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SACRAL NIGHT – Ancient Remains

~ 2019 (Metal On Metal Records) – Stil: Heavy Metal ~


Ich liebe meinen Heavy Metal obskur und dezent makaber mit infernalischen Melodien, welche Dich in eine andere Welt versetzen. Dann darf der Gesang auch gerne eigenwillig sein und ausgefallene Melodien ausspeien. Aus den 80ern sind da bei mir SATAN’S HOST, MERCYFUL FATE und DEATH SS ganz groß, aus den 90ern MASTER’S HAMMER (die ja schon recht derbe Vocals haben) und die Amis LUCIFER (Church Of Satan-Mitglieder, sehr obskure CD von 1996, danke an meinen Buddy Sascha Glaeser/“Yeah Records“, Essen, für den Tipp).

Heuer haben wir ein paar mehr Bands, die sich jener sinisteren Obskurität verschrieben haben und zu denen gehören die Franzosen SACRAL NIGHT. Black Metal, so hätte man 1986 wohl gesagt. Das Album klingt auch fast nach 1986, wenn man die eine oder andere Blastbeatuntermalung überhört, denn das hielt erst ab den 90ern so richtig Einzug und war vormals der Hardcorepunkszene vorbehalten. Das wirbelnde Blasten wie zum Beispiel beim erhabenen ´The Blood Spattered Bride´ an einer Stelle unter machtvollen, dunklen und doch melodischen Riffs könnte man mit dem melodischen Blackmetal der 90er in Verbindung bringen, aber diese Momente sind zu selten und der Gesang stets klar, bei aller Kauzigkeit. SACRAL NIGHT sind kein Black Metal im Sinne der für das Genre typischen Stilmittel.

Aber wir schweifen gerade ab. Die Songs haben einen erzählerischen Charakter, dabei dann auch noch dieses hymnische Element, welches sie zu echten Ohrwürmern macht. Außerdem sind sie jedoch stets morbide und schön unkitschig, haben einen relativ rauen, ungeschliffenen, dafür umso lebendigeren Klang, welcher der Performance einen noch leidenschaftlicheren Ausdruck verleiht. Die Musiker scheinen mit inniger Hingabe ihre Songs zu zelebrieren. Das hier ist mehr ein Ritual, denn ein schnödes Herunterspielen von Musik.

Eine besondere Magie haben die eingängigeren Stücke, wie das hitverdächtige ´The Last Decade And Beyond´ mit seinem rollenden bis tänzelnden Drumming, welches immer für viel Schwung sorgt, packenden Gesangslinien, einem Gänsehautrefrain voller wilder Lust, wogenden Momenten, die besonders live für Stimmung sorgen sollten. SACRAL NIGHT haben hier einen der schönsten Heavy Metal-Momente 2019 geschaffen.

Die Atmosphäre ihrer Musik ist die einer vom absolut Bösen befallenen gotischen Kathedrale, in der unheilige Messen abgehalten werden. Und so wird Heavy Metal mit leicht extremerer Kante wieder der Salonfähigkeit beraubt, welche ihm in den letzten Jahrzehnten aufgebürdet wurde. Das hier ist zwar an sich schön, aber nur für die fragwürdigen Gestalten unter uns Headbangern und Kuttenträgern, welche sich dem gepflegten Mainstream nicht ergeben wollen. SACRAL NIGHT sind dabei echt und ehrlich. Diese Musik kommt von Herzen.

„Metal On Metal Records“ haben hier wieder ein vorzügliches Händchen für originellen Metal abseits ausgetretener Pfade bewiesen. Diese tolle Band passt hervorragend zum tollen Label. Natürlich sind SACRAL NIGHT auch gute Musiker, die ihre Instrumente und das Komponieren von eindringlichen Songs beherrschen. Der Klang allein ist widerborstig, wenn man die moderne Digitalproduktion gewohnt ist. Aber dafür ist die Dynamik der Stücke unschlagbar. Top Ten Anwärter für mich 2019.

(9 Punkte)