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DEMERSUS AD NIHILUM – //180703//

~ 2021 (AOP Records) – Stil: Atmospheric Black Metal ~


Florian Musil, den Namen habt ihr doch grade kürzlich erst gelesen – genau, bei der Kritik zur neuen THE NEGATIVE BIAS. Er verleiht mit seinem einerseits sehr elastischen, ja groovenden Drumming, andererseits seiner technischen Exaktheit und Schärfe so einigen Extremmetal-Bands den ganz besonderen Touch, wie man es auch live bei SCHAMMASCH erleben konnte. Seine Hauptbands sind jedoch THEOTOXIN und nun auch AGRYPNIE, und als ob er mit diesen nicht genug zu tun hätte, hat er zusätzlich Ende 2020 noch ein Soloprojekt aufgelegt, in dem er sämtliche Instrumente selbst spielt. THEOTOXINs Sänger Ragnar wird auf der Debüt-EP zusätzlich noch von zwei Gästen unterstützt, was den drei Songs sehr unterschiedliche Färbungen verleiht, auch da die Texte stets auf Österreichischer Lyrik, in diesem Fall Franz Grillparzer und Heinrich Joseph von Collin, basieren.

Dessen ´Hin auf dornigen Wegen´ mag Florians Lebenseinstellung widerspiegeln, wer stets nach mehr strebt und auch gegen Widrigkeiten für sein Glück kämpft, dem sind die Götter wohl gesonnen, und er findet Erfüllung und Zufriedenheit:

Jedem wohnet die Kraft
In der Tiefe der Brust;
Dem nur gehorcht sie,
Der oft und herrschend ihr ruft.

Seinem Herz gefolgt ist er mit diesem Projekt auf jeden Fall, das hört man jede Sekunde; spannend bleibt, wie sich das Ganze in Zukunft stilistisch entfaltet, denn da bieten die Stücke ein breites Spektrum. Der Titelsong blastet aus dem Stand als klassisch-melodischer Black Metal los, tremoliert sich dann hinauf in grosse Melodien, die von Ragnars fauchender Schreistimme und Torsten Hirschs (AGRYPNIE, NOCTE OBDUCTA) growlenden Vocals begleitet werden, gegen Ende klingt jedoch schon an, dass DEMERSUS AD NIHILUM keineswegs als rein melodischer Schwarzmetall gedacht ist.

´Verwünschung´ ist dann noch deutlich mehr Post Rock mit seiner an die Romantik angelehnten Lyrik und Stimmung, den vielen Schichten akustischer Gitarre und Streichern, und später schönen gegen die Gesangslinien laufenden Gitarrenleads; vervollständigt wird dieses Bild von Schmerz und Tragik durch einen sehr unerwartet gestalteten cleanen Gesangsbeitrag von SCHAMMASCHs C.S.R. – auf jeden Fall das vielfältigste Stück auf dieser EP. ´Abschied´ wiederum versucht die Quadratur des Kreises, indem es Elemente beider Welten miteinander verbindet, perlende Pianomelodien im Dialog mit der Gitarre, die weniger rifft als viel mehr spielt, postrockende Weite mit schwarzem Furor, sehr giftig-bitteren Vocals und eben genau diesem für ihn typischen, offen und warm klingenden Drumming.

Er ist schon ein Tausendsassa, als Schlagzeuger herausragend, beweist er sich hier zusätzlich als Multiinstrumentalist und Songwriter. Kommen wir zurück zu von Collins Zeilen:

O, dann reichen ihm die Götter
Helfend den Arm;
Und er findet entzücket
Auf der Seligen Insel,
Unter den Heroen sich wieder:
Ruhe durchströmet sein Herz!

 

Beeindruckendes Debüt! Und wie man hört, soll noch dieses Jahr die Langspieler-Fortsetzung kommen. Dann wird die Frage sein, ob sich DEMERSUS AD NIHILUM für eine Marschrichtung entschieden haben, sich eventuell doch noch an einem Instrument verstärken, und vor allem für sich in der Veröffentlichungsflut echte Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten können. Die Basis ist dafür ist auf jeden Fall geschaffen…

(7,25 Punkte)

 

 

https://www.facebook.com/Demersus-ad-Nihilum-104903648344593


(VÖ: 25.06.21)