewirbt sich zu Beginn für die CCR Nachfolge, wird im Refrain aber auch etwas klischeehaft.

Balladen gibt es auch wie ´What I Need´. Das hat dann mehr mit AEROSMITH zu tun. Mit vielen Chören und der Gesang zerbrechlicher. ´Nothing´ kommt langsam, aber dann mit viel Verve. Schöner Song. ´Three Chords´ ist eher eine Reminiszenz an die unsterblichen Australier ROSE TATTOO. Auch kein Fehler. Allerdings auch mit Orgelbegleitung. ´Black´ ist dann ein etwas alberner Rausschmeißer mit schweren Riffs.

Wem AC/DC so langsam auf der Repeat-Taste doch zu tatterig werden, liegt hier richtig. Die Stärken des Albums übertreffen einzelne kleinere Schwächen deutlich. GOODBYE JUNE sind eine dieser hoffnungsvollen neuen Band-Generation der Schreihälse und dreckigen Rock’n’Roller. Sehr lobenswert.

In der Originalitäts-B-Note gibt es allerdings ein paar Abzüge, aber es bleibt genug (Punkte-) Substanz übrig.

(7,75 Punkte)


(VÖ: 18.02.2022)