THIN LIZZY – Jailbreak (1976)


Mit ´Fighting´ hatte sich der Vierer bestehend aus Philip Lynott, Brian Downey, Scott Gorham und Brian Robertson endgültig warmgespielt und war bereit, den Thron im Hard Rock mit dem nächsten Output zu übernehmen. Und dieser Anspruch wurde zumindest in künstlerischer Hinsicht erfüllt. ´Jailbreak´, die sechste Veröffentlichung, wird von vielen als das Referenzwerk von THIN LIZZY angesehen. Warum das so ist? Dafür gibt es einige Gründe, die ich aus meiner Sicht nennen möchte:

Das Album lieferte mit fünf Songs die meisten Songs für ´Live And Dangerous´, dem – meiner bescheidenen Meinung nach – besten (Live-)Album aller Zeiten.

Im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen (´Johnny The Fox´, ´Chinatown´, ´Renegade´ oder auch mit Abstrichen ´Thunder And Lightning´) waren die Songs der zweiten Seite mindestens gleichwertig zu denen der ersten Seite. Bei den anderen genannten Veröffentlichungen war dies aus meiner Sicht nicht durchgehend der Fall.

 

 

Mit dem furiosen Titelsong, ´Warriors´ (für mich ist die Studio-Version ausnahmsweise noch deutlich stärker als die Live-Version), dem hämmernden ´Emerald´, ´The Boys Are Back In Town´ und ´Cowboy Song´ gibt es fünf absolute LIZZY-Klassiker. ´Jailbreak´ besticht durch ein trockenes Riff, gepaart mit den coolen Lyrics von Philip Lynott und den heulenden Polizeisirenen. Bessere Songs als ´Warriors´ oder ´Emerald´ kann man aus meiner Sicht gar nicht schreiben. Ein Höchstmaß an filigraner Gitarrenarbeit, geniale Texte, wie bei ´Warriors´ – „I am the warrior. I serve the death machine. Losers or conquerors. All flash past on my silver screen. Death is no easy answer, for those who wish to know. Ask those who have been before you. What fate the future holds. It ain’t pretty“ – die nur Philip Lynott schreiben konnte und eine Songstruktur, die vom üblichen Text-Chorus-Schema weit entfernt ist. Auf dem stahlharten ´Emerald´ finden sich eines der besten Gitarrenduelle der Rockgeschichte und ein fantastischer kurzer, aber prägnanter Text zur irischen Historie. ´The Boys Are Back In Town´ der Überraschungshit, der in den USA in die Hitparade stürmte und als Song für die Vietnam-Veteranen interpretiert wurde und THIN LIZZY endlich half, den lästigen ´Whiskey In The Jar´-Schatten zu vertreiben, mit dem die Band vor ´The Boys…´ oft identifiziert wurde. Und mit ´Cowboy Song´ einen weiteren zukünftigen Live-Gassenhauer.

 

 

Entscheidend ist bei ´Jailbreak´ die geschlossene Mannschaftsleistung, die auch die schnörkellose Produktion von John Alcock und das geniale futuristische Cover von Jim Fitzpatrick mit dem (in den ersten Versionen) herausnehmbaren Blatt umschließt. Dazu der feste Rahmen der Songs, der diese Geschlossenheit fast schon im Sinne eines Konzeptalbums unterstützte. Die anderen vier, weniger bekannten Songs sind nahezu gleichwertig zu den fünf genannten, wie das kämpferische und doch ruhige ´Fight Or Fall´ , das gitarrentechnisch hochwertige ´Angel From The Coast´ und die eher melodischen ´Romeo And The Lonely Girl´ und ´Running Back´.

 

 

´Jailbreak´ ist sicher auch noch im Gedächtnis, weil die Band mit diesem Output den kommerziellen Durchbruch schaffte und das Album neben ´Live And Dangerous´ das bestverkaufte Album ist. Wenn dann auch der künstlerische Eindruck nur mit der Höchstnote bewertet werden kann, dann bleibt nur die Benennung „Meisterwerk“. ´Jailbreak´ ist mindestens ein Klassiker, der in allen Rock-Rankings für immer ganz oben stehen muss. Und (mit einigen anderen) das beste LIZZY-Studioangebot darstellt. Wie die Band den Erfolg mit einem „Fuchs“ weiterführen wollte, wird bald erklärt werden…

… Fortsetzung folgt …