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KÆLAN MIKLA – Undir Köldum Norðumljósum

~ 2021 (Artoffact) – Stil: Dark and Ethereal ~


Es erschließt sich eine eigene Welt, ein eigenes Universum, sobald die Musik von KÆLAN MIKLA ertönt. Folklore und Post Punk sprudeln aus Vulkanen und Geysiren, Quellen und Lavafeldern. Island ist die Heimat von KÆLAN MIKLA, der drei Folk-Sirenen, die 2013 in Reykjavik bei einem Poesiewettbewerb zusammenfanden.

Soffía „Laufey“ Þórsdóttir (Gesang), Margrét Rósa Dóru-Harrysdóttir (Bass) und Sólveig Matthildur Kristjánsdóttir (Keyboards) leben und lieben die Natur bei Wind und Wetter, präsentierten ihrer Hörerschaft daher bereits dementsprechend tiefschwarze Studioalben in ihrer Muttersprache.

Engelsgleiche Stimmen umtanzen die isländische Landschaft und erzählen Geschichten Islands. Natürlich sind die Tage dunkel und so ist auch die Musik.

Zwischen Dark Wave-Beats zum Sinnieren oder Tanzen illuminiert sich der Gesang. Zu ´Svört Augu´ singt Laufey im Wind und alle zusammen tanzen und lachen – die Verehrer von KÆLAN MIKLA klatschen dabei gerne noch im Takt. Die Ausgeburt der Hölle in gesanglicher Hinsicht taucht, im Gegensatz zu früher womöglich enttäuschend, nur noch selten auf, wenn wie in ´Sólstöður´ die seligen Schreie im Hintergrund nach abgestochenen Menschenleibern riechen.

Nicht nur im mehrheitsfähigen ´Stormurinn´ möchten Flöten oder in ´Óskasteinar´ ebenso Flöten und Geigen das folkloristische Schauspiel federleicht umgarnen. Zum Bezirzen der Post Punker darf auch gerne die Elektronik in ´Örlögin´ zunehmen. Ohnehin sind KÆLAN MIKLA mehr vulkanischer Dreampop und Shoegaze als zuvor und gleiten zum Beat eines ´Sírenur´ mit den reißenden Wellen des Meeres – derweil der Hörer an den Felsklippen gebannt und staunend wartet.

Dass KÆLAN MIKLA in der weiten Einöde außerhalb ihrer Heimat bereits mit ALCEST und THE CURE auf den Bühnenbrettern der Welt standen, erklärt sich aus ihrem musikalischen Reichtum. Zudem lernten sie auf einer Tournee nicht nur ALCEST, deren Gastauftritt in der Komposition ´Hvítir Sandar´ ausnahmsweise auch die Gitarre preisen darf, sondern auch Førtifem kennen, die sechs Illustrationen für das neue Studioalbum und das Booklet kreiert haben. Das Artwork selbst entstammt hingegen der Kunst von Kinnat Sóley. Die Schöpfung von KÆLAN MIKLA dürfte sich allerdings inzwischen mit ´Undir Köldum Norðumljósum´ ohne Frage weiter unter der Menschheit verbreiten.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/Kaelanmikla


Pic: Dean Wallflower