MeilensteineVergessene Juwelen

RIFF RAFF – Give The Dead Man Some Water

(Mirror Records 1983/ Mastervox Records 2003)


Ein Jahr nach VÖ des ziemlich überzeugenden `Robot Stud` Albums konnte man mit zittrigen Händen 1983 RIFF RAFF`S drittes Album in den Händen halten. Für damalige Verhältnisse war das Coverartwork schlicht „shocking“. Zwar beschissen gezeichnet, unterstes Qualitätsniveau, entspricht das was man da auf dem Cover sieht heutigen Standards in Problemvierteln. Aber auch das Backcover ist feinster Trash. Die Köpfe der Bandmitglieder gezeichnet- das Niveau : Unterirdisch. Erstaunt stellt man ebenfalls fest, dass sich gerade einmal 8 Songs auf dem Album befinden. Schon damals in Vinylzeiten nicht gerade Value for money. Aber diese Defizite gleicht dafür die musikalische Qualität aus. Schon mit dem Opener und Albumtitel haut einem der finnische Vierer voll einen vor die Birne. Eine gewaltige Doppelbassnummer mit Speed Metal Anliehen und Killerriff. Die Speedgranate wird nur durch melodische Refraineinlagen kurz unterbrochen…… ansonsten Vollgas. Ein gewaltiger Opener mit deutlichem Headbangerpotential. Deutlich metallischer als der komplette Vorgänger und vergleichbar mit OZ, nur eben schneller. Die folgenden beiden Songs sind gute, aber keine sensationelle Tracks, die mit einer sehr feinen Keyboardunterlegung etwas von ihrem Biss verlieren. Dadurch wirken die beiden Songs polierter. Mit `Shout Out`n`Loud` endet Seite eins. Eine klassische Mid-Tempo Mitgröhlhymne. Seite zwei beginnt wieder wesentlich Quailtätsbewußter. `Dark Side` ist eine galoppierende Bangergranate bei der das Gaspedal wieder mehr durchgetreten wird. Über allem erhaben, der Gesang von Immu Ilmarinen, der auf diesem dritten Album melodischer und gereifter wirkt. Sein Gesangsstil ist wie schon auf dem Vorgänger ein absolutes Erkennungsmerkmal, der den RIFF RAFF`schen Stil zu etwas einzigartigem macht. Auch fällt bei den schnellen Stücken der eigentümliche Gitarrensound auf, der die Stücke von RIFF RAFF mitprägt. ´Saloon Fighters` ist auch wieder mächtig schnell und ein weiteres Highlight des Albums. Das man THE WHO`s `Baba O`Riley` covert zeugte nicht gerade von Ideenreichtum, aber die Nummer wird von den Finnen sehr, sehr kommerziell umgesetzt. Fast schon poppig kommt dieser Klassiker daher. Eigentlich ein Fehlgriff und der Tiefpunkt des Albums, obwohl aus kommerzieller Sicht nett zu hören. Das albumschließende `Mourning Veil` ist fast vier Minuten lang eher eine abgehalfterte, kitschig-atmosphärische Ballade, die erst gegen Ende härter wirkt. ` Give The Dead Man Some Water` wirkt in seiner Gesamtheit weniger NWOBHM-lastig, eher war man auf dem Selbstfindungstrip. Drei richtige Kracher, zwei Fast-Ausfälle und drei solide Mid-Tempo Songs sind im direkten Vergleich zum Vorgänger eher ein Rückschritt. Aber mit dem Titeltrack hat man eine unauslöschliche Hymne geliefert, die immer für die Finnen stehen wird. Etwas nachteilig fällt auch der leicht unsaubere, schwamige Sound auf. Ein deutlicher Rückschritt zum sehr sauber aufgenommenen Vorgänger. Wie schon ´Robot Stud` wurde `Give The Dead Man Some Water` ebenfalls 2003 von Mastervox Records lieblos in einem Billig-Gatefold Cardboard-Sleeve veröffentlicht. Allerdings ohne Bonustracks. Das Vinyl findet sich bei Interesse ebenfalls noch für um die 40 Euro auf Metalbörsen. Wer lieber die CD-Version vorzieht, der sollte hier noch fündig werden: http://www.mastervox.fi RIFF RAFF haben in der internationalen Metalszene sicher keine nachhaltigen Spuren hinterlassen, dafür waren sie in den frühen Achtzigern zu exotisch und ihre Alben kaum zu finden. Musikalisch gesehen hätten sie aber echte Chancen gehabt, wären die Infrastrukturen der Musikindustrie damals besser verknüpft gewesen. So bleibt RIFF RAFF auch 30 Jahre später immer noch ein Sammlerthema bzw. ein echtes Nerd-Thema bei True Metal Fans.