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JOE BONAMASSA – Time Clock

~ 2021 (Mascot) – Stil: Blues Rock ~


Die wievielte Veröffentlichung das von Joe Bonamassa ist, weiß ich nicht. Joe gehört zu den arbeitssüchtigen Musikern, die Veröffentlichungen kommen in kurzer Zeit. So zwei bis drei im Jahr sind keine Seltenheit. Er steckt voller Ideen, die einfach auf Platte gebracht werden müssen.

Die Fakten. Joe Bonamassa ist ein Star. Er liebt den Blues. Er spielt jetzt aber keinen klassischen Blues (mehr). Er hat seinen eigenen Gitarren- und Gesangsstil. Ob man den mag oder nicht, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Er ist auf jeden Fall ein Virtuose auf dem Instrument. Und grundsätzlich mag ich sein Gitarrenspiel und auch seinen Gesang.

Ja, ich mag Joe. Ich hatte vor zehn Jahren mal eine Phase, da habe ich mir CDs von ihm zugelegt. ´The Ballad Of John Henry´ und ´Black Rock´ waren wirklich starke Alben. Stark war die Mischung des Blues mit anderen Rockspielarten. Das war eine kreative Phase von Joe. Jetzt habe ich einmal wieder die Muße, in aller Ruhe in eine neue Platte reinzuhören.

Fakt ist nämlich auch. Wenn ich richtigen Blues hören will, dann lege ich mir zum Beispiel Buddy Guy auf. Das habe ich in den letzten Tagen exzessiv gemacht. Das ist 100% harter und authentischer Blues. Aus jedem Ton quellen die Bluesgene über. Joe Bonamassa ist Unterhaltungskünstler. Das meine ich jetzt erst einmal gar nicht abschätzig. Man will ja auch unterhalten werden. Aber der authentische Blueser ist er nicht und will er wohl auch nicht mehr sein.

´The Heart Never Waits´ nach dem kurzen Intro ´Pilgrimage´ klingt ziemlich perfekt, aber auch mit den Backgroundsängerinnen und der recht glatten Produktion ein wenig nach „Las Vegas“. Der Titelsong ist eine Ballade, die mit abgespecktem Sound und Anlehnung an amerikanische Songwriter dann wieder die starke Seite von Joe präsentiert. Eher Springsteen’scher Rock als Blues. Das ist ein starkes Lied. ´Questions And Answers´ ist dagegen Feierabend-Blues. Die dauernden Background-Sängerinnen triggern mich, das gebe ich zu, das nervt dann etwas und macht meine Kritik an manchen Stellen vielleicht etwas zu hart.

´Mind’s Eye´ ist eine ordentliche Ballade. ´Curtain Call´ ist eine gelungene Reminiszenz an LED ZEPPELIN (´Kashmir´) und andere Rockgrößen. Unaufgeregt, aber gerade dadurch sehr entspannt. Die Zeiten als Joe jedem Gitarristen zeigen musste, dass er besser ist, sind (zum Glück?) auch schon vorbei. Songdienlich ist der richtige Ausdruck dafür. ´The Loyal Kind´ beginnt wie ein JETHRO TULL-Track und entpuppt sich dann als schöne Ballade. Da kann er wieder punkten. Es gibt schwere Gitarrenriffs und gelungene Breaks. Intelligenter Song. Starkes Gitarrensolo. So mag ich den Herrn Bonamassa. ´Hanging On A Loser´ funkt dann eher als es bluest. Ist okay. Halt wieder Las Vegas. ´Known Unknowns´ kann mit singender und klagender Gitarre wieder überzeugen. Ein Auf und Ab.

Weniger als 7,5 Punkte kann ich nicht geben, wenn die Platte auch einen etwas ambivalenten Eindruck bei mir hinterlässt. Dafür ist Joe Bonamassa einfach zu gut.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 29.10.2021)