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CANNIBAL CORPSE – Violence Unimagined

~ 2021 (Metal Blade Records) – Stil: Death Metal ~


Der Allgemeinplatz unter CANNIBAL CORPSE-Beurteilern ist: von Album zu Album besser. Stimmt das? Nun, in den frühen 1990ern, als sie sozusagen zum Synonym wurden für Death Metal, da wüteten sie hektischer, rüder, dreckiger. Demgegenüber: Die Grandezza in Riffs und Grooves, die sie seit ´Kill´ (2006) perfektionieren – das hat international kaum Konkurrenz. Und: Seit jetzt Erik Rutan an der Gitarre (er produzierte auch) dabei ist, gibt es neue Schmankerl im Qualitäts-Kanon, wie die schön-schleimigen MORBID ANGEL-Tiefton-Tunnel, etwa in ´Necrogenic Resurrection´ und ´Ritual Annihilation´. Ohnehin: Auf dem 15. Album ist es eindeutig die Gitarren-Front, die den Unterschied und weiter Boden gut macht – und die Marke CANNIBAL CORPSE positiv auflädt.

Weltweiter Gold-Standard

Damit bleiben die Herren aus Tampa, Florida, weltweit der Gold-Standard im Death Metal. Und um diesen ist es nicht mehr so gut bestellt wie vor 20 bis 30 Jahren. So krankt das Genre weiter an einem Zuviel an noch nicht einmal mediokren Veröffentlichungen – aber solange CANNIBAL CORPSE so abgehen, fehlt es Mitläufern und Nutznießern zumindest nicht an Motivation und Vorbild.

´Violence Unimagined´ lässt die Leistungskurve weiter steigen, in einer Phase der Existenz, in der die meisten anderen, unter Metal-Perspektive, betagteren Musiker Sauerstoffmasken und Doping bräuchten – angesichts der anhaltend gnadenlosen Intensität und Brutalität ihres Tuns. Selbstverständlich, es wird immer jemanden geben, der lautstark ´Hammer Smashed Face´ ruft, weiterhin diese, zugegeben, Glanztat von 1993 als ihren Songwriting-Höhepunkt verkündet. Oder die Horde an Old-Schoolern, die so ideologisch verblendet wie pauschal behaupten, dass die (Ex-Sänger Chris) Barnes-Ära das Nonplusultra bleibt.

Ich sage: Das Einzige, was CANNIBAL CORPSE davon abhalten kann, sich selbst zu übertreffen, tja, sind: sie.

(9 Punkte)

 

Zum Reinschnuppern – „Inhumane Harvest“: