MeilensteineVergessene Juwelen

HEX – God Has No Name

~ 2019 (Transcending Obscurity Records) – Stil: Death / Doom Metal ~


Wir leben in einer Zeit des Überflusses und der Besinnung auf traditionelle Werte. Zumindest in Sachen Musik. Das vorliegende Album der spanischen Basken HEX ist nun bald vier Jahre jung und mir durch den Umstand, in eben dieser Zeit des Überflusses entstanden zu sein, gänzlich durch die Lappen gegangen. Auf meiner Suche nach neuen Deathdoomhelden, deren Musik mich ansatzweise in eine Zauberstimmung wie bei ANATHEMA oder PARADISE LOST zu meinen Teenagerzeiten versetzt, wurde ich dann doch noch fündig. Ich mag das „Transcending Obscurity Label“ neben „20 Buck Spin“ und „Profound Lore“ als ein Bollwerk aktuellen Death Metal gerne und checke entsprechend oft neue Veröffentlichungen.

Bei HEX hat dann einfach mal das Gesamtwerk gestimmt. Du schließt beim Anhören die Augen und findest Dich auf einmal auf einem alten englischen Friedhof wieder, irgendwo in der Trostlosigkeit der Grafschaft Yorkshire, wo Dir unnennbares Grauen begegnen könnte. Schwere, Knochen zermalmende Riffs werden von Gitarrenmelodien umtanzt, welche eine beinahe die Seele marternde Atmosphäre aufbauen. Behäbig brummelt sich der Bass durch die tieferen Regionen und schüttet konsequent die durchlüftenden Zwischenräume in den Schlagzeugfiguren zu. Manchmal wird es ruhiger, manchmal gehen den Spaniern die Deathmetalpferdekadaver durch und sie überkommen einen wie die reitenden Leichen in den ollen Filmen, nur hier mit wuchtigen, Bolzen werfenden Donnerschlägen statt mit Hieb – oder Stichwaffen. Das zerbläst die lieblichen Träume von süßem Tod zu einem blässlich grauen Leichenstaub und hat mich aufgrund anderer Erwartungen zuerst etwas ratlos dastehen lassen. Aber ja, ich liebe dieses Album trotzdem, auch wenn ich eher eine rein gruftschlürfende Scheibe gewünscht hätte, sehnsuchtsvoll meine Jugend vermissend.

You understand? Naja, immerhin etwas 91er Frische versprüht dieses Album dennoch. Der Deathmetal ist nicht prügelig, sondern oft eher schwungvoll, wenn er sich nicht gerade wie ein waidwunder Ghoul die gewundene Treppe im Turm hochschleppt. Diese zähflüssige wie kochende Lava kriechende Klangmasse zermalmt alles in ihrem Weg, auch wenn sie leicht schneller fließen sollte.

Spielerisch sind die Burschen top, der Sound an sich stimmt, das Albumcover ist mir etwas modern geraten, aber sei es drum. Die Musik ist geil und war mein Geld wert.

(8 Punkte)

 

https://hexandhell.bandcamp.com/album/god-has-no-name
https://www.facebook.com/hexandhell