PlattenkritikenPressfrisch

SUBWAY TO SALLY – Hey!

~ 2019 (StS Entertainment/Universal Music) – Stil: Modern Rock/Metal ~


Ein imposantes Werk haben SUBWAY TO SALLY im 30. Jahr ihres Bestehens aufgenommen. Gerade weil es keinerlei Erwartungen erfüllt und schlichtweg mit großartigen Kompositionen begeistern kann. Es zeigt allen Gruppen, die immer nur auf bewährte Mittel und bekannte Tonfolgen zurückgreifen, dass sie völlig danebenliegen. Es beweist letztlich auch, dass allein die Songqualität entscheidet.

Natürlich werden SUBWAY TO SALLY bis in alle Ewigkeit als Mittelalterband angesehen werden und selbstredend blicken wir für alle Zeit mit glänzenden Augen auf ihr Meisterstück ´MCMXCV´ (1995) zurück. Dennoch ist jeder Gruppe eine Entwicklung zuzugestehen, die das Septett aktuell erst einmal vorzüglich abschließt und mit ´Hey!´ ein völlig rundes Werk präsentiert. Die fünfjährige Veröffentlichungspause hat der Formation um Sänger Eric Fish hörbar gutgetan.

Heutzutage sind SUBWAY TO SALLY eine zeitgemäße Combo, die aus Heavy Metal, elektronischen und industriellen Klängen zur Krönung mittelalterliche Instrumente melodieführend hinzufügt. In konsequenter Abfolge zeigen sie kraftvolle und eingängige Lieder, setzen zwischendurch fortwährend Querverweise zu alten Tagen, mit eingehender Ruhepause und leben sich in letzter Konsequenz einer abwechslungsreichen Stimmungslage zeitgemäß aus.

Das Septett steigt äußerst heavy, mit quietschenden Gitarren, kleinen atmosphärischen Einsprengseln der Elektronik aus dem Hintergrund sowie sinfonischem Gebaren in das Album mit dem Titel ´Island´ hitverdächtig ein. Die harten Gitarrenanschläge kennen wir bereits seit ´Foppt den Dämon!´ (1996), die eingeflochtene Electronica spätestens seit ´Mitgift´ (2014). Der schreiende Gesang von Gast-Sänger Chris Harms (LORD OF THE LOST) fügt sich in das moderne Soundgebilde nahtlos ein. Die Bridge singt Eric verblüffend wie weiland Hartmut Engler. Hechelnd preist hernach der ´Imperator Rex Graecorum´ in lateinischer Sprache aus der Carmina Burana den Pfad von Trip-Hop und Glam-Rock im Mittelalter, überwiegend von Gitarrist Simon gesungen. Der Refrain würde sich wunderbar in einen Rock-Sampler, wahlweise aus Spanien oder Italien, einfügen.

Das dramatische Highlight ist die ´Königin der Käfer´ über die seelische Schikane des Mobbings. Der elektronische Beat wird dabei in überraschenden Wendungen zum Höhepunkt getrieben. Stadionrock pur ist hingegen die Hymne ´Messias´ im poppigen Industrial-Rock über den Konsumwahn der heutigen Gesellschaft. Kraftvoller ist ´Selbstbetrug´ mit bösem Gesang von OOMPH!-Sänger Dero aus dem Background. Alte Zeiten in einem neuen Gewand spiegelt ein ´Die Engel steigen auf´ sowie ein ´Bis die Welt auseinanderbricht´ wider. Den schauderhaften Ruhepol bildet das halbballadeske ´Am tiefen See´, eingeleitet von dem Instrumental ´Anna´s Theme´. ´Am tiefen See´ kann als Nachkomme von ´Die Rose im Wasser´ angesehen werden, in dem Sängerin Sigrid „Syrah“ Hausen, von der Electro-Mittelalter-Band QNTAL, den bodenständigen Part der geisterhaften Frau aus dem See übernimmt. Ein Songtrio beschließt in einem modernen Hitfeuerwerk, bestehend aus der Ohrwurm-Komposition des Dudelsackspielers Thomas Zölle ´Alles was das Herz will´, ´Aufgewacht´ sowie ´Ausgeträumt´, dieses Werk vortrefflich ab.

´Hey!´ ist überraschend anders, ist überraschend gut. ´Hey´, sensationell.

(8,5 Punkte)

https://subwaytosally.com/