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AGALLOCH – The White EP + The Grey EP

~ 2004/2008 – 2019 (Eisenwald) – Stil: Neo-Folk/Doom/Black Metal ~


Den inzwischen aufgelösten AGALLOCH aus Portland, Oregon, war es in ihrer Zeit gelungen, mit der überwiegend nachdenklichen Musik, die dunkle Ruhe und den von Electro-Soundscapes geprägten Neofolk nahtlos in ihren melodischen und atmosphärischen Black Metal zu integrieren und zudem Spuren von Gothic und Doom hinzuzufügen.

Die beiden EPs ´The Grey´ (2004) und ´The White´ (2008) erscheinen nun als gekoppelte Neuauflage via „Eisenwald“, wurden von Gus Elg geremastered und enthalten mit ´Where Shade Once Was´ und ´Shadowdub (How Beautiful Is A Funeral)´ zwei bislang unveröffentlichte Bonus-Tracks. Besonders die Arbeit von Elg ist hierbei besonders hervorzuheben, da er bislang mit Vertretern aus dem Metal-Genre recht wenig zu tun hatte. Die beiden Werke wirken jetzt klanglich weit zeitgemäßer und greifbarer als die Originale und besitzen eine Qualität, die sie nahezu wieder wie brandneu erscheinen lässt. Genau genommen lassen sich die beiden EPs sogar als reine Instrumental-Releases bezeichnen. Die spärlichen Vokal-Passagen sind jedenfalls eher subtil und die schweren, teils elektronischen und akustischen Parts, dominieren darauf eindeutig.

 

 

Die 2008 erschienene ´The White´ konzentrierte sich damals hauptsächlich auf AGALLOCHs reflektierte Inspiration und basierte auf dem Okkult-Klassiker „The Wicker Man“ über einen isolierten heidnischen Kult auf einer schottischen Insel. Aufgrund dieses Einflusses fließt die Musik wie in einem Film mit einer klaren Vision und transportiert dadurch eine bestimmte Grundstimmung.  Ätherische Chöre, eindringliche Gesänge und Sprechgesang bilden dabei jedoch nur den Mikrokosmos, denn es sind vor allem Akustikgitarren, die einen Großteil der Verantwortung an sich reißen. Jedes Kapitel der Geschichte besitzt dabei seinen eigenen Ton. Irreführung. Abgründiger Hass. Rituelle Hinrichtung. Wie ein einziger hypnotischer Sog, in den uns die zunehmend düsterer werdenden Klavierkulissen immer stärker hineinziehen. Die depressiven, melodischen und folkloristischen Momente AGALLOCHs wirken hierauf jedenfalls wie gebündelt. Ein klares Highlight im Katalog des Quartetts um Bandleader John Haughm.

 

 

´The Grey´ hingegen gründet sich lediglich auf zwei Songs des Longplayers ´The Mantle´, die hier in überarbeiteten Versionen eine neue Form finden. ´The Lodge´ dauert ganze, epische 13 Minuten und wird erst durch eine langwierige Geräuschkulisse eingeleitet, bevor das Lied buchstäblich explodiert und wiederum langsam ausgeblendet wird. Die elektrifizierten Riffs im Mittelteil sind mit das Beste, das AGALLOCH jemals zu bieten hatten. Der zweite Song ´Odal´ ist ein einziges Klangnetz in Drone, den schwelgerischen Eruptionen von SUNN O))) nicht unähnlich, und besticht vor allem durch die feine Cello-Linie im Hintergrund.

Wirklich jammerschade um den Abschied dieser hervorragenden Band. Leider hat inzwischen ja auch das Nachfolgeprojekt PILLORIAN bekanntlich das Zeitliche gesegnet. Was uns noch bleibt, ist eben alleine die Nostalgie.

(8 Punkte)