FLYING COLORS – Third Stage: Live In London
~ 2020 (Music Theories Recordings) – Stil: Prog Rock ~
Etwas vorhersehbar: Die Supergroup FLYING COLORS veröffentlicht ihr drittes Live-Album. Nach dem Studio-Album ´Flying Colors´ (2012) folgt ´Live In Europe´ (2013), nach ´Second Nature´ (2014) schließt sich ´Second Flight: Live At The Z7´ (2015) an und nach ´Third Degree´ (2019) nun ´Third Stage: Live In London´ (2020). Aber dennoch werden Keyboarder/Sänger Neal Morse (TRANSATLANTIC, ex-SPOCK’S BEARD), Gitarrist Steve Morse (DEEP PURPLE, DIXIE DREGS, ex-KANSAS), Bassist Dave LaRue (DIXIE DREGS, ex-JOE SATRIANI), Sänger/Songwriter Casey McPherson (ALPHA REV, THE SEA WITHIN) und Schlagzeuger Mike Portnoy (THE WINERY DOGS, ex-DREAM THEATER, TRANSATLANTIC) von ihren Anhängern vergöttert. Zurecht. Ihr funktionstüchtiger Progressive Rock mit verklärender Schönheit stieß auch auf den neun Shows ihrer US- und Europatournee 2019 auf große Begeisterung.
´Third Stage: Live In London´ bezeugt den allerletzten Auftritt der Mini-Tournee am 14.12.2019 im “Shepherds Bush Empire” in London. 2.000 Zuschauer, ausverkauft, dürfen Mike Portnoys Belustigung während des Sets vernehmen: “Willkommen bei der seltensten aller Sichtungen, seltener als eine UFO-Sichtung, seltener als eine Yeti-Sichtung. Eine FLYING COLORS-Sichtung – hier auf der Bühne in London. Dies ist eine recht traurige Nacht für uns, weil es das letzte Konzert dieser Tour ist und wir nie die Gelegenheit haben, genug zusammen zu spielen. Wir werden also jeden einzelnen Moment heute Abend hier auf der Bühne genießen.”
Wer sich live so rar macht, muss wohl auch öfters ein Live-Album an die ansonsten leer ausgehende Anhängerschaft ausgeben. Etwas kostspielig beim 5-Disc-Earbook oder in der 3er-Orange-LP, aber natürlich prall gefüllt, ebenso wie die Blu-Ray, die Do-CD plus DVD sowie die digitale Ausgabe.
Was aber ist beim dritten Mal anders? Zu ´Flying´ der BEATLES betreten die FLYING COLORS die Bühne und steigen mit dem Opener ihres Debüts ´Blue Ocean´ ein. Nicht erstaunlich, aber bestens, um die Brillanz aller Musiker offenzulegen, vom Gesang von Casey McPherson bis zum Gitarrenspiel von Steve Morse. Auf ´The Loss Inside´ folgt ´More´, alle von ´Third Degree´. Ein ´Geronimo´ darf obendrein nach dem zuvor bekannten ´Kayla´ folgen. Wenn jedoch McPherson zu ´You Are Not Alone´ die Hintergrundgeschichte dieser Komposition erzählt, von den Heldentaten beim Hurrikan in Texas, wenn Menschen Menschen helfen und retten, erscheint die wunderbare, neu dargebotene Musik fast nebensächlich. ´Cosmic Symphony´, ´The Storm´ und ´Mask Machine´ bilden in eben dieser Reihenfolge – anders als vormals – das fast gewohnte Finale. Das Publikum muss dabei leider in einem bestuhlten Saal ausharren.
Ein toller Sound und ein aus mehreren Kameraperspektiven gefilmtes, somit vom Publikum aus nicht gerade überschwappendes Spektakel leisten ihren Anteil zum von Jerry Guidroz gemischten Werk. Leider hält die Kamera im entscheidenden Moment nicht auf Casey McPherson, als dieser durch die Publikumsreihen schlendert und von einer übereifrigen Security umgehend gebeten wird, bitte wieder auf seinem Sitz Platz zu nehmen. Das Publikum lacht und Neal, im Blick der Kamera, amüsiert sich, derweil er weiter auf seinem Keyboard herumklimpert.
Da beinahe die Hälfte des Materials auf ´Third Stage: Live In London´ bislang nicht auf den beiden anderen Live-Veröffentlichungen anzutreffen ist, wird sich die angesprochene Zielgruppe nicht lange bitten lassen, mindestens einer Edition den Zuschlag zu geben. Selbst das war vorauszusehen.
www.facebook.com/flyingcolorsofficial
(VÖ: 18.09.2020)