PlattenkritikenPressfrisch

FORTRESS – Don`t Spare The Wicked

~ 2021 (High Roller Records) – Stil: Heavy Metal/Power Metal ~


Der Sprung von einer EP-Veröffentlichung zur Albumlänge ist oftmals mit vielen Herausforderungen verbunden. Eine davon ist, ob das neue Material tatsächlich auch stark genug ist, um im Großformat zu überzeugen. Der 2016 in Whittier, Kalifornien, gegründete, traditionelle Heavy Metal-Act FORTRESS wurde für seine gleichnamige, 2018 erschienene EP ja bereits mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht – und weiß auch auf seinem Volle-Länge-Debüt weitestgehend zu überzeugen.

Schon der Opener ´Lost Forever´ ist ein erstaunlich guter, neoklassischer Metal-Song mit einem nahezu perfekt gewebten, episch-dramatischen Rhythmus. Melodische Riffs und prominent untermalende Synths katapultieren einen direkt ins Herz der Schlacht, und die eindringlichen Vocals von Chris Scott Nunez beweisen sofort, dass es in dieser Band kein schwaches Glied gibt – ein Sturm an tief empfundenem und kraftvollem Old-School-Metal, der unmittelbar Erinnerungen an die frühen QUEENSRYCHE, an LIEGE LORD, LEATHERWOLF oder FIFTH ANGEL erweckt. ´Anguish´ hingegen könnte auch von einem der besseren Alben von YNGWIE MALMSTEEN`S RISING FORCE entstammen, wohingegen ´Find Yourself´ schon eher in klassische IRON MAIDEN-Gefilde vordringt.

 

 

Die Songs bewegen sich dabei größtenteils im Bereich des anspruchsvollen Power Metal, oftmals prall gefüllt an düsterer Wildheit sowie beeindruckender Theatralik, mit einem stetigen Gefühl an jugendlicher Energie. Die schreddernden Gitarren verschmelzen auf eine Weise, die der Effektivität der Songs und ihrem geradlinigen, faustpumpenden Ansatz keinen Abbruch tut. Nichts fühlt sich dabei in irgendeiner Weise übereifrig an.

FORTRESS gelingt jedenfalls die Balance von traditionellem Songwriting und offensichtlichen 80er-Vibes vor allem aufgrund der modernen Produktion, die messerscharf das nuancierte, gekonnte Spiel der gesamten Band höchst authentisch wiedergibt. Von den treibenden Basslinien bis hin zu den aufsteigenden Gitarren-Leads, ohne dass dabei passende Fills oder beißende Riffs etwa vernachlässigt würden.

Summa summarum macht ´Don`t Spare The Wicked´ also im Grunde alles richtig. Es hat die eingängigen Melodien, gute Power Metal-Vocals, starke Riffs und Soli sowie markante Tonarten, die intensiver werden, sofern es für den Song erforderlich ist. Keine bloße Old-School-Taktik also, aber alles in allem dennoch ungemein bodenständig.

(7,5 Punkte)