~ 2020 (Ipecac) – Stil: Avantgarde/Experimental ~
Das Projekt TETEMA gehört zweifellos zu den dunkelsten Ergänzungen im Lebenslauf des „King Of All Things Experimental“ aka Mike Patton. ´Necroscape´ ist die Fortsetzung des 2014 erschienenen Vorgängers ´Geocidal´ und wurde erneut in Kooperation mit dem australischen Komponisten, Pianisten und elektroakustischen Künstler Antony Pateras eingespielt. Ähnlich wie Patton weiß Pateras viel über avantgardistische Musikalität und hat mit seinen akustischen wie digitalen Arbeiten und seiner Liebe zu klassischen Ensembles bereits einiges in seinem eigenen innovativen und zeitgenössischen Stil umgesetzt.
Nach rund sechs Jahren war es schon fast überfällig, dass das Paar seine Vorstellungskraft wieder vereint und so präsentieren Pateras (Synthesizer/Elektronik) und Patton (Gesang) gemeinsam mit Schlagzeuger Will Guthrie (THE AMES ROOM, ELWOOD & GUTHRIE) sowie dem Geiger Erkki Veltheim (AUSTRALISCHES KUNST- und KAMMERORCHESTER) wiederum haufenweise klangliche Technicolor-Twirls und halluzinatorische Soundbastarde, die ebenso beabsichtigt dramatisch wie lächerlich exzentrisch sind.
Man könnte ´Necroscape´ auch als Experiment mit tonalen Texturen und Audio-Kuriositäten bezeichnen, das eine Galerie voller beängstigender und verwirrender Erfahrungen malt. Kurze Ausbrüche einer Mischung aus wie Lärmbomben explodierenden Instrumenten, eigenwilligen Melodien und tief schneidenden Dissonanzen sind die dominierenden Ingredienzen auf diesem zweifellos polarisierenden Kunstwerk. Dicke, mechanische Texturen wiegen dabei schwer und erzeugen einen überwältigenden Zug in die Leere. Die schwarze Spirale des Wahnsinns wird dabei immer wieder rauf und runter gespielt und unternimmt eine sonische Reise in das Unbekannte.
TETEMA haben ein Album geschaffen, das niemals zu bloßen und langweiligen Hintergrundgeräuschen oder gar soundtrackartiger Hörkulisse verkommt. Nein, Pateras, Patton und Co. befehlen unsere Aufmerksamkeit wie ein rotzbedecktes Kleinkind, das sich in einem Wutanfall vor unsere Füße wirft, und das schöne daran ist, dass sich ´Necroscape´ weder kategorisieren noch erklären lässt. Cryptic Rock, bizarrer „Bangarang“ oder Elektro-Hullabaloo – wen kümmert das schon!
(7,5 Punkte)
https://www.facebook.com/mikepatton/
(VÖ: 03.04.2020)
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