PlattenkritikenPressfrisch

STREET KOMPASS Dezember 2020

Hallo Ihr Lieben,

ein frohes und gesundes neues Jahr wünschen wir Euch allen.

Lasst uns froh und munter sein. Und uns recht von Herzen freun!

Lasst uns das Jahr 2021 frisch, fromm, fröhlich und frei angehen, indem wir zuallererst noch einige Reviews aus dem vergangenen Jahr hier an dieser Stelle oder noch im weiteren Verlauf verfassen. 

Nun aber in medias res, zur …

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

Q u i c k – R e v i e w s


ARCANA – Letters From A Lost Soul / Act I: The World One Forms (EP)
2020 (Eigenproduktion) – Stil: Cinematic Progressive Metal

Erstaunlich. Was da nach dem fast feierlichen, titelgebenden Intro ´Letters From A Lost Soul´ mit der Single ´Wings´ so proggig mit leichten Anteilen von RUSH, modernem Alternative, stimmungsvollen Soundscapes und orchestralem IN THE NURSERY-Ende beginnt, macht im weiteren Verlauf der EP mit ´Tailwind´ eine Zeitreise und trifft dabei auf den frühen als auch späten Spirit von THE GATHERING, die musikalische Klasse von SUBSIGNAL, Gesangslinien von JETHRO TULL in weiblicher Darbietung, streift am Anfang vom Abschlußtrack ´Octosun/Wings (Reprised)´ sphärische DEAD CAN DANCE-Gefilde mit beidgeschlechtlichem Gesang und noch so vieles mehr in diesem sich steigernden Finale.

Schade, dass uns Entdeckern das kanadische Mastermind Rogan McAdrews erstmal nur 21 Minuten lang die Nase lang macht auf das Gesamtkonzept der Lovestory um Damien, seine Frau Hope und Tochter Cassidy, denn die drei Stücke plus Intro lassen auf Großes hoffen. Unterstützt wurde er als Multiinstrumentalist, Produzent und Stimme des Protagonisten mitsamt seiner Albträume und Ängste (jawoll, auch Growls!) lediglich von Anna Draper als „Hope“ und Deyson Thiara an den Drums.

Ein vielschichtiger, atmosphärischer und hochkarätiger Auftakt zu einem Meilenstein? Stay tuned and enjoy so far…

(Less Lessmeister) – www.facebook.com/arcanabandofficial


BABEL TRIO – The Martyr
2020 (Labyrinth Of Thoughts) – Stil: Psychedelic Rock

Ohne Infos, völlig unvoreingenommen, auf diese Art ein Album zu hören ist immer wieder spannend. Hier etwa. Der instrumentale Opener ´Birth Of The Martyr´ kommt wie ein Trauermarsch aus der Wüste, wie ein Powerblues, eine Lavawalze. An Platz zwei folgt das treibende ´Wings Of Stray´. Ein paar Orientalismen, dann setzt der Gesang ein. Was ist denn das für eine Sprache? Zumindest keine mir präsente, also wird der Recherchemodus eingeschaltet.

Das BABEL TRIO stammt also von Kreta. So kommt Klarheit, die Sprache ist Griechisch. Und die Herkunfz erklärt die schwüle Hitze. Jeder Song brennt wie die Sonne auf ungeschützter Haut. Die orientalischen Elemente, die folkloristischen Zutaten, so kommt Würze, Schärfe in den Sound. Ausgegangen von BLACK SABBATH wird ein etwas anderer Weg eingeschlagen. Dieser Weg wird kein leichter sein, da sind Felsbrocken, die für Umwege sorgen, da ist die brennende Sonne.

Ich war nie auf Kreta, es entstehen aber Bilder vor meinem inneren Auge, die mich an die vulkanische Einöde von Lanzarote erinnern. Das dürften ähnliche Welten sein. Heiß, trocken, ähnlich auch die Früchte der Bauern. Trockene, erdige Rotweine, ein fruchtig-süffiges Olivenöl. Früchte voller Aroma und Süße. Und wie ein solches Olivenöl den Körper wärmt, wärmt ´The Martyr´ die Seele.

(8 Punkte – Mario Wolski) – https://babeltrio.bandcamp.com/


BERGETON – Miami Murder
2020 (MeusRecords/Darkhan Music) – Stil: Retrowave Electronic

Eine Freifahrt auf der Synth-Achterbahn durch Zeit und Raum gefällig? Nichts leichter als das, sprach Morten Bergeton Iversen (ja genau der, der als „Teloch“ die Axt bei MAYHEM schwingt) und schnallte sich an. Durch herrliche Soundlandschaften führt der Hover-Flug, vorbei an rhythmischen Loopsequenzen, mal kosmisch entspannt, mal treibend-zappelig mit einem Fitzelchen tanzbarem EBM zu geheimnisvoller Melodei, deren Grundlage stets auf rhythmischen Beats basiert und auch mal die Gitarre involviert.

Na klar, man muss ein Faible dafür haben, aber wer John Carpenters unheimliche Synth-Soundtracks liebt und im TANGERINE DREAM von „Tron“ träumt, der findet hier seine Zuflucht vor der bösen Welt da draußen. Spätestens beim Titelstück ´Miami Murder´ tummelt sich die Anhängerschar von AND ONE auf der Tanzfläche, falls es sich nicht um reine Steve Nagavi-Groupies handelt. Wer ist hier ´The Demon´ – Mensch oder Maschine? Wo sind die Roboter? Im ´Valley Of Death´.

Ein durchgehender, roter Faden verbindet diese wohlklingenden Stücke in oldschooligem Elektrokleid und man kann einfach mal abtauchen, ohne Aggression, Hektik und Zukunftsängste, denn der vergangene Futurismus strahlt mystisch – hier und jetzt. In BERGETON. Im Rhythmus, wo man mitmuss – mit Melodien für Millionen.

(Less Lessmeister) – www.facebook.com/bergetonmusic


BLACK SOUL HORDE – Land Of Demise
2020 (Independent) – Stil: Heavy Metal

2013 veröffentlichten die Griechen über “No Remorse Records” ihr erstes Album, folglich dessen schoben sie 2015 eine Split-LP mit DEXTER WARD nach. Inzwischen ist das Trio wieder Label-los und schiebt als Indie-Release sein zweites Album auf die metallische Tanzfläche.

`Land Of Demise` überzeugt mit klassischem Heavy Metal. Die Einflüsse der Griechen liegen im NWoBHM ebenso wie im US Metal. Gesanglich ist die Geschichte ebenfalls ziemlich cool. Hat man doch immer das Gefühl, dass eine Art „Filter“ den Gesang mit unterstützt. Die Stücke galoppieren fein im Bangertakt. Die Soli brennen. Hier legt man Wert auf ordentliche Melodien die ganz klar Achtziger-beeinflusst sind. Hier und da hört man leichte, doomige Einflüsse wie bei `Lod Of All Darkness`. Das schnittige `Iron Will`(nein, kein GRAND MAGUS Cover), wirkt auf seine Art sehr episch, was auch immer wieder bei den anderen sieben Songs durchkommt. Für Puristen ist `Land Of Demise` ein gefundenes Fressen. Kleine LP sowie CD-Auflage. Eile ist angesagt bei Interesse.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://blacksoulhorde.bandcamp.com/   


DEAD HIPPIES – Resister
2019 (Atypeek Music / Bruillance) – Stil: Electro Rap-Rock-Indie-Dance Crossover

Zum Kompass-Abschluss des Jahres 2020 und zum Start des Neuen drehe ich auf und komplett ab mit einer skurrilen Mischung aus der Trickkiste des Jahres 2019. In einem völlig durchgeknallten Paralleluniversum musizierte EMINEM mit early FAITH NO MORE, den SEX PISTOLS, den TALKING HEADS und PRODIGY und ein kleiner, gelber, flauschiger Typ namens „Flat Eric“ bangt vor der Bassbox dazu.

Dabei bedient sich der quicklebendige, tote Chefhippie Arnaud Fournier (HINT, LA PHASE) an allem, was nicht in einem Stil festgenagelt ist, bzw. entreißt er es dem ursprünglichen Kosmos und fügt es komplett neu zusammen – wie einen wunderbaren Transporterunfall auf der guten, alten Enterprise. Harlleylujah – wer soll das nun von euch verkraften können? Antwort: jeder, der mindestens eine der obigen Gruppen verstanden hat und vor keinem musikalischen Pillenmix im Cocktail der ungeliebten Mischgetränke Angst hat. Dann könnten die Endorphine total verrückt spielen und ihr auf den allerheißesten Partyscheiß gestoßen sein. Für alle auf dem Boden gebliebenen Entdecker eröffnet sich zumindest ein wahrer heiliger Gral, wenn sich die DEAD HIPPIES auf den unbesattelten Rücken eines Indianerpferdes schwingen und glorreich gegen ein Soundwand in Richtung Sonnenuntergang eines Indie-Wave-Westerns reiten (´Tearing Us Apart With A Poisened Dart´).

Es gibt nix Neues mehr? Alles ist bereits auf jede erdenkliche Art zusammengefügt worden und Innovation gehört der Vergangenheit an? Eat this and let’s go crazy!

(Less Lessmeister) – www.facebook.com/deadhippiesdead


DIRTY RATS – End In Tears
2020 (Sliptrick Records) – Stil: Heavy-/Hard Rock

Die Australier legen mit `End In Tears` ihr zweites Album vor und führen den Stil des Debüts `Rock`n`Roll` gewissenhaft fort. Straighter rocken`rolliger Hard Rock mit einigen Down Under Akzenten. Nicht wirklich AIRBOURNE oder AC/DC, aber hier und da hört man diese Einflüsse kurz durch.

Ansonsten tighter, räudiger Hard Rock mit rotziger Biker Attitüde. Alles gut abgehangen und aus tiefster Überzeugung eingerockt. In diesem Sinne: No Bull Shit R`n`R. Tendenziell ist die Zielgruppe die, die auf NITROGODS, MOTÖRHEAD, ROSE TATTOO oder THUNDERHEAD steht. Ungeschliffener, dreckiger Straßenköter-Sound. Die schnelleren Nummern wie `My Life is A Cliche`, `Axis Of Love`, `Rat Rock` oder `Bad News Woman` sind eindeutig die, die auf Anhieb überzeugen. Nichts Neues, aber gut gemacht. Gepflegte Unterhaltung für Hellraiser.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – www.facebook.com/dirtyratsaustralia


DIVINE ASTRONAUT – 4
2020 (M&O Music) – Stil: Electronic Rock

DIVINE ASTRONAUT sind ein frisches Duo, bestehend aus Livvy Holland (Gesang) und Moonhead (Produzent/Multiinstrumentalist), das vieles aus dem Rock- und Elektronik-Bereich kombiniert, also Alternative Electronica mit dem Schuss Trip Hop (´Magic In This Town´) oder harten Gitarrenriffs (´We Don´t Fall Back´), und in diesem Sinne DIVINE ASTRONAUT erschaffen hat.

Ihre Vorbilder sind BJÖRK, NINE INCH NAILS, RADIOHEAD, PORTISHEAD und MASSIVE ATTACK, aber auch Peter Gabriel. Moonhead sah sich in der Pflicht, mit Musik in die Öffentlichkeit zu treten, wie es seine verehrten Künstler in den Neunzigerjahren vor ihm taten und setzt sich dabei mit den inneren Gefühlen und den inneren Gesprächen um Vergangenes und Kommendes musikalisch auseinander, so dass es Kollege Less bereits ganz heiß ums Herz werden sollte.

Ihr Debüt ´Made Not In Berlin´ soll zwar erst 2021 erscheinen, doch die EP ´4´, die sie Ende 2020 mit vier Songs als Vorbote ausgesendet haben, macht uns alle schon ganz kribbelig.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/DivineAstronaut/


ELEGY OF MADNESS Feat. Giovane Orchestra Jonica – Live At Fusco Theater (DVD)
2021 (Pride & Joy Music) – Stil: Symphonic Metal

´Live At Fusco Theater´ erscheint als DVD bzw. Audio-Download. Da ich die Videoaufnahmen nicht sehen konnte, beziehen sich die Ausführungen nur auf den musikalischen Teil.

Man kann ELEGY OF MADNESS ganz einfach als NIGHTWISH-Clone bezeichnen. Damit trifft man auch mitten ins Schwarze. Und man läuft auch kaum in Gefahr, zu kurz zu fassen.

Die Italiener um Sängerin Anja Trullo gewannen einen Nachwuchswettbewerb. Das ermöglichte ihnen, mit Unterstützung des Giovane Orchestra Jonica, in ihrer Heimatstadt Taranto im Teatro Fusco dieses Konzert zu spielen, das für eine DVD mitgeschnitten wurde. Technisch und klanglich ist alles vom Feinsten, das Orchester klingt bombastisch, auch der Zusammenklang stimmt.

Ich bin nicht unbedingt der Fan von Livealben, erst recht nicht von DVDs, ein paar Klassiker, die ich schätze genügen mir. Dies hier etwa wirkt steril und herzlos. Ganz ehrlich, lieber würde ich mir NIGHTWISH vor der Bühne geben, als dass ich ELEGY OF MADNESS in dieser Form brauche.

(6 Punkte – Mario Wolski) – www.facebook.com/elegyofmadness


GOAT THE HEAD – Strictly Physical
2021 (Crispin Glover Records) – Stil: Contemporary Primal Caveman Death Metal

Seit 2005 gibt es diese Vereinigung aus Mitgliedern der Black- und Dark Metal-Bands THORNS, TROLL und KEEP OF KALESSIN, doch das letzte Lebenszeichen von GOAT THE HEAD ist bereits lange her.

Es könnte zudem sein, das  ´Strictly Physical´ (VÖ: 12.02.2021) das letzte Lebenszeichen der Band ist, lesen wir doch von der bevorstehenden Apokalypse und den „offensichtlichen Symptomen des bevorstehenden Todes“.

Unterdessen haben sie – Ketil Sæther (Gitarre), Trond Frønes (Bass) und Per Spjøtvold (Keyboards, Gesang) – sich in der zehn Jahre währenden Abwesenheit Kenneth Kapstad (Drums, MOTORPSYCHO, SPIDERGAWD) geschnappt, um acht Songs lang zeitgenössischen Urhöhlenmensch Death Metal zu präsentieren, der dennoch seinen Fühler heavy zwischen Hardrock und Metal ausstreckt.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/goatthehead/


GONE IS GONE – If Everything Happens For A Reason…Then Nothing Really Matters At All
2020 (Cloudshill/ADA/Warner) – Stil: Alternative Electronic

40 Minuten und 40 Sekunden anstatt der üblichen 20 Minuten 20 im Jahr 2020 präsentieren GONE IS GONE, die “Supergroup” um Troy Sanders (MASTODON), Troy Van Leeuwen (QUEENS OF THE STONE AGE), Tony Hajjar (AT THE DRIVE-IN) sowie Mike Zarin.

Da vor allem Letztgenannter in seinem anderen Leben Soundtracks für Filmtrailer und Videospiele zusammenbastelt, darf er sich maßgeblich für die Atmosphäre und die elektronischen Klänge verantwortlich fühlen, die er nämlich seit längerem mit Schlagzeuger Tony Hajjar arrangiert. Da der Sound der beiden Herren immer gefragter wurde, gründeten sie kurzerhand mit den namhaften Kollegen GONE IS GONE. Die bereits bekannte cinematische Grundausrichtung, entlädt sich aktuell endgültig im Post und Prog Rock, im Psych und Noise Rock sowie im Alternative Rock und in Electronica.

Wer also eine Filmmusik benötigt, für den einen Film im eigenen Kopf, den noch niemand verfilmt hat, der findet die passende Musik bei GONE IS GONE. ´If Everything Happens For A Reason…Then Nothing Really Matters At All´ ist vielmehr Filmscore als ein Songfixiertes Album.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/goneisgoneofficial


MERCURY CIRCLE – The Dawn Of Vitriol
2020 (Noble Demon / The Vinyl Division) – Stil: Darkwave (Doom) Metal

Na, drückt die Stimmung mal wieder beim Blick auf das graue Bild da draußen? Kein Problem – wenn düstere Laune, dann richtig mit Schwung. Rollläden runter, MERCURY CIRCLE aufgedreht und die Stimmung steigt…oder besser: sinkt. Aber der empfängliche Geisteszustand und damit das entspannte, körperliche Wohlbefinden steigen enorm, wenn man ein Freund nachdenklicher, atmosphärischer Klänge ist und fröhliche Partyhits einem das eiskalte Grauen bescheren.

Fünf wunderschön funkelnde, sentimentale Doomwave-Perlen rollt uns Mastermind, Produzent, Sänger, Gitarrist und Synther Jaani Peuhu (SWALLOW THE SUN, ICONCRASH) mit seinen vier Bandkollegen als Appetithappen zu, weitere für den ersten Longplayer sind seit Erscheinen dieser immerhin halbstündigen EP in der Mache. Besonders der gefühlvolle Gesang des Meisters kann sich mit einigen Szenegrößen auf Augenhöhe messen lassen.

Ein echter Lichtblick für Fans der Schwermut, die hier neu definiert wird. KATATONIA erklingen dagegen hell und fröhlich.

(Less Lessmeister) – www.facebook.com/mercurycircleofficial


MOUNTAIN WITCH – Extinct Cults
2020 (This Charming Man Records) – Stil: Seventies Hard Rock

Und noch ’ne Hexe, die anfangs zum heiteren BLACK SABBATH-Riffraten einlädt. Aber auch eine echt hübsche, was ihre akustische Präsenz betrifft. Sie verehrt, aber verliert sich nicht in Birminghams Doomwäldern – nein, sie kann auch reinen Protometal, kreiert stimmungsvoll-ruhige Atmosphären, zeigt stolz ihre Freundschaft zum Southern Rock und beide hier agierenden Renés verleihen ihr eine sehr angenehme, kraftvolle Stimme.

Würden so MOLLY HATCHET klingen, wenn sie sich vom elektrisch rockenden Europa und den Anfängen des Metal auf dem alten Kontinent hätten befruchten lassen? Dazu ein passender, natürlicher geradeaus-Retrosound in knackigen 33 Minuten, die keinerlei Langeweile beim Genuss des vierten Albums (Nummer zwei hier) der drei vom Berg Hamburg aus hexenden Männer aufkommen lassen.

Weder so bekifft wie der allgemeine Stoner, noch so Trübsal blasend wie die Jünger des Doom musizieren MOUNTAIN WITCH wie auch ihre Kollegen von HORISONT mit einer befreienden Leichtigkeit und grenzüberschreitenden Musikalität, die einfach verdammt nochmal Spaß macht!

(Less Lessmeister) – www.facebook.com/mountainwitch


RED CAIN – Kindred Act II
2021 (Sliptrick Records) – Stil: Modern Metal

Die Fortsetzung des hier besprochenen Werks des in Calgary lebenden Evgenyi Zayarny. Ist das jetzt ein Runadier oder ein Karusse?

Egal, auch Teil zwei lädt nicht wirklich zu einer musikalischen Karussellfahrt ein. Eher möchte man sich genötigt fühlen, den Akt des Runawayens anzutreten.

Trotz der genannten Einflüsse von SYMPHONY X bis TESSERACT und POWERWOLF, es bleibt nur kalter, steriler Modern Metal von der Stange, nicht mehr und nicht weniger. Gebrauchsmusik halt. Und darum, wie schon bei Teil eins nicht mehr und nicht weniger als 6 Punkte.

(Mario Wolski) – www.facebook.com/redcainofficial


SEVEN SISTERS – Echoes Of A Distant Time
2021 (Independent) – Stil: Heavy Metal

´Echoes Of A Distant Time´ ist kein neues Werk. Diese auf 200 Exemplare limitierte Vinyl-EP versammelt frühe Aufnahmen aus den Jahren 2014 und 2015. Das sind zum einen die vier Songs des ´The Warden´-Demos, das hier damals schon besprochen wurde. Dazu kommen die beiden Songs der ´Lost In Time´-Single (siehe hier).

Den damaligen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen, auch nicht zu widersprechen. Mit dem Blick von heute aber weiß man, SEVEN SISTERS haben mit ihrem Demo schon gezeigt, was sie können. ´The Warden´ oder ´No Guts, No Glory´ waren erste Hinweise, dass noch etwas Großes kommen sollte.

Da das Artwork wieder ziemlich stark ist, dieser Release, wie gewohnt, sehr liebevoll daher kommt, zeigen alle Daumen auch wieder nach oben.

(Mario Wolski) – https://sevensistersheavymetal.bandcamp.com/


SQUIDHEAD – Cult(ist)
2019 (M&O Music) – Stil: Djent/Tech/Death

Lovecraft, ick hör dir trapsen.

SQUIDHEAD sind die Jünger, die sich mit ihrem zweiten Werk, trotz des Cover-Artworks, irgendwie recht farblos präsentieren. Aus einer ursprünglichen Instrumental-Geschichte aus Belgien ist im Laufe der letzten Dekade erst die Band SQUIDHEAD geworden, die sich jedoch nach dieser Scheibe in HUNTING HORROR umbenannt hat.

An dem Mummenschanz und dem Cthulhu-Spektakel kann es nicht gelegen haben, denn diesem frönen sie weiterhin. Dennoch war dieses Finalwerk unter dem Namen SQUIDHEAD bereits kein Vorzeigealbum, um einen Preis zu gewinnen. Neben der Stilausfüllung im Death als auch Black Metal bestücken sie ihre Lieder ebenfalls mit Djent- und Tech-Gehabe und werden dabei weder zu Meistern im Sinne ihrer angehimmelten FEAR FACTORY noch MESHUGGAH. Vielleicht sollten sich die drei Musiker ein weiteres Hobby – als Lovecraft in Musik zu verwandeln – suchen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/huntinghorror


THE PROGRESSIVE SOULS COLLECTIVE – Sonic Birth
2020 (Metalville) – Stil: Progressive Rock/Metal

Jawoll. Hier ist der Name Programm für meine Progfreaks. Wahrlich eine Geburt des glasklaren, akzentuierten Klanges zaubert diese Gemeinschaft durch die heimischen Boxen. Mit einer feinen kleinen, internationalen Kollaboration von fähigen Musikern und namhaften Gästen (Keyboards übernahm neben den Loops und Programming von Kevin Moore sein damaliger DT-Nachfolger Derek Sherinian) hat Gitarrist und Mastermind Florian Zepf seiner Liebe zur anspruchsvollen Musik ein klingendes High-End-Denkmal gesetzt.

Das besonders Erfreuliche daran liegt in der Tatsache, dass sich neben dem Normalo auch der eher metallisch ausgerichtete Progger sofort wohlfühlt, ohne ständig an große Vorbilder denken zu müssen, was auch nicht zuletzt an der eigenständigen, kraftvoll-klaren Stimme von Vladimir Lalic (ORGANIZED CHAOS) liegt, der – wie auch einige Songparts – die Brücke zu unserem ehemaligen Prog-Aushängeschild EVERON spannt. Mir persönlich haben es besonders als I-Tüpfelchen die Percussions von Luis Conte (durfte schon bei PHIL COLLINS ran) angetan. Das 15-minütige Kernstück ´Destiny Inc´ alleine schon ist des Proggers Brot und Spiel.

Die Vielschichtigkeit dieses famosen Albums entwindet sich jeder großspurigen Beschreibung, da hilft nur eins: als anspruchsvolle Fans müsst ihr selbst ran!

(Less Lessmeister) – www.facebook.com/TheProgressiveSoulsCollective


V/A – MERCHCOWBOY-MIXTAPE VOL. 1
2020 (Merchcowboy Records)

Der Hashtag heißt #handforahand und der passende Benefiz-Sampler nennt sich MERCHCOWBOY MIXTAPE VOL. 1. #handforahand wollen Euer Geld, weil sie aktuell kein Geld verdienen und geben Euch dafür Musik.

Die Musik-Szene steht derzeit nahezu still, Veranstalter, Clubs und Theater, Künstler ohne Einkommen aus Bühnenveranstaltungen. Die Szene darf nicht vergessen werden dachten sich Hirsch (Bassist/Sänger von MONTREAL) und Carsten (Mitinhaber der Firma MERCHCOWBOY) und haben für den Solidaritätsfonds #handforahand einen klassischen Benefiz-Sampler aus dem Boden gestampft. 15 Bands sind bei diesem Soli-Sampler zusammen gekommen: MADSEN, DONOTS, ANTILOPEN GANG, ROYAL REPUBLIC,  GROSSSTADTGEFLÜSTER, SONDASCHULE, MONTREAL,  ITCHY, LIEDFETT, CHRISTIAN STEIFFEN, MILLIARDEN,  SELIG, HI!SPENCER, TIM VANTOL, DAS PACK und KMPFSPRT.

„Klar sind auch für die meisten Künstler*innen und Bands die sehr wichtigen Konzerteinnahmen weggebrochen, aber viele können sich durch GEMA-Ausschüttungen, Onlineshop-Merchverkauf, Streamingeinnahmen und Plattenverkäufe noch über Wasser halten. Das sieht bei den Techniker*innen,  Stagehands und Veranstaltungshelfer*innen leider ganz anders aus – da kam bei fast allen seit März genau NICHTS mehr auf‘s Konto.“ Hirsch (MONTREAL) – „Unsere komplette Live-Abteilung steht seit Monaten still – ein Großteil der Merchandiser*innen bei Konzerten und Festivals vor Ort sind Freiberufler*innen, die teilweise eigentlich bis zu 250 Tage im Jahr auf Achse sind und so ihr Leben finanziert haben. Das alles ist weggebrochen und keiner weiß so Recht, wie es hier weitergehen soll. Der Solidaritätsfonds #handforahand ist da genau der richtige Ansatz und für uns stand schnell fest, dass auch wir einen Beitrag leisten wollen und müssen, um diesen zu unterstützen.“ Carsten (MERCHCOWBOY)

MERCHCOWBOY MIXTAPE VOL. 1 ist auf 1.000 Stück limitiert, kostet 12,99 €: https://merchsaloon.merchcowboy.com/solimixtape

(Michael Haifl)


V/A – Destination Lust – Pt. 2 – Chicksville U.S.A. – The World Of Love, Sex and Violence
2020 (Bear Family Prodcutions) – Stil: Rock’n’Roll

Als Erotik und Sexualität noch verpönt und in der Öffentlichkeit kein Thema war, musste dem menschliche Urtrieb im Verborgenen nachgegangen werden. Dort aber exzessiv. Die Fünfziger- und Sechzigerjahre hatten nur den Anschein der Prüderie. Nicht nur in den Schlafzimmern, sondern in den Clubs und Lokalen ging es hoch her. Und überraschender Weise sang man sogar darüber. ´The World Of Love, Sex And Violence´ legt ein neuerliches Zeugnis dieser Jahre ab, bereits zum zweiten Mal.

Diesmal schauen wir in ´Chicksville U.S.A´ nach dem Rechten. 33 funkelnde Perlen aus jenen Tagen serviert uns die „Bear Family“ mit massenweise heißen Bräuten, etwa Marilyn Monroe, an den Mikrofonen, so dass die Herren an die Instrumente verwiesen werden, etwa Sam ‚The Man‘ Taylor und Barney Kessel.

Wer Lust will, darf Pat Morrissey, Cleo Laine, Mabel Scott und Jayne Mansfield hören. Wenn Dinah Washington ´Big Long Slidin‘ Thing´ singt, bleibt kein menschliches Wesen kalt. Aber auch Sammler werden nervös, bei Raritäten von Lincoln Chases oder THE SPINNERS, bei Frances Day alias Gale Warning oder einer raren und erotischen Version von Elvis Presleys ´Heartbreak Hotel´. ´I Want To Be Loved By You´ von Marilyn aus dem Streifen „Some Like It Hot“ darf selbstverständlich ebenso nicht fehlen. Mit dem französischen Stück ´Can Can´ lassen uns PETER JAY AND THE JAYWALKERS völlig aufgescheucht zurück.

(Michael Haifl)


WHEN FRAMES COLLIDE – Quattro
2020 (Golden Robot Records/X-Ray Records) – Stil: Hard Rock

Ein vergessenes Kleinod haben Golden Robot Records ausgebuddelt und veröffentlichen dieses Zeugnis australischer Rock-Brillanz. Die kurzlebige Band aus Melbourne, um ex-HORSEHEAD Sänger Andy McLean, brachte es auf einige Shows und diese EP. `Quattro`, im Jahre 2019 aufgenommen, wurde allerdings nie veröffentlicht, da sich die Band kurz danach auflöste, ist ganz großes Kino.

Die vier Songs dieser EP sind feinster Hard Rock, der sich aus Seventies Einflüssen speist, mit eingängigen Hooks und Melodien glänzt und sich brutalst in die Gehörgänge verbeißt. Der Mix aus rockigen EAGLES, HUMBLE PIE, COLD CHISEL, kommerziellen RAINBOW- sowie DEEP PRUPLE-Elementen ist ein absoluter Earcatcher. Der Höhepunkt der EP nennt sich `Heroes` und ist kein DAVID BOWIE -Cover, sondern eine Nummer die auch von COLD CHISEL hätte stammen können. Anbetungswürdiger Song.

Eine rockig-bluesige Nummer wie `Mars` ist sicher nichts Neues, aber die Herren kreieren einen Song, der vor Energie und Hitpotential geradezu explodiert. Ganz anders dagegen `It`s Clear`, eine feine Nummer, die mich an einen Mix aus JIMMY BARNES meets DIRE STRAITS erinnert. Von diesem Seventies Groove, der das Stück dominiert, ganz zu schweigen. Kurzum, wer auf ganz großen Seventies Rock steht: WHEN FRAMES COLLIDE besorgen es euch mal richtig.

(8,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


 


Wir wünschen Euch von Herzen ein frohes und gesundes NEUES JAHR
Euer
Michael und das gesamte Streetclip-Team

 


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