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IBUKI – Storm Of Emotion

~ 2021 (Setsuzoku Records) – Stil: Power Metal ~


Hail to Japan – Part Two.

Nach den überirdischen FATIMA HILL stolperte ich tatsächlich auf weiteres fantasievoll-weltliches aus dem Land der aufgehenden Sonne. Gut, dass ich ein wenig Durchhaltevermögen habe, nachdem ich zu Beginn dachte: Ist es zu schnell, bist du nicht hart genug.

Wer schon immer wissen wollte, wie sich in japanisch gesungener Powermetal mit Manga/Anime-Flair in DRAGONFORCE-Geschwindigkeit und einer etwas höher gepichten Marta (CRYSTAL VIPER) anhört: Kommt zu Papa.

Habt jedoch keine Furcht, denn wer jetzt mit erhöhten Zuckerwerten die Vorstellung einer weiteren japanischen Kawaii-Metal-Band befürchtet, dem kann ich versichern: Dieses Babe macht echten Metal!

 

 

Die leidenschaftliche Camperin IBUKI (ex-CROSS-VEIN und diverse andere Projekte) aus Tokyo – die mit ihrer Tochter ebenso das Faible für Cosplay teilt – präsentiert ihr zweites Soloalbum nach dem 2018er Debut ´ExMyself´ in der Lichtgeschwindigkeit von knapp einer halben Stunde auf ´Reign in Blood´-Länge und fühlt sich mittlerweile angekommen in der Welt der Metal-Queens mit ihrer 4 Oktaven umfassenden Stimme.

Auch wenn sich mir das Ganze zunächst auf Dauer analog zum Genuss einschlägiger asiatischer Animationsfilme zu hektisch darbot, sollten experimentierfreudige Female-Fronted-Metaller, denen süßer Goth-Bombast Darmverschluss bereitet, ein Ohr riskieren. Denn wenn man sich darauf einlässt, wird jeder weitere Durchgang den Durchmesser der staunenden Augen vergrößern und diese Ohrwürmer fressen sich regelrecht im Gehörgang fest.

Besonders interessant sind die Melodielinien, die für Ohren des westlichen Kulturkreises typisch fernöstlich-exotisch anmuten, während die Tracks durchgehend auf Dauerfeuer rotieren. Dennoch halten fein akzentuierte Verschnaufpausen in jedem Song den Spannungslevel ständig weit oben.

 

 

Melodische Speedkracher also, bis IBUKI am Ende mit ´Mata Kimi ni Koi shiteru´ (I love you again) feierlich runterkommt und ihre einstige Liebe zum 90er J-Pop im Metalballadengewand auslebt. Dabei denke ich unweigerlich an ein Duett mit Klaus Meine im Rahmen einer „Tokyo Tapes Revisited“ Aktion im Paralleluniversum, bevor sich die SCORPIONS endgültig zur Ruhe setzen. Erfahrungen im japanischen Liedvortrag hat er ja bereits mit ´Kojo no Tsuki´. Das wäre der Hammer vor dem King!

Was IBUKI hier mit den Gitarristen Masumi (das erste 3er-Package), Shinji (die folgenden 3 Tracks) und Shinichi Kobayashi (das Finale) zusammenzimmert, ist über jeglichen Zweifel erhaben und spricht neben Fans oben genannter Gruppen auch jene an, deren virtuelles alter Ego mit weit aufgerissenen Augen und überdimensionalem Schwert in der Hand in einer finalen Fantasie ein Blutbad unter all‘ dem Bösen anrichtet. Exotentipp!

 

 

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